Mannheim. Am Donnerstag stellt Gerhard Zuber, neuer Geschäftsführer Sport beim SV Waldhof, zusammen mit dem ebenfalls neuen Sportdirektor Mathias Schober erstmals seine Pläne mit dem Mannheimer Fußball-Drittligisten im Detail regionalen Medienvertretern vor. Bei „MagentaSport“ sprach der 49-jährige Österreicher jedoch schon zweimal über seinen neuen Job. Erst vor seinem Debüt, das am Sonntag mit einer ernüchternden 0:3-Niederlage gegen den TSV 1860 München endete, jetzt auch im Drittliga-Podcast des Streamingsenders namens „4zu3“. Ein 17-minütiges Interview mit einigen interessanten Aussagen zu den jüngsten Turbulenzen beim akut abstiegsbedrohten SVW.
Brisante Themen gab es nach dem radikalen Neustart in der Vorwoche genug. Zum Beispiel das verkorkste Debüt des neuen Trainers Dominik Glawogger beim 0:3 gegen 1860 München. „Wir haben einen anderen Ansatz gewählt, wie im Spiel auch erkennbar war. Ich fand‘ grundsätzlich das Spiel vom Energielevel und der Bereitschaft her ganz okay. Grundsätzlich fand‘ ich den Unterschied zwischen beiden Teams nicht so groß. Es war ein maximal unglücklicher Auftritt. Wir haben uns gewehrt, müssen aber trotzdem einiges bessermachen“, analysierte Zuber die Niederlage eher wohlwollend.
Die Entscheidung, nur zwei Stunden nach seinem Amtsantritt am vergangenen Mittwoch Waldhof-Ikone Bernhard Trares durch den im deutschen Profifußball noch unerfahrenen Glawogger zu ersetzen, verteidigte Zuber grundsätzlich, nahm aber auch die SVW-Führung um Präsident Bernd Beetz und dessen Sohn, Aufsichtsratschef Christian Beetz, mit in die Haftung. „Bernhard ist quasi ein Sohn Mannheims, der viel erreicht hat, viel Gutes gemacht hat. Er ist natürlich ein ,Local Hero‘, der die Truppe wirklich stabilisiert hat. Herzlichen Dank an Bernhard, die Truppe ist echt intakt und körperlich auf einem sehr guten Niveau. Er hat sehr gute Arbeit geleistet“, schickte Zuber vorweg, um dann auf die Motive des Trainerwechsels zu sprechen zu kommen.
„Das Thema ist halt immer, wenn man einen Neuanfang macht und die Vereinsführung neue Ideen hat, neue Impulse schaffen will, eine ganzheitliche Veränderung herbeiführen will, dann findet man selten einen richtigen Zeitpunkt.“ Da der Vertrag des früheren Sportchefs Anthony Loviso Mitte April auslief, habe sich der Verein entschieden, „einen komplett neuen Weg zu gehen. Diesen Weg bin ich dann mitgegangen. Es war eine gemeinschaftliche Entscheidung, alles neu aufzusetzen. Und da sind wir jetzt alle gefordert, das Ruder herumzureißen“.
Der erst 35-jährige Glawogger stellte die Mannschaft gegen 1860 taktisch und personell gravierend um – und geriet nach der klaren Niederlage sowie einer schwachen Leistung sofort heftig in die Kritik.
Der Sport-Geschäftsführer appellierte daran, dem neuen Coach eine Chance zu geben. „Es gibt nicht jung oder alt. Es gibt gut oder schlecht, beziehungsweise erfahren oder nicht erfahren. Er hat schon viel Erfahrung gesammelt in seiner jungen Tätigkeit als Trainer. Er hat irrsinnig interessante Ansätze, einen guten Fußball zu spielen. Das war der Weg, den wir einleiten wollten“, sagte Zuber.
Glawogger sei auf den Waldhof-Job „extremst vorbereitet“ gewesen. „Was uns auf die Idee gebracht hat, mal etwas anderes zu probieren. Im Endeffekt werden wir sehen, was dabei rumkommt. Wir glauben, dass er ein Trainer ist, der die Waffen hat, in der Liga zu bleiben. Wir haben aus Überzeugung diese Entscheidung getroffen. Gebt ihm doch mal eine Chance!“, sagte Zuber und zog ein sehr prominentes Beispiel heran: „Julian Nagelsmann ist im Abstiegskampf auch in die Position des Cheftrainers gekommen, wo auch jeder gesagt hat: Der ist zu jung. Nagelsmann hat eindrucksvoll bewiesen, dass er es geschafft hat.“ Die große Karriere des heutigen Bundestrainers Nagelsmann begann, als er die TSG Hoffenheim in der Saison 2015/2016 vor dem Abstieg aus der Bundesliga bewahrte.
Direkte Duelle bei Hannover II und gegen Stuttgart II „essenziell wichtig“
Zuber verhehlte allerdings auch nicht, dass die Wahl Glawogger „ein Stück weit riskant“ sei. „Da müssen wir nicht um den heißen Brei herumreden. Aber ich glaube, dass jetzt ein paar Inhalte in die Mannschaft kommen sollten, die er gut vermitteln kann. Der Beginn hat schon gezeigt, wo wir hinwollen und was wir vorhaben“, so der neue Waldhof-Manager. Die entstandene Unruhe im Umfeld durch den Trares-Glawogger-Tausch habe ihn nicht überrascht, meinte Zuber. „Uns war bewusst, dass relativ viel passiert, wenn wir so eine Entscheidung treffen. Aber wir müssen jetzt zeigen, dass wir eine Familie sind und zusammenhalten“, sagte er. Zuber warnte davor, einen „jungen Trainer so fertigzumachen“. Er glaube weiter daran, dass Glawogger mit dem SVW den Klassenerhalt schaffen könne. „Wir werden alle Störfeuer ausblenden, konzentriert arbeiten. Und am Ende werden wir sehen, ob es richtig oder falsch war.“
Mit Blick auf den Saison-Endspurt, in den der Waldhof nur aufgrund des besseren Torverhältnisses im Vergleich zum VfB Stuttgart II auf einem Nichtabstiegsplatz geht, sei zwar die „Zeit ein limitierender Faktor“, aber noch habe der SVW in den verbleibenden fünf Spielen den Klassenerhalt in der eigenen Hand. Beim Vorletzten Hannover 96 II und in der Woche danach gegen Stuttgart II sei die Mannschaft in der Pflicht. „Es ist jedes Spiel wichtig, weil wir Punkte sammeln müssen. Aber natürlich sind direkte Duelle doppelt wichtig. Da müssen wir schon schleunigst schauen, dass wir punkten. Das wird essenziell sein“, sagte Zuber.
Die „MagentaSport“-Runde diskutierte nach dem Gespräch mit dem Mannheimer Manager noch kurz über die Krise beim SVW und die Gründe für den Absturz in den vergangenen Jahren. Kommentator Christian Strassburger resümierte daraufhin: „Es wäre echt bitter, wenn der Waldhof absteigt. Aber wenn man ohne Emotionen draufschaut. Es wäre nicht, dass jeder sagt: ,Das kommt überraschend.‘“
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