Wagenschwend.. Als Schiedsrichter Vincent Becker am Samstagnachmittag die Partie abpfiff und feststand, dass der SV Waldhof nach dem 2:0 (0:0)-Erfolg beim Landesligisten SV Wagenschwend im Finale um den Badischen Landespokal steht, ging das Fußball-Volksfest auf dem höchstgelegenen Sportplatz im Odenwald in seine nächste Phase. Auf dem Platz wurden eifrig Selfies mit den Drittliga-Profis gemacht. Und auch die Autogramm-Jäger bekamen wie etwa bei Publikumsliebling „Willy“ Sommer ihre Chance.
„Wir sind hier herzlich empfangen worden, konnten die Menschen mitnehmen und am Ende gab es keine Verlierer. Das ist doch das Schöne“, blickte auch Waldhof-Trainer Patrick Glöckner mit einer gewissen Zufriedenheit auf den Trubel rund um das von Wagenschwend zum „Jahrhundertspiel“ ausgerufene Halbfinale im BFV-Pokal.
Waldhof-Splitter: Plötzlich nur noch Siebter
- Der SVW spielte am Samstag in Wagenschwend mit folgender Aufstellung: Bartels – Kouadio, Gohlke (57. Rossipal), Just, Donkor – Wagner, Saghiri – Sommer (70. Jurcher), Gouaida (46. Lebeau), Kother – Butler.
- Gar nicht erst im Kader waren die zehn Stammkräfte Seegert, Sohm, Königsmann, Boyamba, Höger, Schnatterer, Martinovic, Costly, Verlaat und Russo, die am Vormittag in Mannheim eine Trainingseinheit absolviert hatten.
- Der Endspielgegner des SVW am 21. Mai auf neutralem Platz wird am Mittwoch (19 Uhr) zwischen dem FC Türkspor Mannheim (Landesliga) und dem 1. FC Bruchsal (Oberliga) ermittelt.
- Sollte der Waldhof als Dritter die Relegationsspiele Richtung 2. Liga am 20. und 24. Mai erreichen, wäre das Pokal-Finale für die Qualifikation zum DFB-Pokal bedeutungslos, da die ersten vier Teams der 3. Liga das Ticket für den DFB-Pokal bereits sicher haben.
- Seit dem vergangenen Wochenende ist der SVW in der Tabelle von Platz vier auf Rang sieben abgerutscht. In der Zwischenzeit hat beispielsweise Eintracht Braunschweig vier Zähler geholt und auch der Rückzug von Türkgücü München wirkte sich aus.
- Der Rückstand zum Relegationsplatz hat sich von drei auf vier Zähler vergrößert. Der SVW ist punktgleich (48) mit Osnabrück und München.
Als Sieger durften sich vor allem die Gastgeber fühlen, die gegen den haushohen Favoriten bis in die Endphase ihren Kasten sauber hielten. Erst Jan Just (67.) und Justin Butler (82.) stellten den Endstand jeweils nach einem Eckball her. Aus dem Feld heraus gelang den Mannheimern im ersten Durchgang kaum etwas, nach dem Wechsel scheiterten die SVW-Profis dann mehrfach an der vielbeinigen Wagenschwender Amateur-Abwehr oder SV-Torhüter Denis Deter.
„Da muss man mehr erwarten“
Vor allem der erste Durchgang ließ beim zweiten Anzug der Waldhöfer, die gleich zehn ihrer Stammkräfte schonten und nur als Zuschauer dabei waren, einiges zu wünschen übrig - was sich auch in Trainer Glöckners angespannter Miene zum Seitenwechsel ausdrückte. „Der Gegner hat das hervorragend gemacht“, blickte der Coach auf die blaue 5-4-1-Wagenburg vor dem Tor der Hausherren, „aber da muss ich von meiner Mannschaft mehr erwarten, wenn es auch darum geht, sich für die erste Elf aufzudrängen.“ Wie die 200 mitgereisten SVW-Fans unter den über 1800 Besuchern an der Strümpfelbrunner Landstraße hatte sich der 45-Jährige dann doch etwas mehr erhofft, als die zahlreichen Fehlpässe und Abstimmungsfehler im Spiel nach vorne, die es dem Landesligisten nicht besonders schwermachten.
„Jetzt wird sich zeigen, ob der Ferrari auch auf dem Feldweg läuft“, hatte der Wagenschwender Stadionsprecher zu Beginn der Partie noch mit einer gewissen Selbstironie den Vergleich David gegen Goliath angekündigt. Und schnell war zu sehen, dass die Mannheimer den Turbo nicht zuschalten konnten. Dass es vor allem mit der ungewohnten Formation zu tun hatte, in der die Blau-Schwarzen sonst eher selten auflaufen, wollte Torschütze Butler allerdings nicht als Ausrede gelten lassen. „Wir sind eine Mannschaft, trainieren jeden Tag zusammen und sind eingespielt. Eigentlich muss das besser von uns zu erwarten sein“, sagte der im Winter aus Ingolstadt zum SVW ausgeliehene Stürmer, der vor dem 2:0-Endstand goldrichtig stand und den Kopfball von Dominik Kother entscheidend abfälschte. „Wagenschwend stand zuvor mit vielen Füßen gut drin. Da war es nicht einfach durchzukommen“, beschrieb Butler das lange erfolglose Anrennen im Spiel auf ein Tor, das Coach Glöckner an ein „zähes Kaugummi“ erinnerte.
Würzburg und 1860 scheitern
„Hätten wir unsere Chancen genutzt, wäre es etwas deutlicher geworden“, blickte Mittelfeldmann Fridolin Wagner auf die Phase nach der Pause, als mit dem zuletzt verletzten Adrien Lebeau mehr Zug in die Offensivaktionen der Waldhöfer kam. „Ob wir jetzt 2:0 oder 10:0 gewinnen, ist aber am Ende egal. Hauptsache wir sind weiter“, verlegte sich Wagner auf alte Pokal-Weisheiten. Drittliga-Konkurrenten wie 1860 München oder die Würzburger Kickers hatten zeitgleich schließlich ganz andere Halbfinal-Erfahrungen gegen zwei Oberligisten gemacht und sind im nächsten DFB-Pokal nur Zuschauer.
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