Handball

Darum droht den Rhein-Neckar-Löwen ein mühsamer Herbst

Der Saisonstart der Löwen verlief holprig. Dafür gibt es Gründe. Und die Probleme könnten noch ein wenig andauern. Warum läuft es noch nicht? Wie kann es besser werden? Wir haben die Antworten

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Marc Stevermüer
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Enttäuschung bei Patrick Groetzki nach der Niederlage in Hannover. © Pix

Hannover. Den Auftakt hatten sich die Rhein-Neckar Löwen ganz anders vorgestellt. Mit 1:3 Punkten startete der Handball-Bundesligist in die neue Saison. Dem 27:27 bei Frisch Auf Göppingen folgte ein 29:34 bei der TSV Hannover-Burgdorf. Warum läuft es noch nicht? Wie kann es besser werden? Und was funktioniert trotz allem gut? Wir geben Antworten.

Was ist das größte Problem?

Trainer Sebastian Hinze will es weder als Erklärung und erst recht nicht als Ausrede gelten lassen, aber die verletzungsbedingten Ausfälle von Halil Jaganjac und Olle Forsell Schefvert wiegen schwer. Beide sind die zentralen Abwehrstützen und die entscheidenden Figuren für das vom Pokalsieger bevorzugte Tempospiel. Wenn man so will, ist den Mannheimern ohne das Duo ihre Spielidee abhandengekommen.

„Es war unser Plan, mit Olle und Halil ein Tempospiel ohne Abwehr-Angriff-Wechsel aufzuziehen. Beide sind uns weggebrochen. Uns fehlt Geschwindigkeit“, sagt Hinze, der auf Jaganjac und Forsell Schefvert aber noch ein paar Wochen verzichten muss. Es könnte ein mühsamer Herbst werden.

Wo gibt es noch Steigerungspotenzial?

Die Löwen gehen viel zu sorglos mit dem Ball um. Zwölf technische Fehler in Hannover, 13 in Göppingen. „Es sind keine Fehler im System, sondern individuelle Fehler. Jeder muss einfach mehr aufpassen, denn aus technischen Fehlern resultieren ganz oft Gegentore im Gegenstoß“, sagt Kapitän Patrick Groetzki.

Die technischen Fehler sind der Punkt, an den wir ranmüssen - allerdings ohne etwas von der Idee zu verlieren, wie wir Handball spielen wollen.
Sebastian Hinze Löwen-Trainer

So geschehen in Hannover, als Gustav Davidsson kurz nach dem Seitenwechsel den Ball gleich dreimal nacheinander nicht zu fassen bekam und die Begegnung auf die Seite der Niedersachsen kippte. Auch Trainer Hinze kritisiert, dass seine Mannschaft den Ball in gewissen Phasen „zu schnell“ hergebe und dass die Ruhe fehle: „Die technischen Fehler sind der Punkt, an den wir ranmüssen - allerdings ohne etwas von der Idee zu verlieren, wie wir Handball spielen wollen.“

Soll heißen: Ins schnelle Spiel der Löwen ist durchaus ein gewisses Maß an Risiko eingepreist. Und dass dies die richtige Herangehensweise ist, hat die vergangene Saison gezeigt.

Wie schlagen sich die Neuen?

Allein schon aufgrund der Verletzung von Jaganjac spielt Gustav Davidsson sehr viel. Bei ihm wechseln sich sehr gute mit sehr schlechten Momenten ab. Und zwar innerhalb eines Spiels. In Hannover erzielte er zwei der ersten drei Löwen-Tore, der 23-Jährige leistete sich aber auch fünf technische Fehler. Zum Vergleich: Die ganze Hannoveraner Mannschaft kam nur auf drei.

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Jon Lindenchrone stand am Sonntag kaum auf dem Feld, zuvor zeigte der Däne in Göppingen eine schlechte erste und eine gute zweite Halbzeit. Steven Plucnar und Arnór Óskarsson spielen bislang überhaupt keine Rolle. Andreas Holst Jensen wurde erst vor knapp einer Woche verpflichtet. Hinze hofft, mit ihm das Tempospiel ein wenig mehr beleben zu können.

Was funktioniert trotz allem gut?

Alle drei Torhüter zeigten bislang gute, teils sogar herausragende Leistungen. Keine Frage: Auf Joel Birlehm, Mikael Appelgren und David Späth ist Verlass. In beiden Bundesligabegegnungen ging das Torwartduell klar an die Löwen (14:8 Paraden in Göppingen, 13:9 in Hannover). Umso tragischer ist es eigentlich, dass die Mannheimer daraus so wenig Kapital schlugen.

Löwen-Kapitän Patrick Groetzki ist in Dauer-Topform. © Michael Ruffler

Seine Dauer-Topform beweist außerdem Rechtsaußen Groetzki. Der Kapitän erzielte in der vergangenen Saison schon zuverlässig seine Tore - und macht nun genauso weiter. In den beiden Ligapartien und im Supercup gegen den THW Kiel warf er insgesamt 22 Mal aufs Tor. Ihm gelangen dabei 20 Treffer. Eine Traumquote.

Welche Folgen hat der Start?

„Die Liga ist eng beieinander und wir sind vom Kader nicht so viel besser, dass man sagen kann, wir müssen hier in Hannover gewinnen“, sagt Groetzki. Er warnt aber davor, in Panik zu verfallen und spricht auch nicht von einem Fehlstart: „Es sind erst zwei Spiele vorbei. Wir mussten zudem beide Male auswärts antreten.“ Am kommenden Montag (19 Uhr) bestreiten die Mannheimer gegen den HC Erlangen ihr erstes Heimspiel. Klar ist, dass dann nur ein Sieg zählt.

Denn wenn man davon ausgeht, dass die vier Topclubs der vergangenen Saison (THW Kiel, SG Flensburg-Handewitt, SC Magdeburg, Füchse Berlin) diesmal erneut vor den Löwen landen, wird es schon ein bisschen eng im Kampf um die erneute Teilnahme an der European League. Hannover steht bereits bei 7:1 Punkten. Und dass die MT Melsungen ordentlich Qualität im Kader hat, zeigt sie in dieser Saison endlich einmal. Zumindest bislang. Die Nordhessen haben 8:0 Zähler gesammelt und setzten am Wochenende mit dem verdienten Auswärtssieg gegen Kiel ein dickes Ausrufezeichen.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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