Mannheim. Eigentlich wollte Luc Holtz die Länderspielpause nutzen, um die teils deutlich geleerten Kraftspeicher seiner Spieler aufzufüllen. Jetzt droht dem Cheftrainer gleich ein ganzes Quartett an Stammspielern auszufallen, wenn der SV Waldhof Mannheim am Freitag um 19 Uhr zum Auftakt des elften Spieltages der Dritten Liga beim FC Erzgebirge Aue antritt. Definitiv fehlen wird Kushtrim Asallari (Muskelfaserriss). Dafür ist Samuel Abifade wieder eine Option für den Kader, der sich am Donnerstag auf den langen Weg gen Osten macht.
Wie in der Pressekonferenz am Mittwoch zu erfahren war, stehen hinter den Einsätzen von Sascha Voelcke, Adama Diakhaby, Tim Sechelmann und Thijmen Nijhuis Fragezeichen. Voelcke, auf der linken Außenbahn quasi unersetzbar, scheint ziemlich sicher auszufallen. Sechelmann hingegen konnte immerhin mittrainieren am Mittwochvormittag. Nijhuis hatte sich beim Gastspiel in Havelse an den Adduktoren verletzt – so etwas kann sich ziehen. Diakhabys muskuläre Probleme sollten sich mit etwas Schonung bald erledigt haben.
Abifade wieder da, Muteba noch keine Option für Waldhof-Spiel in Aue
Abifade, der sich Mitte August eine Fraktur am Sprunggelenk zugezogen hatte, war bereits vergangene Woche im Mannschaftstraining unterwegs und darf sich Chancen ausrechnen, mit im Bus nach Aue zu sitzen. Definitiv nicht an Bord sein wird Neuzugang Nolan Muteba N'Tumba. „Der Junge ist gerade 18 Jahre alt geworden, lassen wir ihn erst einmal richtig ankommen“, sagt Holtz und verweist auf die Unterschiede zwischen dem französischen Fußball, aus dem das Talent kommt, und dem der dritten deutschen Liga.
Auch in Aue wird es körperlich zur Sache gehen. Sowohl die Sachsen, als auch die Kurpfälzer sortieren sich nach den ersten zehn Spieltagen im unteren Teil der Fairness-Tabelle ein. Aue liegt auf Platz elf (26 Gelbe, eine Rote Karte), der SVW auf Rang 15 (24 Gelbe, drei Gelb-Rote Karten). Auf der anderen Seite verfolgen beide Teams einen spielerischen Ansatz: „Aue hat sieben Punkte geholt in der Englischen Woche, und diese Punkte haben sie sich allesamt verdient“, blickt Holtz mit Respekt auf die ansteigende Form beim Gegner.
Gestartet waren die Auer gar nicht gut. Zu Beginn der Saison gab es aus sieben Spielen lediglich einen Sieg (2:1 gegen Havelse) und teils alarmierend hohe Niederlagen (1:4 in Saarbrücken, 0:3 zu Hause gegen Viktoria Köln). Coach Jens Härtel musste nach drei Niederlagen am Stück und dem Abrutschen auf einen Abstiegsplatz Mitte September gar um seinen Job bangen.
Englische Woche rettet FC Erzgebirge Aue-Trainer Jens Härtel wohl den Job
Gerettet haben ihn wohl die drei jüngsten Ergebnisse der vergangenen Englischen Woche: ein 2:0 gegen 1860, ein 1:0 in Aachen und ein 2:2 zu Hause gegen Essen. Mit nun elf Zählern haben sich die Veilchen einen Platz über die Abstiegsränge geschoben – bis auf zwei Punkte heran an die deutlich besser gestarteten Waldhöfer.
Mit fünf Toren in den jüngsten drei Partien haben die Auer genauso oft getroffen wie zuvor in sieben Spielen. Womöglich ist da ein Knoten geplatzt – genau zum falschen Zeitpunkt aus Waldhof-Sicht. Zehn Treffer in zehn Partien: Das spricht nicht gerade für reine Angriffsfreude. Nur die kriselnden Rostocker sowie Regensburg und Schweinfurt haben noch seltener genetzt. Bester Torschütze ist Mittelfeldmann Julian Guttau (3). Das einzige Stürmertor hat Maximilian Schmid erzielt. Dass Pascal Fallmann als Abwehrspieler der Topscorer ist, sagt auch ziemlich viel über die bisherigen Offensivbemühungen der Sachsen.
Bekanntester Akteur im FCE-Kader ist Marvin Stefaniak. Mehrmals versuchte der mittlerweile 30-Jährige, über den VfL Wolfsburg einen Fuß in die Bundesliga zu bekommen. Letzten Endes blieb es bei Zweit- (Nürnberg, Fürth, Dresden) und Drittliga-Einsätzen (Dresden, Aue). Für die Veilchen hat er bereits mehr als 100 Mal auf dem Platz gestanden, dabei 24 Mal getroffen, und gehört zu den Führungsspielern in einer insgesamt ähnlich jungen Mannschaft, wie sie der SV Waldhof aktuell ins Rennen schickt.
Die Systemfrage bleibt weiter offen – und spannend
Auf der Gegenseite darf man gespannt sein, in welcher Formation Luc Holtz seine Buwe auf den Platz im Erzgebirgestadion stellt. Die meiste Stabilität bot bislang die Variante mit Dreierkette sowie je zwei Schienenspielern und Abräumern vor der Abwehr. Darunter litt naturgemäß die für Holtz so wichtige Offensivabteilung. Dieser kommt das System mit Viererkette und Raute im Mittelfeld entgegen. Damit das auch defensiv funktioniert, müssen alle Mittelfeldspieler mit nach hinten arbeiten – was wiederum bislang nicht verlässlich klappte.
Wichtig in diesem Zusammenhang: Mit Diego Michel dürfte ein zwischenzeitlich verletzter Mann eine Startelf-Option sein, der beides verkörpert: Kampfkraft und Kreativität. Dazu hat sich Janne Sietan in eine stabile Form gespielt. Beide könnten für ein gewisses Fundament im zentralen Mittelfeld sorgen, auf dem sich der von Holtz gewünschte Offensivfußball entfalten lässt.
Der Trainer betont, dass er diese theoretischen Dinge nicht überbewertet, es ihm viel mehr um die tatsächliche Leistung geht – vielleicht auch deshalb, um den Gegner vor eine Extra-Aufgabe zu stellen.
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