Fußball

Waldhof-Transfercoup Angelo Gattermayer will in die Bundesliga

Erst ein paar Tage ist Angelo Gattermayer in Mannheim. Aber der österreichische U-21-Nationalspieler hat sein Potenzial beim SV Waldhof schon mehr als angedeutet. Nach dem 3:1-Sieg in Würzburg spricht er über sich und seine Ziele

Von 
Alexander Müller
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Zwei Tore, eine Vorlage: Neuzugang Angelo Gattermayer hat sein Potenzial bei seinen ersten beiden Auftritten für den SV Waldhof sofort angedeutet. © Michael Ruffler

Würzburg/Mannheim. Peter Stöger war überhaupt nicht amüsiert. Der ehemalige Bundesliga-Trainer des 1. FC Köln und von Borussia Dortmund hatte Angelo Gattermayer in seiner neuen Funktion als Sportchef des österreichischen Zweitligisten FC Admira Wacker Mödling ein „sehr gutes Angebot“ zur Vertragsverlängerung unterbreitet. Doch der U-21-Nationalspieler der Alpenrepublik hatte andere Pläne. Gattermayer will sich in Deutschland durchsetzen – und der SV Waldhof soll dabei sein Sprungbrett sein.

Dem Mannheimer Drittligisten könnte ein echter Transfer-Coup gelungen sein. Der hochtalentierte Gattermayer gilt in Österreich als Rohdiamant, der eine große Zukunft vor sich haben könnte. Die guten Kontakte von Sportchef Tim Schork zu Gattermayers Berliner Beratungsagentur B360, von der auch der Ex-Waldhöfer Marco Höger vertreten wird, sorgten dafür, dass sich der SVW beim Österreicher gegen zahlungskräftigere Konkurrenz durchsetzen konnte – und dass der ehrgeizige 21-Jährige sogar auf Gehalt verzichtete. Gattermayers Ziele sind vor allem sportlicher Natur.

Kleiner Fanclub auf der Tribüne

„Ich will den Sprung ins Ausland schaffen. Ich bin in einem richtig guten Alter und will irgendwann einmal in der Bundesliga spielen. Wenn das mit Mannheim klappt, sage ich natürlich auch nicht Nein“, sagte der Flügelstürmer nach dem 3:1-Sieg im Testspiel bei den Würzburger Kickers am Samstag. Gattermayer will es Landsleuten wie Christoph Baumgartner (RB Leipzig) oder Florian Kainz (1. FC Köln) nachtun, die zu Leistungsträgern in der Bundesliga geworden sind. Den SV Waldhof sieht er dabei als idealen nächsten Schritt in seiner ambitionierten Karriereplanung. „Das ist ein supergeiler Traditionsverein mit klasse Fans.“

Dafür, dass der Integrationsprozess in seine neue Mannschaft erst vor ein paar Tagen begonnen hat, hat Gattermayer sofort mehr als angedeutet, dass er die erhoffte Verstärkung auf der offensiven Außenbahn sein kann. Beim Debüt gegen Kreisligist SC Käfertal (18:0) erzielte er gleich zwei Treffer, nach seiner Einwechslung in Würzburg leitete er in seiner ersten Aktion überhaupt mit einer perfekten Hereingabe das 2:1 durch Samuel Abifade ein (65.).

Auf der Haupttribüne im Stadion am Dallenberg jubelte da sein kleiner persönlicher Fanclub. Mitten unter den Würzburger Fans saßen zwei Männer und zwei Frauen mit SVW-Trikots, auf die der Name Gattermayer geflockt war. „Das waren Mama, Papa, meine Tante und ein guter Freund, der in Frankfurt wohnt“, berichtete der Österreicher. Als ihr Angelo den Rasen betrat, zückte Mama Gattermayer sofort das Handy für ein Erinnerungsvideo.

„Zwei Tore, eine Vorlage. Es könnte so weitergehen, da habe ich nichts dagegen“, sagte der Cristiano-Ronaldo-Fan, der in der topographisch eher flachen Gegend um Wien groß wurde – und daher entgegen des gängigen Österreich-Klischees nicht mit den Skiern unter den Füßen aufwuchs. „Ich bin schon mit drei, vier Jahren mit Papa im Käfig gewesen“, sagte Gattermayer nach dem Abpfiff in Würzburg. Und fügte schnell erklärend hinzu: „Bei euch heißt das glaube ich Bolzplatz.“

Im „Käfig“ und später in den Jugendakademien von Austria Wien und Admira Wacker hat er das Rüstzeug für seine Profikarriere mitbekommen. Geschwindigkeit, gute Flanken, Zug zum Tor. Im September 2022 wurde Gattermayer für seinen feinen Drehschuss gegen den Grazer AK in Österreich mit dem „Tor des Monats“ ausgezeichnet. Der österreichische Fußball-Blogger Peter Linden bedauerte den Wechsel des 21-Jährigen ins Nachbarland. „Die Entwicklung ist nicht gut. Österreichische Hoffnungen gehen in die deutsche 3. Liga, aus Deutschland kommen Spieler, die dort – höflich ausgedrückt – keine Perspektive mehr haben“, schrieb er.

Eine mehr als intakte Perspektive beim SV Waldhof hat auf jeden Fall Gattermayer. „Ihn und die anderen Neuzugänge müssen wir weiter integrieren, auch dafür ist das Trainingslager gut“, sagte Trainer Rüdiger Rehm vor der Abfahrt nach Tauberbischofsheim, wo die Mannheimer bis Mittwoch bleiben werden. Trotz seiner Top-Anlagen wird sich Gattermayer dem Konkurrenzkampf auf der offensiven Außenbahn stellen müssen, auf dem neben ihm Jalen Hawkins, Minos Gouras und Samuel Abifade um zwei Startelfplätze kämpfen. Auch ein weiterer Neuzugang auf den Flügeln ist laut Rehm denkbar.

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Gattermayer weiß, dass er sich umstellen und straffen muss, um es in der neuen Umgebung zu packen. „Es ist schon ein ganz anderer Fußball als in der 2. Liga in Österreich. Die Qualität in der Mannschaft ist unglaublich gut“, berichtete er von seinen ersten Tagen beim SVW. Durch seinen späteren Einstieg ins Training habe er noch Nachholbedarf beim Thema Kondition („Aber das kommt bei mir immer relativ schnell“). Grundsätzlich gebe es immer Punkte, bei denen man sich verbessern könne. „Ich muss zum Beispiel an meiner Entscheidungsfindung arbeiten, das ist als Offensivspieler das Wichtigste“, sagt er.

Außerdem muss sich Gattermayer, der in den sozialen Netzwerken Instagram und Tiktok präsent ist, daran gewöhnen, dass die Aufmerksamkeit rund um den Fußball hierzulande ein bisschen größer als in der Heimat ist. Als der 21-Jährige ein Bild vom Mannheimer Wasserturm gepostet hatte, entstanden sofort Gerüchte um seinen einen Tag darauf fixierten Wechsel zum Waldhof. „Für mich war es komplett ungewohnt. Ich war in der Stadt, habe den schönen Wasserturm gesehen und gedacht: Das poste ich einmal. In Österreich wäre das nicht so durch die Decke gegangen“, sagt Gattermayer. Bei seinem Ex-Club Admira Wacker kamen aber auch nur 1300 Fans im Schnitt ins Stadion. Da ist die Wucht des SV Waldhof eine andere.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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