Mannheim. Laurent Jans kam sich ein bisschen vor wie ein ganz frisch in seiner neuen Klasse vorgestellter Schüler, der gleich zu einer wichtigen Klausur gebeten wird. „Ich habe erst einmal versucht, alle Namen, die um mich herum spielen, im Kopf zu haben“, sagte der Kapitän der luxemburgischen Nationalmannschaft nach seinem Blitz-Debüt für den SV Waldhof beim 2:1 (0:1)-Sieg gegen Borussia Dortmund II.
Da waren der Julian (Riedel), der Marcel oder „Cello“ (Seegert), der Malte (Karbstein) und ein bisschen weiter vorne der Stefano (Russo) und der Baxter (Bahn), mit denen Jans als Linksverteidiger letztlich erfolgreich versuchte, die drei Punkte in Mannheim zu behalten. Erst am Freitag war der 30-Jährige als Neuzugang beim SVW präsentiert worden, aufgrund des akuten Personalnotstands auf den defensiven Außenbahnen musste der Neuzugang vom niederländischen Erstligisten Sparta Rotterdam gegen die U 23 des BVB aber sofort in der Startelf ran.
Ein kleines Risiko, das Waldhof-Trainer Christian Neidhart ganz bewusst einging. „Er hat vier Wochen Vorbereitung in Rotterdam gehabt und dort zwei Spiele gemacht. Unsere größte Sorge war eigentlich, die Spielberechtigung zu bekommen. Freitags um 18 Uhr war das durch, und da war ich heilfroh“, sagte der SVW-Coach, der die für Drittliga-Verhältnisse durchaus prominente Mannheimer Neuerwerbung sofort auf die linke Abwehrseite beorderte.
Es wurde eine verheißungsvolle Premiere. Dafür, dass Jans nur eine Trainingseinheit mit seinen neuen Kollegen mitmachen konnte und teilweise noch nicht einmal ihre Namen kannte, erledigte der Luxemburger seinen Job mehr als souverän. Das zwischenzeitliche 1:1 von Baxter Bahn (63.) bereitete Jans mit einer zielgenauen Hereingabe vor, auch defensiv wirkte er stabil. „Er hat das mit seiner Erfahrung sehr gut gemacht. Er kennt die Position, ist Nationalspieler. So einem musst du nicht viel erzählen“, sagte Neidhart.
Viel erzählt hat Jans aber Maurice Deville über den SV Waldhof. Sein Kumpel aus der luxemburgischen Nationalmannschaft, der von 2017 bis 2020 in Mannheim spielte. „Ich hatte ein sehr langes Telefonat mit ihm, das klang alles sehr positiv. Vom Verein her, der Stadt und der Gegend. Das gehört auch dazu, es ist nicht nur der Fußball“, berichtete Jans, dessen Eindruck vom neuen Arbeitgeber sehr positiv ist. „Ich hatte nicht viel Zeit, mich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Aber ich bin von den Jungs und dem Trainerteam sehr herzlich aufgenommen worden. Die Stimmung im Stadion war super.“
Das Beispiel Jans, der aus der Not ins kalte Wasser geworfen werden musste, zeigt aber auch, dass der SV Waldhof nach fünf Spieltagen noch kein gefestigtes Gebilde ist. Die erste Halbzeit gegen Dortmund II geriet anfangs unterirdisch, nach dem Rückstand durch ein Tor von Justin Njinmah (2.) herrschte pure Verunsicherung. Was sicher auch den Nachwehen des 2:6-Aufpralls in Meppen aus der Vorwoche geschuldet war. Erst nach der Pause sortierte sich der SVW und fuhr durch die beiden Treffer von Baxter Bahn (63., 71.) noch einen verdienten Sieg ein, durch den der Kontakt nach oben nicht verloren geht. Trainer Neidhart korrigierte das Positionsspiel und beorderte die beiden offensiven Außen Baris Ekincier und Dominik Kother ein bisschen in die Mitte, um den Außenverteidigern Jans und Riedel mehr Platz zu geben. Die Dortmunder fanden in der Folge kein Mittel mehr gegen einen zunehmend dominanten SVW. „Wir haben uns in der ersten Halbzeit sehr schwer getan. Aber wir sind sehr gut aus der Kabine gekommen und haben das Spiel gedreht“, sagte Jans.
Mit zehn Punkten aus fünf Liga-Spielen liegen die Mannheimer damit wieder im Soll – und im Verfolgerfeld der Aufstiegsplätze. Ob der SVW die nötige Konstanz für ganz oben hat, werden die nächsten Wochen weisen. Am Samstag geht es zu Überraschungs-Aufsteiger SV Elversberg, der am Samstag mit 3:2 in Dresden gewann. Bis zum Gastspiel im Saarland dürfte Laurent Jans auch die letzten Wissenslücken bei den Namen seiner Mitspieler beseitigt haben.
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