1:1 in Dortmund

Waldhof-Analyse nach Spiel gegen Dortmund: Noch das Beste herausgeholt

Von 
Alexander Müller
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In der Nachspielzeit von Dortmund verweigerte Schiedrichterin Riem Hussein trotz Protesten einen Foulelfmeter – und damit die späte Chance auf den Sieg. © PIX

Dortmund. Wenn es noch eines finalen Beweises bedurft hätte, dass der SV Waldhof für diese Drittliga-Saison weiterhin nicht breit genug aufgestellt ist, lieferte ihn Trainer Patrick Glöckner in der Schlussphase des Spiels bei Borussia Dortmund II. Mangels Alternativen wechselte der Fußballlehrer in der 87. Minute Rechtsverteidiger Niklas „Willy“ Sommer als 1:1-Ersatz für Mittelstürmer Dominik Martinovic ein. „Wir hatten keinen Stürmer mehr auf der Bank und es ging darum, den Gegner noch einmal mit einer hohen Energie richtig anzulaufen“, erklärte Trainer Patrick Glöckner sein unkonventionelles Manöver. Es war halt niemand anderes mehr da.

Das 1:1 (0:1)-Unentschieden gegen die U23 des Champions-League-Teilnehmers lindert zwar kurzfristig die Mannheimer Sorgen – auch wenn man sich über den nicht gegebenen Elfmeter in der Nachspielzeit nach einem klaren Foul an Joseph Boyamba aus Waldhof-Sicht zurecht maßlos aufregen konnte. Aber das Remis im Stadion Rote Erde nach dem 0:2 zum Auftakt gegen Magdeburg ändert nichts an der Grundproblematik: Mit dieser dünnen Personaldecke wird es verdammt schwer, sich in der Tabelle weiter nach oben zu orientieren.



„Wir haben das Beste herausgeholt, das man aus dem Kader derzeit herausholen kann“, bilanzierte Glöckner einen ordentlichen Auswärtsauftritt, bei dem Boyamba (61.) die Dortmunder Führung nach einem Traumtor von Marco Pasalic (16.) ausgeglichen hatte.

Es ehrt den Fußballlehrer, dass er sich mit den Gegebenheiten arrangiert und nicht genervt auf die stockende Kaderplanung reagiert. Aber die ambitionierten Mannheimer befinden sich schon am 2. Spieltag in einer personellen Situation, die man gemeinhin mit „auf dem Zahnfleisch gehen“ beschreibt – und die Parallelen zum komplizierten Start der vergangenen Saison aufweist. Weiterhin unbeseitigte Schwachstellen im Kader und über ein halbes Dutzend verletzungsbedingte Ausfälle führen dazu, dass Glöckners erste Aufgabe die Improvisation ist – und er irgendwie auch noch ein paar Punkte aufs Konto schaufeln muss.

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„Ich habe schon gedacht, dass unser Kader frühzeitiger bestückt ist und wir mit einem größeren Kader aus der Vorbereitung heraus gehen“, sagte der SVW-Coach. Die Personalsituation hat sich zugespitzt. Auf der Ersatzbank in Dortmund saßen nur fünf statt der erlaubten acht Feldspieler. Sommer gab am Ende den Not-Stürmer, weil die etatmäßigen Angreifer Anthony Roczen und Gillian Jurcher mit muskulären Problemen nicht einsatzfähig sind. Der selbst angeschlagene Mittelfeld-Mann Stefano Russo musste in der zweiten Halbzeit in der Innenverteidigung aushelfen, weil Kapitän Marcel Seegert an der Schulter verletzt ist, Jan Just (Muskelfaserriss) ausfällt – und dann auch noch Gerrit Gohlke wegen einer Blessur am Knöchel runter musste. Es war außer dem fachfremden Russo schlicht niemand mehr da, der in der Abwehrzentrale spielen konnte.

„Müssen damit klarkommen“

„Wir sind Fußballer, wir müssen einfach mit der Situation klarkommen“, sagte Rafael Garcia. Nach einem Lob für eine vorausschauende Personalplanung des eigenen Vereins klingt das nicht. Derjenige, der den Bereich der Kaderzusammenstellung verantwortet, heißt Jochen Kientz. Der Sportliche Leiter steht in der Kritik, weil er bis auf Offensiv-Routinier Marc Schnatterer (Heidenheim) bisher nicht die erhofften Qualitätsspieler an Land ziehen konnte. Aber der Manager steckt auch in einer Zwickmühle, die die überschaubare Transferbilanz teilweise entschuldigt: Wer in der 2. Liga unter Vertrag steht und absehen kann, dort wenig oder keine Spielpraxis zu bekommen, wartet in der Regel noch ab, bis er für kleineres Geld in der 3. Liga anheuert. Erst am 31. August schließt das Transferfenster.

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Noch bis zu fünf Transfers?

Die Spieler haben viel Zeit, der Waldhof wenig. Das ist eine unangenehme Ausgangsposition. Gerade im defensiven Mittelfeld muss noch mindestens ein Spieler her, der in der 3. Liga den Unterschied ausmachen kann. Im Sturm liegen die bisher auf ganzer Linie enttäuschenden Roczen und Jurcher nur noch in der Schublade mit der Aufschrift „Prinzip Hoffnung“. Und ob der SVW auf der Rechtsverteidiger-Position mit dem fehleranfälligen Marcel Gottschling und Sommer konkurrenzfähig aufgestellt ist? „Bei allem, was uns in Sachen Qualität weiterbringt, halten wir Augen und Ohren offen. Was wir auf jeden Fall brauchen, ist Führung auf dem Platz. Also Führungsspieler mit Erfahrung“, umriss Glöckner das Profil möglicher Neuzugänge. Nach Informationen dieser Redaktion sind noch bis zu fünf Transfers in allen Mannschaftsteilen bis auf den Torwart geplant.

Das nächste Spiel: SV Waldhof  - FC Würzburger Kickers (Sonntag, 15. August, 14 Uhr), alle Spiele der 3. Liga gibt es auch live bei MagentaSport.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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