Fußball

Waldhof-Trainer Rehm verschärft die Tonlage

Nach der verpatzten Generalprobe gegen Eintracht Frankfurt II und vor dem nahenden Saisonstart erhöht Waldhof-Trainer Rüdiger Rehm den Druck aufs Team. Die Konturen der Stammelf zeichnen sich ab

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Alexander Müller
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„Wir sind unter Zugzwang, das war zu wenig“: Waldhofs Trainer Rüdiger Rehm sieht noch erheblichen Optimierungsbedarf bis zum Saisonstart. © Michael Ruffler/PIX

Mannheim. Als es eine halbe Stunde nach dem Abpfiff hinter der Walter-Pradt-Tribüne um die Autogramme und Selfies mit den Profis ging, wirkte die erste Enttäuschung über die verpatzte Generalprobe fast schon verarbeitet. Die samstägliche 0:1-Niederlage im letzten Test der Vorbereitung gegen Regionalliga-Aufsteiger Eintracht Frankfurt II schlug nicht direkt auf die Stimmung bei den Fans des SV Waldhof durch. Anders als in der Vorsaison, als vor dem Saisonstart nach einem 0:1 gegen den damaligen Ligarivalen SV Elversberg umgehend grundsätzliche Zweifel an Trainer Christian Neidhart laut wurden.

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Die Partie gegen die U21 der Eintracht diente somit unfreiwillig nicht nur als finale Überprüfung des Formzustands eine Woche vor dem Drittliga-Auftakt beim TSV 1860 München (Samstag, 14 Uhr), sondern auch als Test zur Strapazierfähigkeit der Stimmung im Umfeld bei Rückschlägen. Wenn man nach den Eindrücken vom Samstag im Carl-Benz-Stadion geht, droht dem SVW zumindest nicht die Neuauflage der von chronischer Unruhe und Unzufriedenheit geprägten Vorsaison.

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Das liegt zum einen daran, dass der Fehler, mit dem öffentlich formulierten Saisonziel Zweitliga-Aufstieg die Erwartungen über das gesunde Maß hinaus zu schüren, nicht wiederholt wurde. Und natürlich am neuen Trainer Rüdiger Rehm, der mit seinem Stallgeruch als Ex-Waldhof-Profi bei den Fans im Gegensatz zu Vorgänger Neidhart enorm viel Kredit besitzt - und bei seiner Rückkehr ins Carl-Benz-Stadion mit offenen Armen empfangen wurde. „Man hat schon bei Bernhard Trares oder Kenan Kocak gesehen, dass es sehr wichtig ist, einen beliebten Trainer zu haben“, sagte der von der Mannschaft als Kapitän bestätigte Marcel Seegert, der sich ebenfalls froh darüber zeigte, künftig nicht mehr im Wochenrhythmus Fragen zum Thema Aufstieg beantworten zu müssen: „Man hat gesehen, dass Erwartungen schnell ins Negative kippen können. Bei den Zuschauern, aber auch in den Medien. Dennoch sind wir ambitioniert und treten nicht ohne Ziele an. Wir haben aber auch nicht die Notwendigkeit, immer alles nach außen zu kommunizieren.“

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SV Waldhof mit unerwartetem Leistungseinbruch im letzten Test

Kollege Fridolin Wagner erläuterte, dass die deutlich zurückhaltendere Kommunikation rund um das Thema Saisonziel den Fokus auf das Wesentliche erleichtere. „Natürlich können wir jetzt ein bisschen mehr in Ruhe arbeiten und das tut uns allen gut. Diese Demut zeichnet den Verein aber auch aus“, sagte Wagner.

Trainer Rehm stand nach dem schwachen Auftritt gegen die kleine Eintracht indes nicht der Sinn nach grundsätzlichen Erörterungen zum Saisonziel. Der unerwartete Leistungseinbruch im letzten Test, als sein Team bis in die Schlussphase ohne Torchance blieb und durch einen von Marc Wachs verwandelten Foulelfmeter (44.) verlor, trieb den 44-Jährigen um. „Wir sind sehr unter Zugzwang, das war zu wenig“, sagte Rehm, der die Tonlage mit Blick auf den laufenden Countdown bis zum Ligastart vernehmlich verschärfte. „Ich bin nicht beunruhigt, aber wir wissen, dass wir noch was zu tun haben. Jeder ist dem Leistungsprinzip untergeordnet, heute war ich mit vielen nicht einverstanden.“

Welch begrenzte Aussagekraft Vorbereitungsspiele haben, ist allerdings auch hinlänglich bekannt. Am Samstag im mit 15 000 Zuschauern (darunter 1500 SVW-Fans) ausverkauften Stadion an der Grünwalder Straße werden die Mannheimer sicher ein anderes Gesicht zeigen. „Jetzt stellen wir scharf, jetzt müssen wir liefern“, kündigte Wagner an.

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Vertrauen in Kapitän Marcel Seegert

Nach einem Regenerationstraining am Sonntag und einem freien Montag biegen die Kurpfälzer ab den zwei Trainingseinheiten am Dienstag endgültig auf die Zielgerade ein, bis es zum ersten Mal ernst wird. Die Konturen der Startelf bei 1860 München zeichnen sich bereits ab, auch wenn Rehm in den kommenden Tagen noch einmal genau hinschauen will. „Jetzt gilt es nochmal, dass sich jeder den Kopf wäscht und sich so anbietet, dass wir ihn am nächsten Samstag aufs Feld schicken können.“ Einiges spricht dafür, dass der frühere Magdeburger Tim Sechelmann sich den Platz in der Innenverteidigung neben Kapitän Seegert zumindest vorläufig erobert hat. Geht man nach der Reihenfolge der Auswechslungen von Samstag, könnte auch Malte Karbstein in der internen Hierarchie auf dieser Position momentan an der bisherigen Stammkraft Julian Riedel vorbeigezogen sein. Und im zentralen Mittelfeld hat Per Lockl die besten Karten, neben den weiter gesetzten Baxter Bahn und Wagner bei 1860 zu beginnen. Offen scheint noch das Rennen auf der rechten offensiven Außenbahn, wo Angelo Gattermayer und Jalen Hawkins um eine vakante Planstelle kämpfen, während Minos Gouras links wohl das Vertrauen genießt.

Laut Leitwolf Seegert schreitet die Integration der Neuen gut voran. „Charakterlich haben wir hungrige Spieler dazubekommen, die mit ihrer Entwicklung nicht fertig sind und die ihr Potenzial beim Waldhof ausschöpfen können. Es macht Spaß, weil die Jungs Gas geben“, sagte er. Dass der gebürtige Mannheimer Kapitän bleibt - in den Mannschaftsrat wählten die SVW-Profis Bahn, Sechelmann, Laurent Jans und Pascal Sohm - sei eine logische Entscheidung gewesen, meinte Rehm. „Heutzutage ist es immer gut, wenn der Kapitän schon ein bisschen länger im Verein ist“, sagte der Trainer - und fügte mit einem Augenzwinkern an: „Das heißt aber nicht, dass Cello keine Leistung bringen muss.“

Identifikationsfigur Seegert freute sich über das Vertrauen, weiter die Kapitänsbinde bei seinem Verein tragen zu dürfen. „Es ist nichts Alltägliches und nichts, an das man sich gewöhnen sollte. Man sollte das zu schätzen wissen“, sagte er. „Ich versuche, das Amt mit bestem Wissen und Gewissen auszuführen und den Jungs vorzuleben, was es bedeutet, Waldhöfer zu sein.“

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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