Fußball

Waldhof-Krise: Warum Gerhard Zuber auch das Risiko Regionalliga eingegangen ist

Die neue sportliche Führung beim SV Waldhof will mittelfristig etwas zum Besseren verändern. Doch zunächst muss der Abstiegskampf in einem nervösen Umfeld zu einem guten Ende gebracht werden.

Von 
Alexander Müller
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Neuer Macher beim SV Waldhof: Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber. © Adler/PIX-Sportfotos

Es soll ein längerer Aufenthalt in der Stadt an Rhein und Neckar werden. Momentan leben Gerhard Zuber und Mathias Schober genau wie der neue Trainer Dominik Glawogger in Mannheim noch in einem Hotel. Doch ihr neues „Projekt“, wie es im Business-Neudeutsch immer heißt, soll die frisch installierte Leitung des SV Waldhof weit über diese Saison hinaus beschäftigen. „Es ist ein Commitment, das wir eingegangen sind. Wir haben gesagt: Wir kommen her, wir wollen etwas verändern, wir haben eigene Ideen und werden strukturell einiges verändern. Dementsprechend gilt der Vertrag auch für die 4. Liga“, sagt Zuber, neuer Sport-Geschäftsführer beim SVW, beim ersten Termin mit regionalen Medienvertretern in einem Raum des Nachwuchszentrums am Alsenweg. Schober, als der neuer Direktor Sport mitverpflichtet, nickt zustimmend.

Das Alptraumszenario Abstieg, das den SV Waldhof nach sechs Jahren in der 3. Liga zurück in die Regionalliga Südwest befördern würde, wo die Gegner dann SG Barockstadt Fulda-Lehnerz oder TSV Steinbach Haiger statt Dynamo Dresden und Alemannia Aachen heißen würden, ist in den Gedankenspielen zumindest eingepreist. Alles andere wäre auch vermessen, wenn man auf die aktuelle Tabelle schaut: Da stehen die Mannheimer nur dank des besseren Torverhältnisses im Vergleich zum VfB Stuttgart II hauchdünn auf einem Nichtabstiegsplatz.

Holt Stuttgart II in der entscheidenden Phase Bundesliga-Spieler in die 3. Liga?

„Die Situation ist sehr, sehr ernst“, sagt Zuber, der an diesem Morgen den Großteil der Redeanteile verglichen mit seinem eher zurückhaltenden Kompagnon Schober hat. „Du duellierst dich direkt mit einer Mannschaft wie dem VfB Stuttgart II, die immer die Möglichkeit hat, Spieler von oben runter zu schicken. Das ist ein brutaler Faustpfand. Wir sind komplett auf uns selbst angewiesen und gehen davon aus, dass wir zwei bis drei Spiele auf jeden Fall noch gewinnen müssen. Das wird ein brutaler Kraftakt.“

Zuber, Schober und Glawogger sind erst eine Woche in Mannheim, aber sie haben schon leidvoll erfahren müssen, wie schnell die Emotionen bei einem Traditionsverein ins Negative kippen können. Ein paar Stunden nach der Pressemitteilung am Mittwoch vor einer Woche, in dem das Duo präsentiert wurde, beurlaubte der SV Waldhof Trainer Bernhard Trares. Ein nicht nur wegen des Aufstiegs 2019 im Waldhof-Umfeld enorm geschätzter Fußballlehrer und Mensch, der sich mit dem Verein komplett identifizierte. Als für Trares der nur absoluten Insidern bekannte erst 35-jährige Österreicher Glawogger kam und dieser sein Debüt beim 0:3 gegen 1860 München am Sonntag auch noch kolossal in den Sand setzte, kippte die Stimmung im Carl-Benz-Stadion.

Erklärungsversuche zur Beurlaubung von Bernhard Trares

Zuber weiß um die Brisanz der Entscheidung. „Es geht immer um die Sache. Für uns war die Entlassung von Bernhard Trares schwer. Wir sind befreundet und er hat sehr gute Arbeit abgeliefert. Dominik ist mit seinen 35 Jahren natürlich sehr jung, Erfahrung bringt er aber mit als Cheftrainer. Wir möchten inhaltlich Themen vorantreiben. Dominik ist ein ganz cleverer Trainer mit einem ganz klaren Plan. Das hat uns überzeugt“, sagt der 49-Jährige, der mit Erfahrungen in verantwortlicher Rolle bei Schalke 04 und Hannover 96 früher in ganz anderen Sphären unterwegs war.

Es gehe jetzt einzig darum, irgendwie in der 3. Liga zu bleiben. Wenn man sich die Statistik anschaue, habe der SV Waldhof gegen die kommenden fünf Gegner in der Vorrunde nur einen Sieg und ein Unentschieden geholt. „Das würde uns aktuell nicht reichen“, sagt Zuber. „Deshalb musste man da an den Stellschrauben etwas drehen, um vielleicht den einen oder anderen Punkt mehr zu holen.“

Treffen am Alsenweg: Mathias Schober (l.) und Gerhard Zuber, die neue sportliche Führung beim SV Waldhof. © Alexander Müller

Die mit Händen zu greifende Skepsis im Umfeld über den Trainerwechsel wird er mit solchen Aussagen kaum besänftigen können. Da helfen nur Siege und gute Leistungen. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am Ostersonntag (16.30 Uhr), wenn der SV Waldhof beim Vorletzten Hannover 96 II antritt. In der prekären Lage ist alles andere als ein Sieg im Fernduell mit der U23 des VfB, die am Samstag gegen den SC Verl vorlegen kann, kein brauchbares Ergebnis.

Das Restprogramm spricht gegen den SV Waldhof

„Das wird ein hochintensives Spiel“, sagt Zuber, „es wird rauf- und runtergehen. Dort wird uns alles abverlangt. Die marschieren in dem kleinen Stadion ohne Ende, dort gilt es dagegenzuhalten.“ Und in der Woche danach steht gegen Stuttgart II (Sonntag, 27, April, 19.30 Uhr) auch schon das mögliche „Endspiel“ um den Klassenerhalt an. Das Restprogramm an den letzten drei Spieltagen, an denen es für den SVW noch gegen die Topteams Cottbus, Dresden und Bielefeld geht, spricht eher für den VfB.

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Der Anfang in Mannheim war höchstkompliziert für Zuber und Schober, die kommenden Wochen dürften nicht einfacher werden. Wenn ihre umstrittene Trainerlösung Glawogger nicht die Kurve bekommt, wird die neue Sportliche Führung mit einer unfassbar schweren Hypothek in die neue Saison gehen. „Natürlich wäre es für uns alles andere als prickelnd, wenn wir hierhin kommen und absteigen. Das ist der Stempel, den man dann trägt“, sagt Zuber. Der Österreicher hinterlässt beim ersten Treffen am Alsenweg einen aufgeschlossenen Eindruck.

Doch die Stimmung rund um den SV Waldhof bleibt enorm fragil. „Es ist klar, dass in dieser absoluten Crunchtime eine gewisse Emotionalität reinkommt. Die Köpfe waren schnell unten. Wir müssen den Jungs jetzt die richtigen Werkzeuge an die Hand geben, um das Ganze noch zu drehen“, sagt Zuber. Wir sind da, um Lösungen zu finden. Das muss schnell passieren, die Zeit spricht etwas gegen uns. Aber wir werden alles tun, das machen wir von morgens bis abends.“ Ob das reicht, werden wir am 17. Mai gegen 15.30 Uhr nach dem letzten Saisonspiel bei Arminia Bielefeld wissen.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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