Fußball-EM

Ex-Waldhof-Co-Trainer und Ungarn-Experte glaubt an Chance gegen DFB-Elf

Bei der EM arbeitet der deutsche Trainer Michael Boris als Taktikexperte für die ARD. Im ungarischen Fußball kennt er sich gut aus. Vor dem Duell mit der DFB-Elf am Mittwoch schreibt er das Team seiner Wahlheimat noch nicht ab

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Alexander Müller
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Michael Boris gewann als Trainer der ungarischen U 21 bei einem Spiel 2017 in Paderborn gegen den damaligen U-21-Europameister Deutschland. © osnapix/Imago

Am Samstag saß Michael Boris vor dem Fernseher und war ernüchtert, fast entsetzt. Ungarns 1:3-Auftaktniederlage bei der EM gegen die Schweiz ließ den deutschen Trainer, der seit Jahren in Budapest wohnt, ratlos zurück. „Ich war sehr enttäuscht, dieser Auftritt ist mir unerklärlich. Das war viel zu passiv. Die Aggressivität hat gefehlt. Das kannte man von den Länderspielen in den letzten Jahren überhaupt nicht. Und nach vorne war es auch übersichtlich“, sagte Boris.

Der gebürtige Bottroper lebt nicht nur im Land an der Donau, wo er ab der nächsten Saison den Zweitligisten Szeged-Csanád Grosics Akadémia trainiert, er ist als ehemaliger Coach der U 19 und U 21 des Verbands auch ein absoluter Experte für die ungarische Nationalmannschaft. Und auch ein bisschen „Fan“, wie er zugibt.

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Deshalb hofft Boris darauf, dass das Team Maygarok am Mittwoch (18 Uhr/live in der ARD und bei Magenta-TV) gegen Deutschland ein vorzeitiges Scheitern in der Gruppenphase verhindern kann. Wobei die Ausgangslage mindestens schwierig klingt, der Druck bereits gewaltig ist.

„Wenn wir auf unseren Gemütszustand blicken, setzt wohl keiner auf uns als Gewinner. Deutschland ist der absolute Favorit bei diesem Turnier“, bekundete Trainer Marco Rossi nach dem Nackenschlag gegen die Schweiz.

Ungarn muss gegen Deutschland auf Zwischenräume aufpassen

Michael Boris will das Team seiner Wahlheimat aber noch nicht komplett abschreiben. „Ungarn muss jetzt schon einen Punkt holen, deshalb werden sie ein anderes Gesicht zeigen“, sagte Boris, der in der Rückrunde der vergangenen Saison als Co-Trainer beim Drittligisten Waldhof Mannheim arbeitete. Wenn Ungarn zumindest als einer der vier besten Gruppendritten noch ins Achtelfinale vorstoßen will, darf das Team von Trainer Rossi in Stuttgart auf keinen Fall verlieren.

Boris, der bei dieser EM als Taktikexperte für die ARD-Kommentatorin Christina Graf mit dabei ist, sieht vor allem die Arbeit gegen den Ball als entscheidenden Schlüssel, wenn die Ungarn der DFB-Elf Probleme bereiten wollen. „Was die Ungarn zuletzt stark gemacht haben: Sie haben immer im Block gespielt, es war für den Gegner sehr schwer, durch die Linien zu kommen. Die Schweizer haben es aber mit Leichtigkeit geschafft, ihre Spieler in den Zwischenräumen anzuspielen“, erklärte der 49-Jährige.

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Gegen Deutschland, mit einer erheblich höheren individuellen Qualität in der Offensive um Jamal Musiala, Florian Wirtz und Kai Havertz, könnten solche Lücken fatale Folgen haben. „Ungarn muss verhindern, dass Ilkay Gündogan zwischen den Linien angespielt werden kann. Sonst ist das Aus vorprogrammiert.“

Hoffnung für Ungarn macht die zuletzt gute Bilanz gegen Deutschland

Ein wenig Hoffnung machen kann den Ungarn aber die zuletzt gute Bilanz gegen das DFB-Team. In den vergangenen drei Pflichtspielen gab es keinen deutschen Sieg (0:1, 1:1, 2:2). „Ungarn war in den direkten Duellen immer konkurrenzfähig. Sie werden versuchen, aus einer kompakten Abwehr auf Konter zu spielen. Dafür haben sie auch die schnellen Spieler“, sagte Boris.

Dass genügend Qualität im Team stecke, habe auch das 4:0 in der Nations League in Wembley gegen England im Juni 2022 gezeigt. „Ich rechne damit, dass sie Deutschland das Leben schwer machen können. Ungarn kann es, sie müssen es im Gegensatz zum Schweiz-Spiel aber auch abrufen.“ Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Turnier für die Ungarn vorbei ist, bevor es richtig angefangen hat.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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