Interview

Waldhof-Kapitän Seegert zum Saisonziel: „Wir wollen positiv überraschen“

Bis zum Saisonstart beim FC Ingolstadt am Sonntag will sich Waldhof-Kapitän Seegert von einer Erkältung erholt haben. Im Interview spricht er über das Saisonziel und welchen Neuzugang er mit Max Christiansen vergleicht

Von 
Alexander Müller
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Kapitän, Publikumsliebling, Identifikationsfigur: Innenverteidiger Marcel Seegert ist aus dem Team des SV Waldhof nicht mehr wegzudenken. Für die neue Saison hat sich der 30-Jährige viel vorgenommen. © Michael Ruffler

Mannheim. Herr Seegert, springen wir gedanklich in den Mai 2025. Was muss zu diesem Zeitpunkt passiert sein, dass Sie von einer erfolgreichen Saison des SV Waldhof in der dann gerade zu Ende gegangenen Drittliga-Saison 2024/2025 sprechen würden?

Marcel Seegert: Ich will gar keine konkrete Zielsetzung formulieren. Wir sind ambitioniert und wir haben Lust auf die neue Saison. Aber wir wollen auch der Waldhof sein, der den Ball flachhält und dann positiv überraschen kann. Wenn die Fans am Ende der Saison sagen: „Das hat Spaß gemacht“, dann hätten wir nach dem letzten Jahr schon viel erreicht.

Die zurückliegende Saison war bekanntlich sehr anstrengend und nervenaufreibend. Abstiegskampf bis kurz vor Schluss, lange Zeit unter dem Abstiegsstrich, dann auf den letzten Metern der Klassenerhalt. Kann diese Erfahrung mit Blick auf die neue Saison sogar hilfreich sein? In dem Sinn: Wer sich durch so eine Phase hindurchkämpfen musste, der hat seine Widerstandskräfte gestählt?

Seegert: Das ist richtig. So etwas schweißt zusammen. Es sind ja auch noch einige von den Stammspielern der vergangenen Rückrunde da. Wenn du durch so eine schwere Zeit gehst, vereint das auch. Wir sind jedes Wochenende mit der Pistole auf der Brust auf den Platz gegangen. Da musst du dich aufeinander verlassen können. Gerade in solchen Extremsituationen wird ein Team gebildet.

Wen erwarten Sie unter den Teams, die in dieser Saison um den Aufstieg spielen werden?

Seegert: Es ist diesmal unfassbar ausgeglichen, noch ausgeglichener als in den Vorjahren. Es sind mit Aachen und Cottbus tolle Traditionsvereine wieder hochgekommen, dazu mit Osnabrück, Rostock und Wiesbaden super Vereine, die abgestiegen sind. Es melden einige Ambitionen an, aber es ist sehr schwer kalkulierbar, wer am Ende welchen Platz belegen wird.

Marcel Seegert

  • Waldhof-Identifikationsfigur Marcel Seegert wurde am 29. April 1994 in Mannheim geboren.
  • Über den PSV Mannheim und den SC Käfertal kam der Innenverteidiger in der Jugend zum SVW, ging dann zu 1899 Hoffenheim und von dort weiter zum FSV Mainz 05.
  • Von 2014 bis 2017 spielte er in der Regionalliga wieder für den SV Waldhof. Trainer Kenan Kocak holte ihn danach zu Zweitligist SV Sandhausen.
  • Im Januar 2019 kehrte er zurück zu seinem Jugendverein und stieg mit ihm in die 3. Liga auf. Publikumsliebling Seegert fungiert als Kapitän des Teams.
  • Insgesamt hat der 30-Jährige bisher 289 Spiele für den SVW absolviert (27 Tore/5 Vorlagen).

In Ulm und Münster sind zuletzt zwei Aufsteiger aus der 4. in die 2. Liga durchmarschiert. Kann man von diesen Vereinen lernen?

Seegert: Definitiv. Man sieht immer wieder Parallelen. Elversberg davor, oder als wir 2019 aufgestiegen sind. Diese Eingespieltheit, der Teamspirit und diese Kontinuität im Verein ist sehr wichtig. Denn die Leistungsdichte ist nicht so weit auseinander – egal ob du gegen Dresden oder Dortmund II spielst.

Haben Sie einen Gegner, auf den Sie sich besonders freuen?

Seegert: Ich freue mich auf das Flutlichtspiel am Aachener Tivoli am 25. September. Das wird ein Highlight. Und ich freue mich auf ein volles Ostseestadion in Rostock, denn da hatten wir bisher immer Corona-Spiele ohne Zuschauer. Dazu die Derbys gegen Saarbrücken, die auch immer Spaß machen.

Bisher zwölf Abgänge, elf Zugänge. Der Umbruch im Kader fiel dann doch wieder vergleichsweise groß aus. War das nach den zeitweise dramatischen Problemen in der Vorsaison unumgänglich?

Seegert: Wenn du die letzte Saison siehst, konnte es nicht so weitergehen. Das würde durch unseren neuen Trainer Marco Antwerpen eingeleitet – es war wichtig, dass er weitermacht. Es sind ja dennoch auch etliche Stammspieler geblieben, die den Klassenerhalt geschafft haben. Das Ganze wurde sinnvoll ergänzt durch Wunschspieler von Marco Antwerpen und Anthony Loviso (Technischer Leiter Sport, d. Red). Dementsprechend war das eine positive Transferperiode.

Und wie nehmen Sie den Geist und die neue Chemie in der Mannschaft wahr?

Seegert: Das ist ein guter, ausgewogener Mix aus Spielern, die Schweres zusammen geschafft haben, sich in- und auswendig kennen. Dann kommen zwei, drei Erfahrenere dazu, die sich sehr angenehm integrieren. Und dann noch ein paar junge Wilde, die noch geschliffen werden müssen, aber Potenzial mitbringen.

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Welcher Neuzugang hat Sie besonders positiv überrascht?

Seegert: Ich würde behaupten, dass Adrian Fein ein Spieler ist, der unter normalen Umständen wahrscheinlich nicht beim SV Waldhof gelandet wäre. Ich vergleiche ihn von seinem Gesamtpaket ein bisschen mit Max Christiansen (SVW-Profi zwischen 2021 und 2023, d. Red.).

Nach dem Abschied von Fridolin Wagner sind Sie der letzte verbliebene Feldspieler, der auch schon in der Saison 2021/2022 und davor für den SVW gespielt hat. Ist diese Fluktuation ein Ausdruck des modernen Fußballgeschäfts und wie fühlt sich das für Sie persönlich an?

Seegert: (lacht) Manchmal denke ich auch, dass ich der „Lone Survivor“ bin, der letzte Überlebende. Das ist wohl mittlerweile normal in diesem Geschäft, zumal wir auch viele Personalwechsel auf führenden Positionen wie dem Sportchef und dem Trainer hatten. Und jeder hat seine eigenen Vorstellungen. Wichtig wäre jetzt, einmal für zwei, drei Jahre zusammenzuwachsen. Mehr ist utopisch in diesem Business.

Trainer Marco Antwerpen kam Ende Januar und musste sofort in den Existenzkampf-Modus schalten. Jetzt hat er erstmals eine Vorbereitung mit dem Team absolviert. Hat die Mannschaft die Prinzipien, wie er spielen lassen will, nun komplett verinnerlicht?

Seegert: Wir haben in der Vorbereitung gut gearbeitet, der Trainer hat seine Prinzipien gut an den Mann gebracht. Die Spieler, die jetzt schon ein halbes Jahr mit Marco Antwerpen arbeiten, haben die Dinge schon automatisiert im Kopf, die Neuzugänge wollen sie schnell lernen.

Mit Niklas Hoffmann oder Maximilian Thalhammer hat der SVW in Abwehr und zentralem Mittelfeld auch auf Körpergröße gesetzt. Können Sie den Fans versprechen, dass der SV Waldhof in dieser Saison weniger Tore nach Standardsituationen und Flanken kassieren wird?

Seegert: Versprechen kann man im Fußball generell sehr wenig. Aber wir hatten uns in der Vorbereitung vorgenommen, kein Standard-Gegentor zu kassieren. Das haben wir geschafft. Natürlich ist es in der 3. Liga hilfreich, Spieler mit 1,90 Meter auf dem Platz zu haben, die Kopfballduelle gewinnen.

Trotz der sportlichen Krise in der Vorsaison steigt der Fan-Zuspruch stetig an. Es gab einen Drittliga-Zuschauerrekord mit 10 388 Besuchern im Schnitt, zu einer Autogrammstunde bei Hauptsponsor Galeria in Viernheim kamen fast 1000 Fans. Ist der SV Waldhof nach den 16 Jahren in der Bedeutungslosigkeit zwischen 2003 und 2019 auf dem Weg zurück zu seiner alten Relevanz in der Region?

Seegert: In erster Linie sind wir auf dem Platz gefordert, den ganzen Verein zu ziehen. Der sportliche Erfolg ist sehr wichtig. Aber auch rund um den Fußball wird im Verein zurzeit ein guter Job gemacht, etwa beim Marketing oder dem Sponsoring. Du hast das Gefühl: Da entsteht etwas. So kann man eine gewisse Unabhängigkeit vom sportlichen Ausgang schaffen.

Am Sonntagabend steigt der Saisonauftakt in Ingolstadt. Wie wichtig wäre es, die aufkeimende Euphorie mit einem guten Start weiter anzufachen?

Seegert: Das ist auf jeden Fall wichtig. Wir müssen uns als Team mit einem guten Spiel und einem guten Ergebnis ein gutes Gefühl holen. Siege sind durch nichts anderes zu ersetzen.

In Ingolstadt geben sie Platz eins bis drei als Saisonziel aus. Wird das sofort ein echter Gradmesser, wie weit die Mannschaft schon ist?

Seegert: Es wäre überzogen, ein Spiel auf eine ganze Saison umzumünzen. Viele Trainer sagen immer: Lass uns mal nach zehn Spieltagen schauen. Einen echten Eindruck gewinnst du nur über mehrere Spiele. Wir wollen am Sonntag eine gute Performance auf den Platz bringen, wollen erfolgreich sein und im besten Fall drei Punkte einsammeln. Das will natürlich auch der Gegner, deshalb wird es ein hart umkämpftes Spiel. Nicht ohne Grund ruft Ingolstadt Platz eins bis drei aus – die haben sich was vorgenommen. Und wir wollen dagegenhalten.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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