Mannheim. Nach 13 von 38 Spieltagen, einem guten Saisondrittel, wird es Zeit für eine erste Bilanz: Gerhard Zuber, seit April 2024 beim SV Waldhof als Geschäftsführer Sport für die sportliche Ausrichtung samt Personal verantwortlich, zeigt sich insgesamt zufrieden, weiß aber auch, was und wie viel es noch zu tun gibt.
Es geht Richtung Winter-Transferfenster: Wie groß ist das Thema aktuell beim SV Waldhof?
Gerhard Zuber: Personalien sind ein 365-Tage-Thema, weil wir ständig alles überprüfen müssen – das ist unsere Aufgabe. Deswegen habe ich auch gesagt, was Trainer, Analysten und so weiter anbelangt, muss man immer auf dem Laufenden sein. Richtung Winter ist es so, dass Nachbesserungen nicht ganz einfach sind, weil dieses Transferfenster normalerweise nicht so viel hergibt. Dementsprechend wird es auch bei uns überschaubar bleiben. Aber die Augen sind immer offen, falls sich etwas ergibt.
Kann man denn überhaupt noch viel am Kader machen? Stichwort Kadergröße...
Zuber: Man muss schon eine gewisse Qualität auch im Training haben. Die wird nicht besser, wenn man 40 Spieler hat, sondern man muss eine gewisse Größe haben, mit der es Sinn macht zu trainieren.
Cheftrainer Luc Holtz ist jetzt bald drei Monate im Amt. Wie fällt die erste Bilanz zu ihm aus?
Zuber: Ich will da etwas ausholen: Wir haben ja nicht nur Luc, sondern auch Analysten dazugeholt und einen zweiten Athletiktrainer, das Trainerteam insgesamt neu zusammengesetzt. Das findet sich, und die Abläufe werden immer besser. Natürlich ist Luc der Kopf des Ganzen, er hat alles unter Kontrolle, auch von seiner Art her, menschlich, so wie man sich einen Trainer vorstellt. Die Erfahrung ist für mich das Wichtigste. Er weiß, was er macht, wie er es vermittelt, und bleibt auch ruhig in Situationen, wenn man mal verliert. Er findet die richtigen Worte und hat gute Analysen. Dementsprechend sind wir wirklich froh.
Wie kam es konkret zu der Idee und dem Kontakt?
Zuber: Wir haben ihn quasi ausgegraben aus seiner Arbeit beim Luxemburger Verband (lacht). Aber im Ernst: Es ist ja immer so, dass man ständig potenzielle Trainerkandidaten beobachtet. Man schaut, wer arbeitet gut, wo kann man sich etwas abschauen. Wir verfolgen viele Ligen, und irgendwann bekommt man das Signal, dass es eine Möglichkeit gibt, Gespräche zu führen. Zugegebenermaßen ging das dann sehr schnell – wirklich von heute auf morgen. Und ich glaube, das war gut, weil er wirklich das verkörpert, was wir hier brauchen. Waldhof ist kein einfacher Verein, da braucht man Erfahrung, Gelassenheit, Ruhe. Er hat schon viel erreicht, ist akribisch, das Feuer brennt in ihm. Momentan baut sich da etwas zusammen, die Jungs verstehen sich immer besser.
Wie sieht die Zwischenbilanz insgesamt aus? Ist man punktemäßig da, wo man sich das vorgestellt hat?
Zuber: Grundsätzlich kommen wir zweimal von Platz 16 (in den vergangenen Spielzeiten, Anm. d. Red.), das darf man nicht vergessen. Wir haben immer gesagt, wir wollen möglichst früh aus dem Abstiegskampf rauskommen. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg, weil wir in vielen Spielen gepunktet haben. Aber verlierst du zweimal, bist du wieder voll hinten drin – das geht sehr schnell. Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt nur zwei Punkte mehr als letztes Jahr, das muss man auch wissen. Aber: Wenn du nach einem Drittel oder Viertel der Saison so dastehst, wie du dastehst, dann hat das schon Aussagekraft. Was wir jetzt schon besser machen, ist, dass wir auch auswärts mal die Möglichkeit haben, ein Spiel zu gewinnen. In den Heimspielen können wir uns noch etwas steigern, aber insgesamt sind wir zufrieden.
Im Sommer laufen sehr viele Verträge aus. Wie laufen die Gespräche?
Zuber: Das ist ein Prozess. Wir sind da im ständigen Austausch mit den Spielern und deren Management. Jeder Spieler weiß genau, worum es geht. Zu gegebener Zeit kommen zwei oder drei Parteien zusammen. Der Austausch ist sehr gut, und ich glaube, jeder hat Bock auf das Projekt aktuell. Dann müssen wir schauen, wie und wie schnell wir die Verlängerungen hinkriegen oder Personalplanungen machen.
Ein Spieler, der gerade im Fokus steht, ist Kennedy Okpala. Begehrlichkeiten werden schnell geweckt, vor allem bei erfolgreichen Stürmern. Wird man da nervös?
Zuber: Wir werden grundsätzlich nie nervös. Als ich im April letzten Jahres kam, hatte Kennedy überhaupt keine Rolle gespielt. Wir haben aber schnell seine Qualitäten gesehen. Mit seiner Dynamik hat er sich dann richtig reingespielt in die Mannschaft, und seine Entwicklung ist seitdem richtig gut. Wir haben viel miteinander gesprochen, arbeiten an seinen Themen, weil er noch jung ist und viel lernen muss. Aber er hat schon viel, was man braucht, um eine gute Karriere zu machen. Wir fördern und fordern ihn natürlich tagtäglich. Man sieht seine Fortschritte, und das Momentum ist auf seiner Seite. Ich habe nichts dagegen, wenn das so weitergeht.
Wie sieht es bei Terrence Boyd aus? Er bekommt aktuell weniger Spielzeit.
Zuber: Auch da sind wir im ständigen Gespräch. Er bringt sich mit seiner Erfahrung ein, hilft den Jungen. Er pusht jeden Spieler, der vor ihm steht. Das ist nicht selbstverständlich, das weiß ich aus anderen Stationen. Er ist ein wesentlicher Faktor, dass die anderen so performen, weil er im Training extrem daran arbeitet, die Jungs besser zu machen. Er hat eine große Karriere gemacht, das hatten nicht viele Spieler hier. Natürlich merkt man, dass man in die Jahre kommt und vielleicht nicht mehr die Spritzigkeit hat. Aber er ist extrem wichtig für die Truppe, für die Führung ein wesentlicher Bestandteil.
Gerhard Zuber
Zuber wird am 11.09.1975 in Wolfsberg (Ö.) geboren .
Nach Amateurlaufbahn folgt Einstieg ins Management. Über Graz und den österreichischen Fußballverband geht er als Scout zum VfB Stuttgart und als Sportdirektor zu Schalke 04 und Hannover 96 .
Im April 2024 wird Zuber Geschäftsführer Sport beim SV Waldhof.
Schlüsselspieler wie Hoffmann, Karbstein, Voelcke, Sietan, Ferati – stehen die auf der Prioritätenliste für Vertragsverlängerungen?
Zuber: Wie gesagt, wir sind mit allen Spielern im Austausch. Klar, wenn Spieler gut spielen, werden sie auch bei anderen Vereinen begehrt. Es ist auch nicht einfach, alle Spieler zu verlängern. Es gehören immer zwei bis drei Parteien dazu. Wir schauen natürlich, dass wir möglichst viele Spieler auch nächstes Jahr oder im Frühjahr bei uns haben.
Der Ansatz bleibt also, die Mannschaft punktuell zu verstärken und nicht wieder große Umbrüche zu machen, wie es beim Waldhof in der Vergangenheit öfter der Fall war?
Zuber: Das war von Beginn an unser Bestreben. Du analysierst die Truppe, wenn du neu anfängst, und siehst, dass sie gute Qualität hat. Dementsprechend haben wir uns entschlossen, frühzeitig den Stamm zusammenzuhalten und uns punktuell zu verstärken. Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen, auch wenn wir nicht ganz so viele Mittel hatten. Es ist auch nicht einfach, in der Dritten Liga Qualitätsspieler zu finden. Wichtig war, dass wir den Stamm gehalten haben, weil Identität und Kontinuität wichtig sind. Diesen Weg setzen wir fort.
Welche Rolle spielt dabei der neue Scout Christophe Rempp, insbesondere mit Blick auf Spieler aus anderen Ligen und französischen Hintergrund?
Zuber: Natürlich eine wichtige Rolle. Mit seiner Erfahrung hat er ein großes Netzwerk. Frankreich ist an der Grenze, eine der besten Nationen der Welt in der Jugendausbildung. Es wäre unklug, nicht daran zu denken, dort Spieler zu holen. Wir müssen aber auch schauen, dass wir zukünftig mehr eigene Spieler produzieren. Das wird ein großer Faktor in Zukunft, dass wir wirklich gute Spieler aus der eigenen Jugend herausbringen, die den Verein verkörpern.
Naiv gefragt: Aus Ihrer Sicht, warum hat man das Thema Jugend in den letzten Jahren etwas vernachlässigt?
Zuber: Das haben wir auch erkannt. Wir haben hier ein großes Einzugsgebiet, aber viele auch höherklassig spielende Vereine drumherum. Man muss seinen Standort abstecken und schauen, dass die besten Spieler nicht immer woanders hingehen. Mit Matthias Schober haben wir jetzt jemanden, der die Benchmark in Deutschland gesetzt hat, mit der Knappenschmiede auf Schalke. Er weiß, wie es geht, wo die besten Spieler sind, wie man sie führt und entwickelt. Ich habe auch bei allen Vereinen, wo ich gearbeitet habe – VfB Stuttgart, Schalke, Hannover – junge Spieler herausgebracht. Das muss auch unser Weg sein. Das braucht Zeit, aber der Prozess ist gestartet.
Ist es nicht schwierig, wenn man das Thema mal schleifen ließ, wieder aufzuholen?
Zuber: Absolut. Da müssen wir schon noch etwas reinstecken. Wir haben ein paar Sachen vor, mit denen wir auf jeden Fall den nächsten Schritt gehen werden. Das geht über harte Arbeit, gute Trainer, gutes Miteinander, Infrastruktur. Da haben wir in allen Bereichen Möglichkeiten, uns zu verbessern. Finanziell sind wir nicht auf Rosen gebettet, das wissen wir alle. Deswegen muss man kreativ sein und andere Möglichkeiten finden.
Nochmal zum aktuellen Kader. Wie sieht es bei Spielern aus, die wenig Spielzeit bekommen, zum Beispiel Rico Benatelli? Ist das eine Aufgabe für das Winter-Transferfenster?
Zuber: Für ihn ist es sehr schwer, zu spielen, so ehrlich muss man sein. Die anderen machen es auf seiner Position extrem gut, und wir haben viele Spieler auf dieser Position. Es ist schwer für ihn, in den Kader zu kommen. Ähnlich wie bei anderen ist auch der Zeitfaktor, das Alter, nicht mehr auf seiner Seite. Im Winter gibt es das Transferfenster, vielleicht hat er oder haben wir eine Idee.
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