Fußball

England hofft nur kurz: Spanien krönt sich in Berlin zum Fußball-Europameister

Verdienter 2:1-Finalerfolg sichert Spanien den vierten Europameister-Titel. England hofft nach zwischenzeitlichem Ausgleich nur kurz auf das Ende der Leidenszeit

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Alexander Müller
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Die Entscheidung in Berlin: Mikel Oyarzabal (r.) feiert mit Nico Williams und Spaniens Lamine Yamal (Nummer 19) das Tor zum 2:1. © Michael Kappeler/dpa

Berlin. Als Schiedsrichter Francois Letexier um 22.54 Uhr das Finale der Fußball-Europameisterschaft abpfiff, brachen beim verdienten neuen Champion alle Dämme. Oben auf der Tribüne jubelte König Felipe, unten auf dem Rasen feierten die neuen spanischen Helden einen verdienten EM-Triumph. Mit Toren von Nico Williams (47.) und Mikel Oyarzabal (86.) vollendete die „Furia Roja“ ein großartiges Turnier mit einem 2:1 (0:0)-Erfolg gegen England. Die „Three Lions“ hatten zwischenzeitlich durch Cole Palmer (73.) ausgeglichen.

Fußball Furiose „Furia Roja“ ist verdient Fußball-Europameister

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Die Atmosphäre in Berlin bestimmten die englischen Fans, die am Spieltag unter anderem noch mit 50 Charterflügen am Airport der deutschen Hauptstadt angekommen waren. Vor allem im Westen der Spree-Metropole mit dem Epizentrum am Breitscheidplatz tranken und sangen die Anhänger der „Three Lions“, als stünde der größte Tag ihres Lebens bevor. Für das Olympiastadion hatten sich vorsichtigen Schätzungen zufolge 40 000 englische Anhänger Tickets beschafft. Die Chance auf den ersten Europameister-Titel der Geschichte elektrisierte das Mutterland des Fußballs, Prinz William war als Vertreter der Krone nach Berlin gereist.

Die Spanier gingen als Favorit in dieses Endspiel

Würde die königliche Unterstützung gegen die beste Mannschaft des Turniers helfen? Die Nationalhymne „God save the King“ sangen die Engländer auf jeden Fall so laut, dass sie auch König Charles im fernen Buckingham Palace gehört haben dürfte. Aber die Spanier, wieder mit dem Leipziger Dani Olmo für den verletzten Petri in der Startelf, gingen als Favorit in dieses Endspiel.

Englands Coach Gareth Southgate formierte sein Team im Gegensatz zum Halbfinale gegen die Niederlande (2:1) mit einer Viererkette in der Abwehr. Verteidigen musste der Weltmeister von 1966 in der Anfangsphase enorm viel – die Engländer überließen den Spaniern den Ball, standen sehr tief – und warteten auf Fehler des Gegners. Ballbesitz nach 20 Minuten: 71:29 für España.

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Dennoch blieb es im ersten Abschnitt ein typisches Endspiel. Meint langweiliges Endspiel. Da die Engländer wenig zuließen und den Spaniern nichts Zündendes einfiel, mangelte es dem Duell im ersten Abschnitt komplett an Höhepunkten. In Form von Strafraumszenen und echten Torchancen. An den Reaktionen von den Rängen gemessen ging das folgerichtige 0:0 zur Pause aber eher als Etappenerfolg für England durch. Zumal Harry Kane bei einem geblockten Versuch aus 16 Metern (45.+1) und Phil Foden aus spitzem Winkel (45.+2) sogar zum ersten Mal eine Ahnung von Torgefahr heraufbeschworen.

Doch etliche englische Fans waren noch nicht wieder zurück auf Plätzen, da lag ihr Team plötzlich 0:1 hinten. Lamine Yamal spielte einen tollen öffnenden Pass auf die linke Seite, Nico Williams vollstreckte kontrolliert mit dem linken Fuß ins lange Eck (47.). Nun waren die Engländer gezwungen, mehr in die Offensive zu investieren. Hoffnung machen konnte den Briten die Statistik: Im Achtel-, Viertel- und Halbfinale waren die Engländer nach Rückständen noch weitergekommen. Doch stattdessen drängte Spanien auf das schnelle 2:0. Alvaro Morata (55.) und erneut Williams (57.) vergaben weitere gute Gelegenheiten.

Die fast schon letzte Hoffnung für England schien Ollie Watkins zu sein – der Held aus dem Holland-Halbfinale kam nach einer Stunde für den matten Kane. Immerhin gab Bellingham danach mal einen gefährlichen Schuss aus 18 Metern ab (64.).

Nichts gegen die Riesenchance für Yamal auf der Gegenseite, die Englands Schlussmann Jordan Pickford entschärfte (66.). Es sah nicht mehr nach einem großen Comeback der „Three Lions“ aus – doch dieses Team sollte man nie abschreiben. Bellingham legte auf den nur 145 Sekunden vorher eingewechselten Cole Palmer ab, der den Ball zum 1:1 ins lange Eck zirkelte (73.).

Ein Tor, das das Momentum kurz zu drehen schien. Jetzt war es endlich ein intensives Duell, das auf des Messers Schneide stand. Jungstar Yamal scheiterte frei vor Pickford erneut am englischen Keeper (82.).

Die Engländer wirkten, als hätten sie sich mental schon auf die Verlängerung eingestimmt, als die Spanier noch einmal zuschlugen. Nach einer brillanten Kombination verwertete Mikel Oyarzabal auf Zuspiel von Marc Cucurella zum 2:1 (86.). Ein zweites Mal kamen die „Three Lions“ an diesem Abend nicht zurück. Obwohl Olmo nach Declan Rices Kopfball noch einmal spektakulär auf der Linie retten musste (89.).

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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