Fußball

"Wir leben noch": Darum kann das 3:1 gegen Regensburg für den SV Waldhof nur ein Anfang sein

Mit dem 3:1 gegen Regensburg sendet der SV Waldhof ein imponierendes Lebenszeichen. Aber der Überraschungssieg wird wenig bis nichts wert sein, wenn die Mannheimer in den nächsten Wochen nicht weiter konstant punkten

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Alexander Müller
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Ihre beste bislang Leistung in Blau-Schwarz: Samuel Abifade (l.) und Martin Kobylanski nach dem Abpfiff. © Oliver Zimmermann/Pix

Mannheim. Den Lichtblick nach Wochen im Tunnel des Misserfolgs wollte sich Marco Antwerpen auch vom Ergebnis des wichtigsten Waldhof-Rivalen nicht vermiesen lassen. „Es ist uninteressant, was die Konkurrenz macht“, sagte der SVW-Coach nach dem 3:1 (0:1)-Coup gegen Tabellenführer Jahn Regensburg am Samstag. Parallel zum SVW hatte auch der Hallesche FC mit dem 1:0 gegen Dynamo Dresden überraschend einen Aufstiegskandidaten geschlagen. Durch das 0:0 von Arminia Bielefeld gegen den SC Verl am Sonntagnachmittag ist nun jedoch der frühere Bundesligist aus Ostwestfalen fast in Reichweite geraten. Die Arminia (30 Punkte/-4 Tore) liegt auf dem ersten Nichtabstiegsplatz drei Zähler und zehn Tore vor dem SVW (27/-14), davor steht der Tabellen-15. Halle (31/-12).

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Antwerpen aber präsentierte nach dem ersten Sieg in seiner fünften Partie als Waldhof-Coach neues Selbstbewusstsein. „Wir haben noch zehn Spiele. Wenn wir alle gewinnen, werden wir nicht mehr da unten stehen“, sagte der 52-Jährige.

Manchmal liegt im Fußball zwischen totaler Tristesse und neuer Hoffnung nur eine gute Stunde. Nach der ersten Halbzeit gegen Regensburg wirkte der SV Waldhof mausetot. Der Spitzenreiter führte durch ein Tor des früheren Mannheimers Dominik Kother (40.) nicht unverdient mit 1:0, die vierte Niederlage in Folge schien absehbar.

Vier Joker, die funktionieren

Doch in der Pause führte Antwerpen erfolgreiche Reanimationsmaßnahmen durch. Kevin Goden, Samuel Abifade, Malte Karbstein und kurz danach Martin Kobylanski wurden eingewechselt - alle Joker beteiligten sich mit Toren und Vorlagen an einer Wende, die den Mannheimern kaum noch jemand zugetraut hatte.

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Abifade flankte auf Goden - 1:1 (47.). Karbstein wuchtete einen Kobylanski-Ecke per Kopf ins Netz - 2:1 (57.). Kobylanski selbst beseitigte auf Vorlage von Terence Boyd die letzten Zweifel - 3:1 (89.). Im zweiten Durchgang traten die Kurpfälzer wie ausgewechselt auf, wirkten plötzlich völlig befreit - und brachten das vorher in Apathie versunkene Publikum wieder emotional auf die Beine. Jeder gewonnene Zweikampf wurde wie ein Tor gefeiert.

"Der Schlüssel ist harte Arbeit und Spieler, die ihre Leistung bringen"

Es ehrte Antwerpen, dass er seine eigene Rolle bei diesem überlebensnotwendigen Sieg nicht überbewerten wollte. Immerhin hatte der 52-Jährige mit seinen frühen Einwechslungen den entscheidenden Impuls für den Umschwung geliefert. Doch Antwerpen gab die Meriten weiter. „Da glauben alle, dass man den Zauberstab hat. Man geht in die Kabine hinein und dann sagen die Spielereinfach: ,Jetzt spielen wir auf jeden Fall besser Fußball’“, führte der Trainer aus. Doch „der Schlüssel ist harte Arbeit und die Spieler, die ihre Leistung bringen.“

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Die Therapie ohne Zauberstab fruchtete - auch wenn alle Vorzeichen gegen den SVW sprachen. Schon vor dem Anpfiff hatte der harte Kern der Fans auf der Otto-Siffling-Tribüne die Profis mit Pfiffen begrüßt, sich während der ersten Halbzeit zudem mit dem Rücken zum Spielfeld platziert. Man kann sich ausmalen, welche Stimmung bei einer weiteren Niederlage geherrscht hätte. Und nur wenig ist im Abstiegskampf schädlicher, als wenn die Einheit zwischen Fans und Mannschaft zerbricht.

In der Pause ist etwas mit dem Team passiert

„Im Endeffekt waren wir komplett auf uns alleine gestellt, das muss man klar so sagen“, erklärte Kapitän Marcel Seegert, doch in der Pause sei etwas mit dem Team passiert: „Uns steht das Wasser bis unters Dach. Wir haben jeden an der Ehre gepackt und gesagt: Ich sterbe heute hier mit euch auf dem Platz, aber wir holen jetzt die drei Punkte.“

Das gelang, weil Godens schneller Ausgleich zum in den vergangenen Spielen schmerzlich vermissten emotionalen Verstärker wurde. Weil die viel kritisierten Abifade und Kobylanski ihre bisher besten Leistungen in Blau-Schwarz zeigten - und spätestens nach Karbsteins wild bejubeltem 2:1 die typische Waldhof-Symbiose aus leidenschaftlichem Kampf auf dem Rasen und flirrender Energieübertragung von den Rängen wieder funktionierte. „Es war einfach eine Willensleistung, weil wir wieder im Rückstand waren. Und das ist schön. Wir haben gezeigt, dass wir noch leben. Wir haben nichts mehr zu verlieren, machen so weiter und schauen dann, was rauskommt“, meinte Terrence Boyd.

Müssen weiter konstant punkten

Es war ein imponierendes Lebenszeichen einer Mannschaft, die viele schon für tot erklärt hatten. Aber der Überraschungssieg wird wenig bis nichts wert sein, wenn die Waldhöfer in den nächsten Wochen nicht weiter konstant punkten. „Das war ein großer Schritt nach vorne. Jetzt können wir im Training auch mal in lachende Gesichter schauen. Das kann extreme Impulse freisetzen“, sagte Antwerpen, schränkte aber im gleichen Atemzug ein: „Es war heute nur ein Spiel. Diese Leistung müssen wir konservieren.“ Die nächste Chance dazu bietet sich am Samstag bei Viktoria Köln.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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