Fußball

Ein perfektes Waldhof-Wochenende: SVW jetzt mit fünf Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone

Der SV Waldhof Mannheim ist nach dem furiosen 6:1 gegen Unterhaching auf dem direkten Weg zum Klassenerhalt. Am Sonntag machten die Ergebnisse der direkten Konkurrenten den Sieg des SVW noch wertvoller

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Alexander Müller
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Am Ende ging fast jeder rein: Baxter Bahn, Torschütze Kelvin Arase (Mitte) und Samuel Abifade feiern das 5:1 beim 6:1-Kantersieg gegen die SpVgg Unterhaching. © Michael Ruffler

Mannheim. Der Präsident beobachtete ein wenig abseits, wie sich Spieler und Trainerteam des SV Waldhof von ihrem glücklichen Anhang für einen außergewöhnlichen Sieg feiern ließen. 6:1 gegen Unterhaching. Sechs Tore in der zweiten Halbzeit. Von sechs unterschiedlichen Torschützen.

Bernd Beetz war einfach nur glücklich über diesen Meilenstein im Kampf um den Klassenerhalt. „Das war ein fantastischer Nachmittag für den SV Waldhof, ein tolles Erlebnis. Ich habe den Glauben an den Klassenerhalt nie verloren. Wir sind wieder da!“, sagte der Vereinsboss und Geldgeber.

Innerhalb von nur fünf Wochen hat Trainer Marco Antwerpen aus einem der schwächsten Teams der 3. Liga das formstärkste gemacht. Eine sensationelle, nicht für möglich gehaltene Entwicklung.

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Noch Ende Februar, nach dem 0:1 bei Schlusslicht Freiburg II, wirkten die Mannheimer wie ein sicherer Absteiger. Nach einem grandiosen März mit drei Siegen und einem Unentschieden transferierte der SVW seinen Flow an einem sommerlichen Frühlingssamstag auch in den April.

Noch acht Punkte aus sechs Spielen bis zum großen Ziel

Auferstanden aus Ruinen. Wie hat es Antwerpen geschafft, diese noch in seinen Anfangswochen so verunsicherte Mannschaft dermaßen wach zu küssen? „Wir sind in der Lage, mit unserem Trainerteam ganz viel auf den Weg zu bringen. Man sieht, dass unsere Trainingsarbeit Früchte trägt. Es gehört aber auch eine Mannschaft dazu, die das umsetzt, und das machen die Spieler“, sagte Antwerpen am Samstag auf eine entsprechende Frage dieser Redaktion.

Fast 12 000 Zuschauer im Carl-Benz-Stadion hatten da gerade mit ungläubigen Blicken eine echte Waldhof-Party in der zweiten Halbzeit bestaunt. Eine Gala, mit der zur Pause niemand rechnen konnte.

3. Liga, 32. Spieltag: SpVgg Unterhaching (H) 6:1 / Der SV Waldhof Mannheim fegt die SpVgg Unterhaching mit 6:1 aus dem Stadion. Aaron Keller bringt die Gäste noch in Führung (45.+2), danach brennt der SVW ein Feuerwerk auf dem Rasen ab. Samuel Abifade (51.), Martin Kobylanski (60.), Bentley Baxter Bahn (65.), Terrence Boyd (71.), Kelvin Arase (74.) und Pascal Sohm (85.) netzen. Die Mannheimer machen einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt. Plötzlich beträgt der Vorsprung auf den Tabellen-17. Halle und den ersten Abstiegsplatz fünf Zähler. © PIX-Sportfotos/Lukas Adler

Die Gäste führten durch ein Kontertor von Aaron Keller in der Nachspielzeit der ereignisarmen ersten Hälfte mit 1:0 (45.+2). Aus der Kabine kamen bis dahin gehemmt wirkende Mannheimer allerdings wie ausgewechselt. „In der Halbzeitpause haben wir eine ordentliche Ansprache bekommen, danach hat jeder den Schalter umgelegt“, berichtete Samuel Abifade. Kapitän Marcel Seegert sprach von einem verbalen „Arschtritt“ Antwerpens in der Kabine.

Der Trainer selbst erklärte den Inhalt seiner Halbzeitansprache als einen Mix aus taktischen Korrekturen und der Forderung nach einer „anderen Körpersprache, einer anderen Mentalität. Es ist nicht immer nur draufhauen, wie sich das einige vorstellen“, so Antwerpen. Auf jeden Fall hatten seine Worte einen gewaltigen Effekt.

Der zweithöchste Sieg in der 3. Liga

Tore von Samuel Abifade (51.), Martin Kobylanski (60.), Baxter Bahn (65.), Terrence Boyd (71.), Kelvin Arase (74.) und Pascal Sohm (85.) sorgten für einen furiosen Kantersieg, der zweithöchste in der Drittliga-Historie des SVW nach dem 7:0 gegen Havelse am letzten Spieltag der Saison 2021/2022. Zur Einordnung: Sechs Tore in einer Halbzeit hat es in der Geschichte der 3. Liga überhaupt nur einmal gegeben: Beim Zwickauer 7:0-Sieg gegen Würzburg 2022.

Der SVW befindet sich seit Samstag auf dem direkten Weg, eine über weite Strecken katastrophale Saison noch zu einem guten Ende zu führen. Am Sonntag komplettierten die passenden Ergebnisse der direkten Konkurrenten das perfekte Waldhof-Wochenende. Der nächste Gegner MSV Duisburg verlor 1:4 bei RW Essen und liegt nun acht Punkte hinter dem SVW. Am Abend unterlag der Hallesche FC, der auf dem ersten Abstiegsplatz steht, dann mit 0:2 gegen den SSV Ulm. Damit haben die Mannheimer nach dem 32. Spieltag ein Polster von fünf Punkten auf Halle und die Abstiegszone - und jetzt auch das um zehn Treffer bessere Torverhältnis im Vergleich zum HFC.

Am Ende des Tages haben wir noch eine Mission vor uns. Wenn wir nicht weiter punkten, hilft uns das gar nicht
Marcel Seegert SVW-Kapitän

Die größte Gefahr, die unter dem Eindruck des sagenhaften Aufwärtstrends mit 13 von 15 möglichen Punkten aus den vergangenen fünf Partien im Saisonfinale drohen könnte, wäre eine Form der Selbstzufriedenheit. Ein bisschen nachzulassen, obwohl man das Ziel noch nicht erreicht hat.

„So eine Serie pusht natürlich enorm. Aber am Ende des Tages haben wir noch eine Mission vor uns. Wenn wir nicht weiter punkten, hilft uns das gar nicht“, entgegnete Abifade solchen Befürchtungen. Auch Kapitän Marcel Seegert widersprach der Annahme, dass die Mannschaft in all der neuen Euphorie vielleicht den absoluten Fokus verlieren könnte.

„Wir haben in der letzten Woche viermal das Training unterbrochen. Damit wir eben nicht in einen Schlendrian reinkommen. 45 Punkte sind das Ziel“, sagte Seegert.

Am Freitag beim MSV Duisburg

Dafür müssten die Waldhöfer in den verbleibenden sechs Spielen noch acht Punkte holen. Das klingt nach den Eindrücken der vergangenen Wochen und mit dem Restprogramm im Hinterkopf locker machbar. „Wir haben uns da ehrlich rausgekämpft. Und darauf können wir stolz sein“, meinte Seegert.

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Schon am nächsten Freitag (19 Uhr) beim Tabellen-18. MSV Duisburg können die Mannheimer einen weiteren großen Schritt zur Rettung machen. Oder, wie es Seegert formulierte: „Da geht es schon um sehr viel. Wir können Duisburg unten reindrücken und mental richtig knicken. Und wir können weiter die Welle reiten.“

Nicht gesperrt sein wird im Ruhrgebiet übrigens Terrence Boyd. Der sah zwar am Samstag ligaübergreifend die fünfte Gelbe Karte der Saison - die zwei Verwarnungen aus seiner Hinrunde in Kaiserslautern gehen aber nicht in die Wertung ein, da der Mittelstürmer sie in einem anderen Wettbewerb - der 2. Liga - erhalten hat.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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