Mannheim. Es waren Szenen, die alle, die dabei waren, nie wieder vergessen werden. Als der SV Waldhof am 20. April 2019 mit einem 1:0-Sieg gegen Wormatia Worms die Rückkehr in den Profifußball nach 16 entbehrungsreichen Jahren perfekt gemacht hatte, stand Mannheim Kopf. Im Carl-Benz-Stadion feierten fast 15.000 Zuschauer die Aufstiegshelden, später ging die Party am Wasserturm weiter. Mittendrin: Kevin Conrad, Kapitän der Mannschaft, die den SVW zurück auf die Bildfläche in Fußball-Deutschland gebracht hat.
Fünf Jahre später hat der Verteidiger aus dem fränkischen Künzelsau am Montag bekanntgegeben, dass er nach dieser Saison aufhört. „Nach dem letzten Jahr, das viel von Verletzungen geprägt war, habe ich mich schweren Herzens dazu entschieden, meine Karriere als Fußballprofi zu beenden“, sagte Conrad, der 2020, im Jahr nach dem Aufstieg mit dem Waldhof, zur SV Elversberg in die Regionalliga gewechselt war.
Mit den Saarländern schaffte er 2023 sogar den Durchmarsch in die 2. Liga, wo der Dorfclub als aktuell Tabellen-11. mit 36 Punkten gute Chancen auf den Klassenerhalt besitzt. „Die vergangenen Jahre waren sehr ereignisreich, mit den Aufstiegen und dem Durchmarsch bis in die 2. Bundesliga auch unvergesslich. Das Team und der Verein sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich werde die Jahre bei der SV Elversberg immer in guter Erinnerung behalten“, sagte der 33-Jährige. Er werde „bis zum Sommer alles dafür geben werde, damit wir unser Saisonziel erreichen“.
Kevin Conrad: „Die Fans waren klasse, schon in der Regionalliga"
Den Waldhof-Fans in guter Erinnerung geblieben ist Conrad als grundsympathischer Typ und kerniger Innenverteidiger, der zwischen 2017 und 2020 in 101 Spielen für den SVW seine Knochen hinhielt. Vor allem aber für seine Führungsrolle in der Aufstiegsmannschaft von 2019 unter Trainer Bernhard Trares, als Conrad mit Weggefährten wie Marcel Seegert, Marco Meyerhöfer, Dorian Diring, Gianluca Korte oder Valmir Sulejmani die tristen Jahre in den Niederungen des Amateurfußballs beendete. „Die Fans waren klasse, schon in der Regionalliga. Und auch die Stimmung in der Mannschaft werde ich niemals vergessen. Das war super, einfach sensationell. Wir haben uns alle verstanden - auf und neben dem Platz. Der Trainer, die Physios, wir Spieler - das war eine verschworene Gemeinschaft. Daran denke ich gerne zurück“, sagte Conrad 2022 im Interview mit dieser Redaktion.
Angefangen hatte alles in der Jugend beim TSV Hohebach und dem FV Lauda, bevor er über Stationen bei der zweiten Mannschaft der TSG Hoffenheim und dem Chemnitzer FC beim SV Waldhof landete. Nach Mannheim geholt hatte ihn der damalige Trainer Gerd Dais. Seine Zeit am Alsenweg endete allerdings nicht ohne Nebengeräusche. Aufstiegscoach Trares hätte seinen Führungsspieler auch nach der ersten Saison in der 3. Liga gerne gehalten, Sportchef Jochen Kientz sah die Personalie anders. Insider sehen in diesen Differenzen bis heute einen der Auslöser, warum Trares 2020 den SV Waldhof aus freien Stücken verließ.
Conrad heuerte bei Regionalligist Elversberg an. Was sich nach Rückschritt anhörte, entpuppte sich als sehr schlauer Wechsel. Die Saarländer stiegen nicht nur sofort in die 3. Liga auf, sondern schafften in der vergangenen Saison – mit Conrad als Kapitän – sogar den direkten Durchmarsch in die 2. Bundesliga. Somit stieg Conrad in seiner Karriere insgesamt viermal auf (mit Chemnitz in die 3. Liga, Waldhof, und zweimal Elversberg). Sogar als Gast ins ZDF-Sportstudio wurde der Künzelsauer eingeladen, als Elversberg im Juli 2022 Bundesligist Bayer Leverkusen in der ersten Runde mit einer 4:3-Sensation aus dem DFB-Pokal gekegelt hatte. Conrad erzielte dabei das zwischenzeitliche 4:2.
Doch die Verletzungen häuften sich, die neue Rolle als Papa verschob die Prioritäten zusätzlich. In der laufenden Saison stand Conrad bisher nur zehn Mal für Elversberg in der 2. Liga auf dem Platz. In ihrer Pressemitteilung am Montag würdigen die Saarländer dennoch den „großen Anteil an unseren Erfolgen in den vergangenen Jahren“ und sein „vorbildliches Wirken als Mannschaftskapitän“. Sportvorstand Ole Book schickte ihm schon mal ein paar warme Worte mit auf den Weg. „Der Abschied wird im Sommer nicht leichtfallen, aber wir blicken auf eine positive gemeinsame Zeit zurück. Kevin Conrad wird immer ein Teil der SVE-Geschichte bleiben“, sagte der Manager. Man muss aus Mannheimer Sicht hinzufügen: Kevin Conrad, einer der Aufstiegshelden von 2019, wird auch immer ein Teil der Waldhof-Geschichte bleiben.
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