Doha. Nun aber wirklich: Endspiel. Um das erste Finale waren die Deutschen ja noch überraschenderweise herumgekommen, nachdem die Japaner gegen Costa Rica verloren hatten. So hätte ein Ausscheiden der Mannschaft von Trainer Hansi Flick nicht mal bei einer Niederlage gegen Spanien festgestanden. Vor dem Spiel gegen Costa Rica nun ist aber endgültig klar, dass ein Sieg notwendig ist für das Vorrücken ins Achtelfinale – und auch das gelingt nur, wenn Japan nicht gleichzeitig gegen Spanien gewinnt.
Eine Situation, in der sich ein gewisser Druck auf die Spieler aufbauen könnte. Für Thomas Müller ist dieser Druck allerdings kein Argument, warum das Vorhaben scheitern könnte: „Drucksituationen müssen alle von uns gewohnt sein.“ Gemeinsam mit Manuel Neuer stand er schon in einem WM-Finale, etliche andere Spieler im Kader haben die Champions League gewonnen. Auch beim Druck kann ein Gewöhnungseffekt einsetzen.
Allerdings hatten Neuer und Müller auch beim Ausscheiden 2018 schon eine WM gewonnen – dazu standen noch weitere Weltmeister auf dem Platz, die das Scheitern gegen Südkorea nicht abwenden konnten. Immer wieder die Erinnerung an dieses Spiel in Kasan und der damit einhergehende Verlust des Prädikats „Turniermannschaft“.
Prekäres Kamerun-Spiel 2002
Dabei wankte das deutsche Team bei Weltmeisterschaften schon häufiger durch die Vorrunde. Oft drohte im letzten Vorrundenspiel das Aus. Was das Spiel in Kasan vor viereinhalb Jahren so bemerkenswert macht: Zum ersten Mal erwischte es das deutsche Team tatsächlich.
Bei der WM 2010 standen nach zwei Spielen nur drei Punkte zu Buche. Die Partie gegen Ghana in Johannesburg: ein Endspiel. Mesut Özil entschied es mit einem fulminanten Schuss. Acht Jahre zuvor war die Lage noch prekärer. Wie die Kameruner wies das DFB-Team vier Zähler auf, nur der Sieger würde weiterkommen – und dann sah Carsten Ramelow die Gelb-Rote Karte. Durch Tore von Marco Bode und Miroslav Klose reichte es dennoch zu einem 2:0 – und mit 16 Gelben Karten wurde ein Rekord aufgestellt.
1982 hatte es die Schande von Gijon gegeben, als sich Deutsche und Österreicher auf einen 80-minütigen Nichtangriffspakt geeinigt hatten, nachdem Horst Hrubesch das 1:0 für die Deutschen erzielt hatte. Ein Ergebnis, das beiden Mannschaften den Einzug in die nächste Runde ermöglichte.
Einen derartigen Spielausgang kann es am Donnerstag (20 Uhr/live in der ARD) nicht geben. Den Lateinamerikanern aber würde schon ein Remis für das Achtelfinale reichen, falls Japan gegen Spanien verliert. Auch deswegen geht Flick von einem Gegner aus, der sein Heil in der Defensive suchen wird.
In den bisherigen beiden Spielen schoss das costa-ricanische Team insgesamt ein Mal auf das gegnerische Tor. Dieser Schuss aber hat für drei Punkte gereicht. Eine beeindruckende Effizienz und somit in etwa das Gegenstück zu der deutschen Mannschaft, der es vor dem Tor bisher an Abgeklärtheit fehlte.
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Rückt Sané in die Startelf?
Möglicherweise wird Flick deshalb erstmals in diesem Turnier Leroy Sané in die Startelf berufen. Gegen Japan fehlte er noch wegen einer Knieverletzung. Im Spanien-Spiel hatte er als Einwechselspieler dann großen Einfluss darauf, dass die Deutschen nun optimistisch in die kommende Partie gehen.
Sané dürfte nun als gute Option für die nächste Aufgabe gegen Costa Rica gelten. Was allerdings auch auf Niclas Füllkrug, Serge Gnabry, Thomas Müller und Kai Havertz zutrifft. Einzig Jamal Musiala kann sich in der Offensive seines Stammplatzes sicher sein. Selbst der für besondere Momente bekannte Müller erklärte, dass man nicht über viele Spieler wie Musiala im Kader verfüge, „die den Ball irgendwo bekommen und Chancen kreieren“.
Musialas Spiel wirkt zudem so, als sei das Fußballfeld für ihn eine von Druck befreite Zone. Auch Flick spricht sich frei von Druck: „Den verspüre ich überhaupt nicht.“ Viel eher fühle er, dass sich seine Mannschaft auf einem guten Weg befinde. Ob dieser Weg eine Sackgasse ist, entscheidet sich am Donnerstag.
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