Auszeichnung

Waldhof-Ehrenpreis: Der neue "Barackler des Jahres" steht fest

Der Fanclub "Doppelpass" hat am Samstagabend den "Barackler des Jahres 2024" ausgezeichnet. Es ist ein Mann, dessen Stimme die meisten Waldhof-Fans kennen dürften

Von 
Alexander Müller
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Livestream-Moderator Dino de Lutiis (links) berichtet gemeinsam mit Markus Christen von Waldhof-Spielen. © Privat

Mannheim. Die Geschichte der Verbindung zwischen Dino de Lutiis und dem SV Waldhof beginnt kurioserweise mit einem Stadionverbot. „Am 11. November 2006 beging ich während des Heimspiels gegen den Heidenheimer SB eine Sachbeschädigung, indem ich eine Sitzschale auf der Haupttribüne durchtrat, nachdem die Fans diese zuvor gestürmt hatten“, erzählt der 35-Jährige. Der Tag vor seinem 18. Geburtstag verlief ganz anders als erwartet. Ab zur Polizei, Schnellverfahren vor dem Mannheimer Amtsgericht, Verurteilung zu einer kleinen Geldstrafe, Sozialstunden und drei Jahren Stadionverbot.

„Dieses Erlebnis war für mich prägend, da mich der Richter vor Gericht dermaßen zerpflückte, dass ich mir ab diesem Zeitpunkt vornahm, nie wieder mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen“, sagt de Lutiis heute über seine kleine Jugendsünde.

In seinem Element: Livestream-Moderator Dino de Lutiis berichtet von Waldhof-Spielen. © privat

Der gebürtige Münchner mit dem großen Waldhof-Herzen kann mittlerweile darüber lachen. 2012 erfand de Lutiis den SVW-Livestream in seiner heutigen Form, sieben Jahre später baute er gemeinsam mit Birgit Loewer-Hirsch das Blindenradio im Carl-Benz-Stadion auf, das es sehgeschädigten Fans erlaubt, über einen Live-Kommentar die Heimspiele mitzuverfolgen. Für seine besonderen Verdienste um den SV Waldhof hat der Fanclub „Doppelpass. SV Waldhof Mannheim-Fans gegen Gewalt und Rassismus“ de Lutiis am Samstag mit dem Ehrenpreis „Barackler des Jahres“ ausgezeichnet.

„Der SV Waldhof zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben“

In der Nominierungsbegründung heißt es: „Seit über einem Jahrzehnt engagiert sich Dino de Lutiis mit außergewöhnlicher Leidenschaft für den SV Waldhof Mannheim. Als Mitbegründer des Waldhof Livestreams hat er einen unschätzbaren Beitrag zur Vernetzung und Begeisterung der Fans weltweit geleistet. Dank seines unermüdlichen Einsatzes können Anhänger des SV Waldhof die Spiele ihres Teams aus dem Urlaub, von der Arbeit oder einfach von zu Hause aus live im Radio oder Livestream verfolgen.“

Die weiteren Nominierten in diesem Jahr waren laut „Doppelpass“ Fred „Chino“ Haas, Marcel Seegert, Reiner Hollich, Jennifer Schäfer, Marco Antwerpen, Erik Gröschel, Jürgen Heuser und Sebastian Junkert.

Der neue Preisträger de Lutiis, der auf Bernhard Trares (2019), Sören Runke (2020), Martin Willig (2021), Charly Holzmann (2022) und Matthias Findeisen (2023) folgt, wurde aus seinem aktuellen Urlaubsort Rom per Video ins „Peer 23“ auf der Friesenheimer Insel zugeschaltet. In dem Club feierte der mit dem Julius-Hirsch-Preis des DFB ausgezeichnete Fanclub „Doppelpass“ gleichzeitig sein 25-jähriges Bestehen.
„Der SV Waldhof zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben – nun seit mehr als 20 Jahren. Ich bin stolz Fan und Mitglied zu sein und mit dem Verein eine Konstante in meinem Leben zu haben, welches seine Höhen und Tiefen hatte – der Waldhof war immer da und wird es in Zukunft auch immer für mich sein“, sagte de Lutiis.

Mit Blick auf die Geschichte mit seinem Stadionverbot in jungen Jahren fügte er hinzu: „Auch wenn mir der Verein mittlerweile mehr Schwierigkeiten bereitet, als ich ihm je bereitet habe, werde ich mein Leben lang ein treuer Barackler bleiben.“ Durch die Ehrung werde ihm „bewusst, dass nicht nur der Verein für mich immer da war, sondern auch ich für diesen großartigen Verein und all seine Fans sowie Mitglieder. Dass ich etwas geschaffen habe, das den Menschen etwas gibt“.

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Der 35-Jährige, der mittlerweile in Frankfurt lebt und dort an einer Realschule unterrichtet, dankte auch seinen Mitstreitern im Livestream-Team. „Meine Freude ergibt sich vor allem aus dem ganzen ,Blödsinn’, den ich vor allem mit Markus ,Maggus’ Christen, Oliver Stalla, Christian Vetter, Manuel Gölz und vielen anderen erlebte oder erlebe“, sagte er. Das Preisgeld in Höhe von 500 Euro will der neue „Barackler des Jahres“ an „T_OHR“, den Dachverband der Blindenradios, spenden.
Seit dem Aufstieg in die 3. Liga überträgt der Livestream alle Waldhof-Partien im Radio auf der Vereinsseite und Landespokal- sowie Freundschaftsspiele mit Bewegtbildern auf dem YouTube-Kanal. Außerdem gibt es nach jedem Spiel Interviews mit den SVW-Profis.

Pioniere mit Technikproblemen

Bei der Einführung vor zwölf Jahren galten die Waldhof-Livestreamer als Pioniere, die in der Zwischenzeit viele Nachahmer bei anderen Vereinen gefunden haben. Mittlerweile fungiert der Livestream als inoffizielles Vereins-TV des SVW. „Insgesamt habe ich ungefähr 340 Spiele ins Internet per Radio oder Bewegtbild übertragen oder war im Hintergrund an der Technik beschäftigt“, berichtet de Lutiis.
Gerade in den Anfangsjahren sei viel Improvisationskunst gefragt gewesen, um überhaupt eine Übertragung zu ermöglichen.

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„Das 3G-Netz war zu diesem Zeitpunkt nicht mal flächendeckend aufgebaut und das Volumen, das man auf einer separaten Karte mit einem mobilen Router hatte, musste gut berechnet werden“, blickte de Lutiis zurück. Stabile Wlan-Verbindungen im Stadion – der SVW spielte damals in der Regionalliga – seien zu jener Zeit noch eine absolute Rarität gewesen. Aber die unermüdliche Arbeit hat sich gelohnt. Für seinen jahrelangen ehrenamtlichen Einsatz ist de Lutiis jetzt in die exklusive Riege der „Barackler des Jahres“ aufgestiegen.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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