Olympia

Batz von der MTG Mannheim erlebt Weitsprung-Finale wie im Rausch

In einem hochklassigen Weitsprung-Wettbewerb der Männer landete Simon Batz von der MTG Mannheim am Ende auf Rang sechs. Die Stimmung im Stade de France elektrisierte den 21-Jährigen - und macht ihm Lust auf mehr

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Christian Rotter
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Simon Batz bewies in Paris, dass er in der Weltspitze angekommen ist. © Michael Kappeler/dpa

Paris. Das ganze Stadion gehörte ihm. Ihm allein. Nachdem die Läuferinnen über 3000 Meter Hindernis das Ziel erreicht hatten, konzentrierten sich die 70 000 Leichtathletik-Fans im Stimmungstempel Stade de France auf Simon Batz. Der Weitspringer der MTG Mannheim animierte das Publikum zum Klatschen - und das ließ sich nicht zweimal bitten. „Da hat echt der Boden gewackelt“, sagte der 21-Jährige, der sich in seinem letzten Versuch zwar nicht mehr steigern konnte, aber dennoch mehr als zufrieden sein durfte: Mit 8,07 Metern belegte Batz bei den Olympischen Spielen in Paris den sechsten Platz. Der Sieg ging an den überragenden Griechen Miltiadis Tentoglou (8,48 Meter).

„Ich realisiere noch gar nicht, was ich geschafft habe. Ich gehe wie im Rausch aus dem Stadion“, betonte Batz und meinte mit Blick auf die enthusiastischen Zuschauer: „Es ist gar nicht so einfach, deine Leistung abzurufen, wenn alle Augen auf dich gerichtet sind. Das musst du kanalisieren können.“

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Christian Rotter
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Batz gelang das am Dienstagabend gut. Nach 7,58 Metern zum Auftakt legte er im zweiten Versuch einen halben Meter drauf (8,07 m). Als Siebter zog er in das Finale der Top 8 ein und hatte damit sein wichtigstes Ziel schon erreicht. Da er später noch einmal 7,95 m nachlegte, zog er auch noch am weitengleichen Chinesen Mingkun Zhang vorbei auf den sechsten Platz.

8,20 Meter sind das nächste Ziel von Simon Batz

„Ein bisschen habe ich schon in Richtung persönlicher Bestweite geschielt. 8,20 Meter wären möglich gewesen, denn die Form ist da. Ich habe aber leider bei keinem Sprung alle Elemente perfekt zusammengebracht“, sagte Batz. „Mal war ich zu weit vom Brett weg, dann habe ich angefangen, wackelig zu werden.“

In einem Weltklassefeld wäre für Batz wohl der vierte Platz das Maximum gewesen. Denn das Trio ganz vorn machte sein eigenes Ding. Tentoglou legte bei seinen fünf gültigen Versuchen eine Wahnsinnsserie hin (8,27/8,48/8,24/8,36/8,31), auch der zweitplatzierte Wayne Pinnock (Jamaika/8,36 m) und Bronzemedaillengewinner Mattia Furlani (Italien/8,34 m) sprangen in einer eigenen Liga. „Was die da vorn abgezogen haben, war richtig stark“, sagte Batz, der auf die Frage, wohin für ihn die Reise noch gehen kann, ausweichend reagierte: „Ich will mich gar nicht auf eine Weite limitieren. Ich weiß nur, dass da noch etwas geht.“

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Erst seit Anfang 2023 startet Batz für die MTG. Von der LG Landkreis Kelheim kommend schloss er sich der Trainingsgruppe von Sebastian Bayer an, der am Bundesstützpunkt in Mannheim als Bundestrainer für den Frauen-Hürdensprint fungiert. Batz steigerte seine Bestleistung auf 8,18 Meter, wurde zweimal Deutscher Freiluft-Meister und belegte Anfang dieses Jahres bei der Hallen-WM in Glasgow Rang vier. „Bevor ich zu Basti wechselte, war für mich eine Teilnahme an Sommerspielen unrealistisch. Jetzt stehe ich hier als Olympia-Sechster. Das ist echt unfassbar“, sagte der 21-Jährige.

Simon Batz freut sich, dass er jetzt Olympia-Tourist ist

Vor seinen Wettkämpfen in Paris gönnte sich Batz kaum etwas, er war im Tunnel. „Essen, Fitnessraum, Training - mehr war da nicht“, sagte der gebürtige Oberbayer, der an dieser Herangehensweise nun etwas ändern will: „Es ist jetzt so eine große Last von mir abgefallen, dass ich mir etwas gönnen will. Karten für das Beachvolleyballturnier wären super“, sagte Batz, der die restlichen Tage in Paris mit seiner Familie und seiner Freundin genießen möchte. Auch die deutsche Sprintstaffel mit seinen Trainingspartnern Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah will er im Stade de France noch unterstützen.

Nach dem Saisonhöhepunkt ist das Leichtathletik-Jahr für Batz noch nicht beendet. „Schuld daran“ sind seine starken Leistungen, denn nun hat er gute Aussichten, zu dem einen oder anderen Diamond-League-Meeting eingeladen zu werden. In der Schweiz bieten sich mit Lausanne und Zürich gleich zwei an. „Ich denke schon, dass mir mein sechster Platz von Paris helfen wird, in diese Felder reinzukommen“, sagte Batz, der diese hochkarätigen Wettbewerbe auch nutzen will, um an sich zu arbeiten: „Gerade im mentalen Bereich ist noch Luft nach oben. Mein Kopf steht mir manchmal im Weg.“

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Sein Coach Sebastian Bayer wird ihm dabei helfen und ihn weiter anspornen. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London hatte Bayer den fünften Platz belegt und nun seinem Schützling mit auf den Weg gegeben, er solle erfolgreicher abschneiden. Jetzt hat Bayer etwas, womit er Batz aufziehen kann, doch der kündigt an: „2028 werde ich besser sein.“

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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