Tauberbischofsheim. Kaum war Tim Schork am Dienstagmittag von der Manager-Tagung der Drittligisten zurück aus Frankfurt und machte sich im Trainingslager von Tauberbischofsheim ein Bild vom Geschehen, ging der 33-Jährige zugleich in den üblichen Rastlos-Modus über: Am Rand des Übungsgeländes lief der Sportgeschäftsführer des SV Waldhof auf und ab - das Handy immer am Mann oder direkt per Knopf im Ohr mit dem Smartphone verbunden. Schließlich ist die Transferperiode noch lange nicht vorbei - und der SVW bekanntermaßen noch auf der Suche nach Verstärkungen.
„Wir bekommen pro Tag zwischen fünf und zehn Spielern angeboten - auf unterschiedlichen Qualitätsniveaus“, gibt Schork einen Einblick in die Dynamik des schnelllebigen Profi-Geschäfts, die eigenen aktiven Bemühungen sind da noch gar nicht mitgerechnet. Die nächste Wegmarke, an der sich der Markt nochmals neu sortieren wird, ist sicher der Start der Zweitliga-Saison Ende Juli, doch mit Blick auf den eigenen Kader, sieht Schork den SV Waldhof durchaus gerüstet. „Wir wären jetzt schon startklar, nun geht es darum, dass jeder in seine Form kommt“, ist Schork optimistisch.
„Das Gute und Wichtige ist, dass alle Mann fit sind und wir gut durch die beiden Doppel-Testspieltage durchgekommen sind“, zählte der SVW-Manager auch am letzten Tag des Trainingslagers am Mittwoch wie gehabt 22 gesunde Feldspieler. Nur bei den Torhütern trug Malvin Zok bei der Vormittagseinheit eine Knieblessur davon.
Dass die Mannheimer weiter nach einem flexiblen Verteidiger suchen, um alle Positionen doppelt besetzen zu können, und auch in der Offensive gerne noch etwas draufpacken würden, ist kein Geheimnis. Der Wunsch vieler Fans nach einem Tor-Garanten könnte aber erneut unerfüllt bleiben. Den Kontakt zu Alexander Esswein (zuletzt SV Sandhausen) bezeichnete Schork als „bisher nicht konkret“ ohne etwas ausschließen zu wollen, sieht den SVW im Rennen um die Top-Leute in diesem Bereich aber einmal mehr nicht in der ersten Startreihe. „Wir wissen schon, was uns noch gut tun würde, aber diese Jungs gibt es dann nicht unbedingt für uns“, spielt Schork auf den finanziellen Rahmen an, der sich mit Blick auf die Etats der Drittligisten auch in diesem Jahr eher am Ende der Top Ten bewegen dürfte.
Die Suche nach dem Tor-Garanten
„Den typischen Neuner suchen alle und wenn man es sich leisten kann, kann man sich manchmal auch jemanden rauspicken. Aber es gibt Bereiche, in die kommen wir einfach nicht rein. Deshalb sind wir es die vergangenen Jahre auch immer gewohnt, dass es da viele Absagen gibt und wir Spieler mit anderen Dingen überzeugen müssen und wollen“, erklärt Schork. „Wir sind jetzt nicht arm, aber bestimmte Schubladen haben sich wieder weiter entfernt, die Schere bei den Gehaltsklassen geht deutlich auseinander“, hat der Sportchef beobachtet. Dabei stechen ambitionierte Drittligisten nicht selten sogar Teams aus der unteren Hälfte der 2. Liga aus.
Deshalb stehen Clubs wie Sandhausen, Dresden oder Saarbrücken bei der am Dienstag veröffentlichten Trainer-Umfrage des Online-Portals liga3-online.de ganz vorne, während der SV Waldhof nur eine Stimme aus Unterhaching bekam. Für Schork geht das in Ordnung. „Es ist ja klar, dass es drei, vier Top-Favoriten gibt, die sich diese Situation über ihre Einkaufspolitik erarbeitet haben“, sagt der 33-Jährige, der insgeheim nicht böse darum sein wird, dass der vom Club vorgegebene und gescheiterte Aufstiegsplan bis 2023 nun erst einmal bei den Akten liegt.
Das heißt nicht, dass die Mannheimer ohne Ambitionen in die Liga gehen, der Blick richtet sich aber wohl etwas mittelfristiger aus. „Dieses Jahr geht es nicht darum, dem Druck aus dem Weg zu gehen. Aber wir müssen schon realistisch einordnen, was wir vorfinden und dann mit der kompletten Vereinsführung und der Mannschaft einen Weg zu finden, um zu sagen, was das Ganze hergibt. Intern sind wir da schon klar und da sprechen auch unsere Transfers eine gewisse Sprache, wie der Weg aussehen kann“, sagt Schork. „Wir wollen aber vor allem mal ein stabiles Gerüst aufbauen, ohne immer diese große Fluktuation zu haben“, betont der Sportgeschäftsführer, der dabei auf einer Wellenlänge mit Trainer Rüdiger Rehm liegt.
Rehm setzt auf Konstanz
„Ich hoffe, dass wir mal eine Konstanz reinbekommen, eine gefestigte Mannschaft nicht nur über ein Jahr, sondern vielleicht auch über zwei, drei Jahre agieren kann. Ich glaube, dass das uns auch gut tun wird“, blickt der Coach auf den neuerlichen Umbruch, der künftig nicht mehr so krass ausfallen soll. Nach Informationen dieser Redaktion wird deshalb mit sieben der Neuzugänge auf dem Feld bis mindestens 2025 geplant.
„Der Waldhof ist in den vergangenen Jahren in der 3. Liga angekommen und hat sich stabilisiert. Jetzt müssen wir schauen, wie wir das fortgesetzt und verbessert bekommen - aus der gewachsenen Basis den nächsten Schritt zu machen“, setzt Trainer Rüdiger Rehm darauf, auch die nötige Geduld zu bekommen. „Wenn die Zeit da war, haben wir in Großaspach oder in Wiesbaden aus einer mittelmäßigen Mannschaft meistens etwas Besseres gemacht. Und beim SV Waldhof haben wir keine mittelmäßige, sondern eine gute Mannschaft“, sieht der 44-Jährige eine solide Basis und zeigt sich auch mit dem Trainingslager in Tauberbischofsheim zufrieden.
„Die Jungs haben gut gearbeitet und sich gefunden“, sagt Rehm zur Halbzeit der Vorbereitung, betont aber, dass „noch viele Dinge zu tun sind. Wir könnten aber auf jeden Fall in die Saison starten“, meint der Coach und sieht eine gute Balance im Kader. „Wir haben ein sehr ausgeglichenes Team. Die Älteren beißen, die Jungen machen auf sich aufmerksam“, sagt Rehm und denkt dabei sicher an Kennedy Okpala, der mit einem Fördervertrag ausgestattet wurde. Weitere Qualität darf aber noch dazustoßen - und dafür steckt sich Manager Schork dann sicher wieder gerne den Knopf ins Ohr.
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