Handball

Umgebaute Nationalmannschaft gewinnt EM-Test gegen die Schweiz

Von 
Marc Stevermüer
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Rückraum-Routinier Kai Häfner (l.) und Timo Kastening freuen sich über den Testspiel-Sieg über die Schweiz. © dpa

Mannheim. Wenn Alfred Gislason „zufrieden“ ist, hat das durchaus etwas von einem Lob. Der Trainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft ist schließlich nicht dafür bekannt, mit Superlativen um sich zu werfen. Und mit dem, was sein Team da am Freitag in Mannheim beim 30:26 (15:14)-Sieg im Testspiel gegen die Schweiz zeigte, war er nun mal „zufrieden“ - wenngleich das Wort ja automatisch be-inhaltet, dass es da auch noch Steigerungsmöglichkeiten gibt. Und die sieht Gislason auf jeden Fall: „Wir müssen es im Angriff besser machen.“ Aller Anfang ist eben schwer. Gerade bei einer neu formierten Mannschaft.

Sonntag gegen Frankreich

Mehr Druck und mehr Bewegung in der Offensive fordert der Bundestrainer schon am Sonntag (19.05 Uhr) in Wetzlar, wenn es im letzten Test vor der EM (13.-30. Januar) in der Slowakei und Ungarn gegen Olympiasieger Frankreich geht: „Ich denke, dass meine Mannschaft dann ein wenig frischer sein wird.“ In der Tat wirkten die Deutschen gegen die Schweiz in manch einer Szene ein bisschen müde, was Gislason aber keinesfalls verwunderte: „Wir haben in den vergangenen Tagen wirklich sehr viel gemacht.“

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Eine Wochevor dem EM-Auftakt in Bratislava gegen Belarus (14. Januar, 18 Uhr) setzte Gislason auf einen komplett neuen Rückraum: Luca Witzke, Sebastian Heymann, und Djibril M’Bengue haben allesamt noch kein Turnier gespielt, standen aber in der Startformation - und entsprechen allesamt dem vom Trainer bevorzugten Ideal. Sie haben Qualitäten in der Abwehr und im Angriff, was den Deutschen eine wilde Wechselei erspart und das Tempospiel vereinfacht. Und genau dieses Stilmittel bevorzugt die DHB-Auswahl, die fast schon traditionell ihre Schwächen im Positionsangriff hat.

Zu Beginn stellte sich auch der gewünschte Effekt ein. Der Europameister von 2016 kam zu einigen Ballgewinnen in der Abwehr, Timo Kastening traf beispielsweise im Gegenstoß zum 2:1 (4.) und Sebastian Heymann besorgte das 6:3 (10.) mit einem Wurf ins leere Tor der Schweizer, die bei Ballbesitz konsequent mit dem siebten Feldspieler agierten. Mit Weltklasse-Regisseur Andy Schmid vom Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen haben sie auch genau den richtigen Mann für diese Variante, die den Deutschen mit zunehmender Spieldauer immer größere Probleme bereitete. Gislason probierte im Innenblock einiges aus, fand aber keine passende Kombination, um das Zusammenspiel Schmids mit den Schweizer Kreisläufern zu unterbinden. „Wir hatten Probleme in der Abwehr. Da müssen wir aggressiver werden, den Gegner zu mehr Fehlern zwingen, auch mal das Spiel unterbrechen. Wenn wir das besser machen, kommen wir auch häufiger ins Tempospiel“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer.

Nachdem der starke Schweizer Torwart Nikolas Portner dafür gesorgt hatte, dass sein Team zum 13:13 (25.) ausglich, setzte sein Gegenüber Andi Wolff vor allem gegen Ende des ersten Durchgangs Akzente. Gislason sprach von einem „guten Andi Wolff“, der auch beste Chancen hat, zum EM-Auftakt zwischen den Pfosten stehen. „Andi hat den Vorteil, dass viele unserer Gegner seine Mitspieler sind. Er kennt sie aus dem Training sehr gut“, sagte Gislason. Wolff steht beim polnischen Erstligisten Vive Kielce unter Vertrag - und ist dort Kollege von belarussischen und polnischen Nationalspielern. Auf Polen treffen die Deutschen im dritten Vorrunden-Duell (18. Januar), zuvor geht es noch gegen Österreich (16. Januar).

Gegen die Schweiz übernahm aber zu Beginn der zweiten Halbzeit der Wetzlarer Till Klimpke die Position von Wolff. Aussagekräftiger war aber der Personalwechsel im Rückraum. Gislason setzte nun mit Julius Kühn, Philipp Weber und Kai Häfner auf die etablierten Kräfte. Das führte zwar zu zwei Abwehr-Angriff-Wechseln (Simon Ernst und Christoph Steinert für Weber und Häfner), aber auch zu weniger Fehlern im Angriff. „Es ist nicht ganz so einfach, mit Häfner und Weber zu spielen“, weiß der Bundestrainer genau um die Gefahren des Personaltauschs zwischen Abwehr und Angriff: „Es gibt ein paar Mannschaften, die nach einem Ballgewinn sofort sehr viel laufen.“ Und deshalb Abwehrschwächen oder Wechselorgien umgehend bestrafen. Die Vorrundengegner Belarus und Polen gehören übrigens in diese Kategorie.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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