Mannheim. Blickt man auf die tristen Jahre davor, geht am Befund kein Weg vorbei: Der SV Waldhof erlebt seit dem Einstieg von Investor Bernd Beetz im Jahr 2016 die erfolgreichste Ära der jüngeren Vereinsgeschichte. Aus einem Club, der in der furchtbaren Regionalliga feststeckte, ist ein etablierter Drittligist mit Perspektiven nach oben geworden. Wirtschaftlich hat der Verein auch die schweren Corona-Jahre dank der durch Beetz gegebenen wirtschaftlichen Sicherheit und einer zurückhaltenden Gehaltspolitik unter dem mittlerweile geschassten Sportchef Jochen Kientz ohne schwerere Schäden überstanden.
Die erste Jahreshauptversammlung nach drei Jahren verlief unter dem Eindruck dieser positiven Gesamtentwicklung harmonisch und reibungslos. Kritik aus den Reihen der Mitglieder war nur in minimaler Dosierung zu vernehmen, Beetz wurde mit einem guten Ergebnis von knapp 70 Prozent Ja-Stimmen wiedergewählt. Auch heiklere Themen wie die kontrovers diskutierten Pläne zum Stadionneubau, der schlagzeilenträchtige Kientz-Rauswurf, der Ende April vor dem Arbeitsgericht verhandelt wird, oder die angeblich ausgebliebenen Zahlungen des neuen Rückensponsors, blieben ausgespart.
Die Versammlung war ein Vertrauensbeweis in Beetz und seinen Weg. Das heißt aber nicht, dass die blau-schwarze Welt komplett rosarot gefärbt wäre. Gerade die Installierung eines professionellen Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), ein Herzensprojekt des SVW-Mäzens, birgt gewaltigen internen Zündstoff. Die vorläufige Ablehnung des NLZ durch den DFB aufgrund der Waldhof-Verbindung mit dem Hopp-Verein „Anpfiff ins Leben“ (AiL) traf das Beetz-Präsidium unvorbereitet. Das ist nachvollziehbar, weil der Verband frühzeitiger auf das Problem hätte hinweisen müssen. Aber die möglichen Konsequenzen rütteln an der Seele des SVW, der traditionell wichtigen Jugendarbeit. Durch den AiL-Ausstieg im Sommer 2023 gerät der Hauptverein finanziell absehbar in eine äußerst schwierige Situation – und mit ihm viele Nachwuchstrainer, Kinder und Jugendliche, die den SV Waldhof emotional in der Bevölkerung der Stadt erden. Hier eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden, die Spitzen- und Breitensport gleichermaßen berücksichtigt, dürfte mindestens so schwer wie der Aufstieg des Profiteams in die 2. Liga werden.
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