Mannheim. Patrick Glöckner wirkte niedergeschlagen, frustriert, fast konsterniert. Nicht alle Sätze auf der Pressekonferenz nach dem 0:1 (0:0) gegen Viktoria Köln brachte der Trainer des SV Waldhof ins Ziel, der desolate Auftritt seines Teams arbeitete im 44-Jährigen. Nach nur einem Sieg aus vier Partien in der Rückrunde rumort es beim Mannheimer Fußball-Drittligisten, dessen Mäzen und Präsident Bernd Beetz seinen Verein am liebsten schon im Sommer in der 2. Liga spielen sehen würde. Das dreht den Fokus auf den Trainer: Glöckner ist nach Informationen dieser Redaktion durch den Negativtrend der vergangenen Wochen intern unter Druck geraten.
Ein Ultimatum für den Coach, dass er bei einer weiteren Niederlage am Sonntag in Meppen um seinen Job bangen muss, gibt es nach Angaben von Sport-Geschäftsführer Tim Schork aber nicht. „Nein“, antwortete der SVW-Manager auf die Frage dieser Redaktion, ob Glöckner zur Disposition stehe. „Ich werde den Trainer nicht anzählen, genauso wenig wie ich das bei einzelnen Spielern machen würde. Wir werden keine Zukunftsszenarien beschreiben oder mit irgendwelchen Konjunktiven arbeiten. Wir sind alle gemeinsam in der Pflicht, unsere Aufgaben zu erledigen und wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Es geht nur zusammen!“, sagte Schork.
Mannschaft ist komplett aus dem Tritt
Die Mannheimer Formkurve zeigt schon seit Anfang Dezember rapide in den Keller. Es sind nicht nur die Ergebnisse, die nicht mehr zu den hohen Zielen passen - aus den vergangenen sechs Spielen holte der SVW nur sieben Punkte. Ernüchternde Leistungen wie am Samstag in Würzburg (2:1) oder die völlig verkorkste Vorstellung gegen ersatzgeschwächte Kölner werfen vielmehr die Frage auf, was diese Mannschaft so komplett aus dem Tritt gebracht hat. „Es war das erste Spiel unter meiner Leitung, in dem wir keine richtig gute Torchance herausgearbeitet haben“, sagte Glöckner am Dienstagabend. Die Liste der Defizite war lang: Ideenlosigkeit und mangelnde Abstimmung in der Offensive, technische Unzulänglichkeiten, fehlende Kompaktheit, individuelle Fehler wie beim Kölner Tor durch David Philipp (46.), an dem Alexander Rossipal, Marcel Costly und letztlich auch Torhüter Timo Königsmann ihre Aktien hatten.
Ist der Waldhof in seiner aktuellen Verfassung überhaupt noch ein seriöser Aufstiegskandidat? Glöckner distanzierte sich am Dienstagabend ein Stück weit von den Zielen aus der eigenen Führungsetage. „Ich habe noch nie vom Aufstieg gesprochen. Dass wir oben mitspielen und uns verbessern wollen ist klar. Aber jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung und darf seine Ziele und Wünsche äußern“, sagte er.
Die Erklärungen des Trainers für die eskalierende Misere konnten nur begrenzt überzeugen. „Wir müssen unsere Leichtigkeit wiederfinden, ein Stück weit auf dem Boden der Tatsachen ankommen und von der Pike auf über die Basics wieder eine solide Leistung bringen“, sagte er auf die Frage, wie sich der SVW aus seiner Ergebnis- und Formkrise herausarbeiten kann. Mitten in der Saison werden auf einmal ganz grundlegende Themen diskutiert. Im 4-4-2-System mit zwei etatmäßigen Stürmern, zuletzt regelmäßig in Anwendung, um Neuzugang Pascal Sohm in die Startelf einzubauen, scheinen die offensiven Abläufe komplett verschüttet gegangen zu sein. Gegen die Viktoria holte der Trainer Sohm schon nach 53 Minuten vom Platz, obwohl die Spielsituation mit einem 0:1-Rückstand eigentlich für einen kopfballstarken Stoßstürmer prädestiniert war.
Neuzugang Sohm noch nicht integriert
„Wir hatten das Gefühl, dass wir mit Adrien (Lebeau, d. Red.) einen quirligeren Spieler auf dieser Position haben wollten. Wir haben mit Adrien die alte Formation wieder hergestellt, er und Dominik Martinovic verstehen sich ein Stück weit besser. Da wollten wir der Mannschaft Sicherheit geben, weil das Spiel so zerfahren war, dass wir nicht das Gefühl hatten, dass die Mannschaft sichere Abläufe im Kopf hat“, lautete Glöckners vielsagende Begründung für die Auswechslung. Heißt im Umkehrschluss: Der Coach hat es noch nicht geschafft, den Winter-Transfer ins Team zu integrieren.
Sport-Geschäftsführer Schork verschärft unterdessen vernehmbar den Ton. „Der Begriff Krise wäre für mich verfrüht. Aber es ist schon so, dass die Antennen jetzt sehr hellhörig sind und wir sehr aufmerksam beobachten, wie die Spiele abgelaufen sind“, sagte er. Unter verschärfter Beobachtung steht aber nicht nur der Trainer, sondern auch die Profis. „Wir müssen uns wieder auf unsere Stärken besinnen. Wir müssen an den ersten vor dem zweiten Schritt denken - in allen Belangen. Es gilt, sich wieder in die Spiele hinein zu arbeiten und über kleine Erfolgserlebnisse zum großen Erfolgserlebnis zu kommen“, sagte Schork. Am besten fängt der SVW damit schon am Sonntag bei den ebenfalls kriselnden Meppenern an.
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