Handball

Diese Saison-Bestmarken halten die Rhein-Neckar Löwen

Mit einem irren Tempo-Handball prägen die Rhein-Neckar Löwen die Bundesliga. In einigen Statistiken stehen sie deshalb weit vorne

Von 
Marc Stevermüer
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Auch in den letzten zwei Saison-Heimspielen führt Patrick Groetzki die Löwen als Kapitän aufs Feld. © Max Krause

Mannheim. Nebojsa Simic ist eine Art Kronzeuge. Denn er hat das Unheil kommen sehen - jedes Mal. Und zwar genau auf sich zu. Wenn der Torwart des Handball-Bundesligisten MT Melsungen also davon spricht, dass seine Mannschaft in dieser Saison dreimal auf die gleiche Art und Weise gegen die Rhein-Neckar Löwen verloren habe, darf man ihm das getrost glauben.

„Die Löwen spielen mit dem Kreis, sie kommen nah vors Tor, holen Siebenmeter heraus, erzielen Tore im Gegenstoß und kommen viel durch die Mitte. Sie bringen sich ganz einfach in gute Abschlusspositionen“, erklärte der Torwart und klang dabei extrem frustriert. Was nur allzu verständlich ist. Er musste es ja jedes Mal ausbaden.

Die Rhein-Neckar Löwen sind die beste Gegenstoß-Mannschaft

Dem 36:25 am 1. Spieltag und dem 36:28 im DHB-Pokal folgte in der vergangenen Woche im Liga-Rückspiel ein 34:25-Sieg der Mannheimer, deren Partien längst mit einem gewissen Wiedererkennungswert versehen sind. Schnell und schnörkellos geht es zu, was an Trainer Sebastian Hinze liegt. Nach einem Jahr im tabellarischen und vor allem stilistischen wie taktischen Niemandsland hat er der Mannschaft seine Handschrift verpasst. Man weiß ganz einfach, wofür diese Löwen stehen. Das belegen vor den beiden Heimspielen am Donnerstag (19.05 Uhr/live bei Sky) gegen den Bergischen HC und am Sonntag (16.05 Uhr/live bei Sky) gegen den HC Erlangen auch die Zahlen.

Bei Uwe Gensheimer deutet sich ein Comeback an. © Uwe Anspach

143 Tore im Gegenstoß sind nach 31 Spieltagen der Ligabestwert. 340 Treffer aus der Rückraum-Nahwurfzone sorgen in dieser Kategorie für Platz zwei hinter dem noch amtierenden Meister SC Magdeburg (352), der einen ähnlich Spielstil wie die Löwen pflegt und beim Thema Tempohandball getrost als Maß der Dinge bezeichnet werden darf. In Deutschland auf jeden Fall, vielleicht sogar in Europa.

Handball entwickelt sich zu einem irren Laufspiel

Der Trend ist definitiv eindeutig. Handball entwickelt sich zu einem irren Laufspiel. Es geht darum, schnell und somit nah vor das gegnerische Tor zu kommen. Das erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit. Champions-League-Halbfinalist Magdeburg zeigt das, der Pokalsieger aus Mannheim ebenfalls - und der Erfolg gibt beiden recht.

Geradezu erschreckend wirken im Vergleich dazu die Löwen-Statistiken aus der vergangenen Saison. In der gesamten Spielzeit kam der zweifache Deutsche Meister nur auf 96 Gegenstoßtreffer (Platz elf), aus der Rückraum-Nahwurfzone war er 238 Mal erfolgreich (Platz 13). Man muss sich also nicht wundern, dass die Badener die Runde 2021/22 auf einem desillusionierenden zehnten Rang beendeten. Sie spielten nämlich schlichtweg zu langsam, mussten sich entsprechend jedes Tor schwer erkämpfen. 960 Treffer waren es damals am Saisonende, nun sind es drei Spieltage vor Saisonabschluss schon 1023 Tore. Auch dieser Spaß am Spektakel bedeutet: Ligabestwert.

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Fest steht: Mit dem praktisch gesicherten fünften Platz in der Liga, dem Pokalsieg und dem klaren Spielstil hat Hinze dem Aufbruch in die nächste Löwen-Epoche eine gewisse Substanz verliehen. Und doch gibt es noch viel zu tun. 315 technische Fehler (Platz zehn) weist die Statistik nämlich ebenfalls aus. Hier führen der THW Kiel (226), die SG Flensburg-Handewitt (252), der SC Magdeburg (256) und die Füchse Berlin (268). Genau diese vier Clubs stehen auch in der Tabelle vor den Löwen.

Löwen-Trainer Hinze sieht „Risiko als Chance“

Hinze gibt allerdings zu bedenken, dass der schnelle Spielstil seines Teams auch zu mehr Angriffen pro Partie führe. Entsprechend gebe es mehr Situationen, in denen es zu einem Ballverlust kommen könne.

Zuletzt gegen Melsungen hatten wir eigentlich erstmals in der Rückrunde die Fehlerquote, die wir uns vorstellen.
Sebastian Hinze Trainer Rhein-Neckar Löwen

Trotzdem räumt der 44-Jährige ein, dass es sein Team in der „Hinrunde deutlich besser“ gemacht habe: „Zuletzt gegen Melsungen hatten wir eigentlich erstmals in der Rückrunde die Fehlerquote, die wir uns vorstellen.“ Gerade in der zwischenzeitlichen Negativserie mit sieben Liga-Niederlagen am Stück hatten sich die Löwen viele Ballverluste geleistet. Ein Zeichen der Verunsicherung.

Hinze nennt außerdem die „hohe Belastung“ für einzelne Spieler als Grund für die steigende Fehlerquote - und nicht zuletzt führe ganz einfach auch die „Idee des bedingungslosen Tempospiels“ zu dem einen oder anderen Missgeschick: „Wir sehen das Risiko als Chance.“ Und bei dieser Herangehensweise sind Fehler eben automatisch eingepreist.

Drei Ausfälle bei den Löwen gegen den Bergischen HC

Gegen den Bergischen HC, den Hinze bis zum Sommer 2022 trainierte, muss der Löwen-Coach auf Robert Timmermeister, Halil Jaganjac und Joel Birlehm verzichten. Besser sieht es beim zuletzt wegen Knieproblemen pausierenden Uwe Gensheimer aus. Der Linksaußen hat in dieser Woche trainiert - und würde gerne Spaß am nächsten Spektakel haben.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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