Mannheim. Während vor dem Podium im Eventcenter im Mannheimer Industriehafen das wiedergewählte Präsidium um Vereinsboss Bernd Beetz mit Waldhof-Sektflaschen für Pressefotos posierte, führte weiter hinter eine Clubikone seine ersten Gespräche als neues Mitglied im Aufsichtsrat des Hauptvereins. Karl-Heinz „Kalle“ Bührer, der als Stürmer zwischen 1979 und 1990 69 Tore für den SVW in der 1. und 2. Liga erzielte, soll künftig die sportliche Kompetenz des siebenköpfigen Gremiums stärken. Mit dem besten Ergebnis im Aufsichtsrat bestätigt wurde in der ersten Mitgliederversammlung des Mannheimer Traditionsvereins nach zwei Jahren Corona-Unterbrechung der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Fulst-Blei.
Spätberufener „Kalle“ Bührer
„Ich bin immer bereit gewesen. Mich hat einfach vorher nie einer offiziell gefragt“, erklärte Bührer den Umstand, als Spätberufener im Alter von 62 Jahren erstmals in verantwortlicher Position bei seinem Verein einzusteigen. Die Anfrage holte Mike Schüssler, ein alter Kumpel aus Profi-Tagen und mittlerweile im Waldhof-Wahlausschuss aktiv, nach. „Wenn ich mich mit meiner Erfahrung einbringen kann, mache ich das gerne“, sagte Bührer. Als „schwierigste Aufgabe“ für den Hauptverein in der nahen Zukunft sieht der Ex-Profi die Umwälzungen, die die Pläne zur Einführung eines spätestens in der 2. Liga vorgeschriebenen Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) am Alsenweg mit sich bringen. „Man muss sich wirklich überlegen, wie man die fehlenden 350 000 Euro finanziert“, sagte Bührer mit Blick auf das Loch, das der Ausstieg des bisherigen Kooperationspartners „Anpfiff ins Leben“ im Sommer 2023 reißt. Und Aufsichtsratschef Fulst-Blei ergänzte: „Es ist eine große Nuss zu knacken. Am Ende darf nicht eine massive Verschuldung des e.V. stehen.“

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Während ein Arbeitskreis unter Leitung von Vizepräsident Horst Seyfferle nach Antworten auf die drängenden Fragen im Jugendbereich suchen soll, zeichnete der mit knapp 70 Prozent Ja-Stimmen komfortabel wiedergewählte Präsident Bernd Beetz auf der Mitgliederversammlung ein durchweg positives Bild der Entwicklung des Vereins in den vergangenen drei Jahren. „Wir haben sportlichen Erfolg, unsere Strukturen sind gestärkt. Wir haben auch Corona überlebt, das war kein Vergnügen“, sagte der Mäzen und Investor. Nach einem leichten Plus im ersten Jahr 3. Liga (2019/20) ging die Spielbetriebs-GmbH mit einem Minus von 2,4 Millionen aus der vergangenen Spielzeit 2020/21. Das war laut Beetz ausschließlich den Auswirkungen der Pandemie mit den zeitweisen Zuschauerbeschränkungen bis hin zu Geisterspielen geschuldet.
Während der SV Waldhof die Corona-Krise dank der wirtschaftlichen Rückendeckung durch den Präsident halbwegs unbeschadet überstehen und seinen Etat auch in der kommenden Saison auf gleichem Niveau halten dürfte, sagte Beetz bei etlichen Konkurrenten in der 3. Liga Probleme voraus. „Ich gehe davon aus, dass es in jedem Jahr eine Insolvenz geben wird“, erklärte der 71-Jährige eingedenk des jüngsten Falls Türkgücü München. „Viele Vereine werden ihr Budget reduzieren.“ Auch wenn das Thema Zweitliga-Aufstieg von Beetz in seinen Ausführungen als Ziel noch kurz gestreift wurde, scheint auch der Präsident von einer weiteren Saison in der 3. Liga auszugehen. Der neue Aufsichtsrat „Kalle“ Bührer formulierte das bei mittlerweile sechs Punkten Rückstand des SVW auf Platz drei am Montag deutlicher: „Diese Saison kann man abhaken.“
Präsidium und Aufsichtsrat
- Das alte Präsidium des SVW ist auch das neue: Bernd Beetz (Präsident), Horst Seyfferle (Vize) und Birgit Loewer-Hirsch wurden wiedergewählt. Tobias Schmidt, der Anfang 2020 ins Präsidium nachrückte, wurde im Amt bestätigt.
- Mit Karl-Heinz Bührer rückte ein prominenter Ex-Profi aus der ehemaligen Bundesliga-Mannschaft in den Aufsichtsrat des Hauptvereins (e.V.). Zudem gehören dem Kontrollgremium Stefan Fulst-Blei (Vorsitzender), Dariusch Hafezi, Markus Münch, Oliver Ort, Marc Oliver Ganglbauer und Tim Kai Spagerer an.
- In den siebenköpfigen Aufsichtsrat der Spielbetriebs-GmbH entsendet der e.V. drei Vertreter aus dem Präsidium. Gegenwärtig sind das Bernd Beetz, Horst Seyfferle und Tobias Schmidt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mitgliederversammlung beim SV Waldhof: Vertrauen in Beetz