Mannheim. Als am Dienstagabend aus der Unterhachinger Kabine die Ballermann-Hits dröhnten, tat sich Bernhard Trares bereits sichtlich schwer, die wohl schwerste Niederlage seit seiner Rückkehr ins Traineramt beim SV Waldhof im September 2024 aufzuarbeiten. „Das Ergebnis ist total enttäuschend für uns, total bitter“, sagte der Mannheimer Trainer nach dem deprimierenden 0:2 (0:2) gegen den designierten Absteiger SpVgg Unterhaching am Dienstagabend.
„Wir müssen ehrlich sein, der Rückschlag wiegt schon schwer“, räumte Trares ein und versuchte, mit Blick auf die nächste Partie am Sonntag (13.30 Uhr, Carl-Benz-Stadion) gegen den TSV 1860 München wieder den Blick nach vorne zu richten. „Wir müssen das Haching-Spiel jetzt schnell aufarbeiten und am Sonntag 1860 schlagen“, sagte Trares. Doch unter seiner Regie werden die Mannheimer dieses Unterfangen nicht mehr angehen: Am Mittwochnachmittag entließ der Drittligist den 59-Jährigen und wird die letzten sechs Saisonspiele mit einem neuen Coach angehen, der spätestens nach dem Regenerationstag am Freitag seine erste Einheit leiten soll.
Club-Chef Bernd Beetz will einen „sportlichen Neustart“
„Ich möchte mich bei Bernhard für seinen Einsatz in den letzten Monaten bedanken. Er hat viel Zeit und Energie in den Verein investiert und sich stets mit dem SV Waldhof Mannheim identifiziert“, sagte Präsident Bernd Beetz in Richtung des Aufstiegstrainers von 2019. „Aufgrund der sportlichen Entwicklung und der aktuellen Situation im Abstiegskampf haben wir uns jedoch entschieden, einen sportlichen Neustart durchzuführen“, begründete Beetz den Schritt der Club-Führung.
Nicht zuletzt der ernüchternde Auftritt gegen das abgeschlagene Schlusslicht war wohl ausschlaggebend für die Trares-Entlassung. Nach dem 0:2 fühlte sich die Stimmung im Carl-Benz-Stadion ein wenig nach Weltuntergang an, die drei Punkte gegen Haching waren in der internen Rechnung für den Klassenerhalt schließlich fest eingepreist. Und dann das. Zweimal näherte sich der konsequent defensiv eingestellte Tabellenletzte in der ersten Halbzeit dem Waldhof-Tor, zweimal schlug es ein. 0:1 Lenn Jastremski (22.), 0:2 Manuel Stiefler (43.). Der Rest war uninspiriertes und teils kopfloses Mannheimer Anrennen, ein fußballerisches Armutszeugnis gegen einen Gegner, der zuvor noch kein Auswärtsspiel in dieser Saison gewonnen hatte.
Im Abstiegskampf steht dem SV Waldhof nach diesem völlig missratenen Fußball-Abend das Wasser endgültig wieder bis zum Hals. Nur der parallelen 1:2-Niederlage des VfB Stuttgart II gegen Viktoria Köln war es zu verdanken, dass der SVW nach dem 32. Spieltag nicht auf einen Abstiegsplatz abrutschen kann. Je nach Ausgang der Partie SC Verl gegen Borussia Dortmund II am Mittwochabend trennt die Mannheimer aber nur ein Platz von der Todeszone. Die Luft ist nach drei Spielen ohne Sieg und nur zwei Punkten extrem dünn geworden und auch der fußballerische Trend sowie die Formkurve von einstigen Leistungsträgern zeigte zuletzt deutlich nach unten.
Auch bei den Fans, die ihren Unmut über den desolaten Auftritt früh mit Pfiffen kundgetan hatten, war die Stimmung am Dienstagabend auf dem Kippe. „Diese Leistung war inakzeptabel“, rief der Anpeitscher auf der Otto-Siffling-Tribüne den Profis entgegen, als sie sich nach der Haching-Pleite dem harten Kern der blau-schwarzen Anhängerschaft stellten. „Gegen 1860 brennt ihr auf dem Rasen. Habt ihr das verstanden?“ Daraufhin verabschiedete immerhin aufmunternder Applaus die Spieler in die Kabine, über die Zukunft von Trares war da das Urteil aber wohl schon gefallen.
Interessante Namen wie Schweinsteiger oder Dabrowski
Am Mittwochvormittag leitete der 59-Jährige nochmals die Einheit mit den Ersatzspielern, am Nachmittag, fast parallel zur Vorstellung der neuen Sportlichen Leitung mit Gerhard Zuber und Mathias Schober, wurde dem Aufstiegshelden von 2019 dann seine Freistellung mitgeteilt. Trares war im September 2024 als Nachfolger des ebenfalls entlassenen Marco Antwerpen zum SVW zurückgekehrt, konnte mit einem Punkteschnitt von 1,33 pro Spiel die Blau-Schwarzen aber nicht entscheidend aus dem Abstiegsstrudel befreien.
Nun muss bereits der dritte Feuerwehrmann in dieser Spielzeit gefunden werden, der Markt ist in dieser Phase der Saison allerdings mehr als überschaubar. Allerdings sind mit Tobias Schweinsteiger (zuletzt Osnabrück), Markus Kauczinski (zuletzt Wehen Wiesbaden), Michael Schiele (zuletzt Braunschweig) und nicht zuletzt Christoph Dabrowski (zuletzt Rot-Weiss Essen) auch exzellente Kenner der 3. Liga zu haben, während der Ex-Waldhöfer Kenan Kocak (zuletzt Sandhausen) oder Bernd Hollerbach (zuletzt Rostock) mit ihren Ex-Clubs gerade selbst eine Talfahrt hinter sich haben und gehen mussten. Kai Herdling, Leiter des SVW-Jugendzentrums könnte mit Blick auf die nötige Lizenz interimsmäßig einspringen, als sicher gilt jedoch, dass die Clubführung eine längerfristige Lösung anstrebt. Inwieweit sich hier schon die neue Sportliche Führung Gerhard Zuber/Mathias Schober einbringt, blieb zunächst offen.
Das Waldhof-Beben hatte sich bereits am Dienstag vor dem Haching-Spiel angekündigt, als der SVW bestätigte, dass die Zeit von Anthony Loviso als Sportchef nach dem Spiel gegen 1860 München am Sonntag zu Ende ist. Der 39-Jährige verabschiedete sich bereits am Mittwochabend vom Club und endgültig aus dem Carl-Benz-Stadion, keine 24 Stunden später folgte ihm Trares, den die für ihn überraschende Entlassung dem Vernehmen nach auch emotional sichtlich mitnahm.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Radikaler Neustart: Was das Waldhof-Beben von Mittwoch für Konsequenzen hat