Braunschweig. Vor ihrer Trainerin Iris Manke-Reimers führte Yemisi Ogunleye einen Regentanz auf, ehe es zum Interview-Marathon ging. Die Kugelstoßerin der MTG Mannheim hatte in Braunschweig auch einiges zu erzählen. Zum ersten Mal holte die 25-Jährige den nationalen Freiluft-Titel. „Das hatte ich mir vorgenommen, nachdem es in Leipzig schon in der Halle geklappt hatte“, sagte Ogunleye, die bewies, dass sie auch mit widrigen Witterungsbedingungen klarkommt.
Nachdem das Eintracht-Stadion am Samstag ein Glutofen gewesen war, hatte es über Nacht deutlich abgekühlt. Am Sonntagmorgen setzte peitschender Regen ein, unter dem alle leiden mussten. Und dann auch noch das: Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge) legte im ersten Versuch 18,88 Meter vor. Ogunleye schlug im dritten Versuch (19,15 m) zurück und ließ im fünften 19,25 Meter folgen – damit blieb sie nur 19 Zentimeter hinter ihrer Freiluft-Bestmarke.
Nach EM-Bronze von Rom hatte Ogunleye eine kurze Pause eingelegt, um dem lädierten Knie Ruhe zu gönnen. Vor einer Woche begann sie mit dem Formaufbau für die Olympischen Spiele in Paris (26. Juli bis 11. August). „Allein der Gedanke daran, dass mein Olympia-Traum bald in Erfüllung geht, rührt mich extrem. In den nächsten Wochen werde ich hart trainieren und den Fokus neu ausrichten. Ich werde an dem Tag, an dem es darauf ankommt, voll da sein“, betonte Ogunleye.
Auch die Sprint-Teams um 9,99-Sekunden-Mann Owen Ansah und Gina Lückenkemper weckten bei der DM in Braunschweig Vorfreude auf Paris, Gesa Felicitas Krause nahm nach der Baby-Pause durch Platz zwei viel Motivation für den Olympia-Countdown mit. Einen Monat vor den Sommerspielen konnten die insgesamt 30 000 Zuschauer in Abwesenheit von Top-Star Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) aber kaum neue Medaillenkandidaten für Paris entdecken. Die nach einem Corona-Infekt fehlende Mihambo und Zehnkampf-Rekordler Leo Neugebauer sind die größten Gold-Hoffnungen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Dieser will nach der Medaillen-Nullnummer der WM 2023 in Budapest im Stade de France besser abschneiden.
Chancen auf Top-Resultate haben Speerwerfer Julian Weber, die Diskus-Frauen um Meisterin Kristin Pudenz und Niklas Kaul als weitere Zehnkampf-Größe. Die 31-jährige Krause, die vor etwas mehr als einem Jahr Tochter Lola auf die Welt brachte, strebt bei ihrer vierten Teilnahme einen guten Olympia-Auftritt über 3000 Meter Hindernis an. Erst recht nach der Spurt-Niederlage gegen die 22-jährige Olivia Gürth. Maryse Luzolo holte sich den Weitsprung-Sieg mit 6,48 Metern.
Die vierte deutsche Meisterschaft nacheinander bejubelte der EM-Zweite Weber bei seinem überlegenen Sieg mit 86,63 Metern. „Bei den Olympischen Spielen ist es mein Ziel, schön und weit zu werfen“, sagte der 29-Jährige, „und dann wird es auch zu einer Medaille kommen – hoffe ich.“ Eine riesengroße Erleichterung war bei der Olympia-Zweiten Pudenz greifbar. Gleich vier Diskuswerferinnen kämpften um das Paris-Ticket: Pudenz als deutsche Meisterin mit 65,93 Metern und auch die deutsche Jahresbeste Marike Steinacker freuen sich auf Olympia.
Die MTG Mannheim bejubelte fünf Medaillen (3/1/1). Zum Abschluss gewann Lisa Nippgen in 23,49 sec Bronze über 200 Meter. Die gebürtige Mannheimerin Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen/23,18) siegte. (mit dpa)
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