Fußball - Der SV Waldhof hat sich zu einem Spitzenteam der 3. Liga entwickelt / Eine Analyse des Mannheimer Höhenflugs

Waldhof-Analyse: Die Mannschaft der Stunde

Von 
Alexander Müller
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Party in Blau-Schwarz: Die Waldhof-Profis feiern vor der Otto-Siffling-Tribüne mit den Fans den 2:1-Sieg gegen Verl. © PIX

Mannheim. Seit fünf Spielen ohne Niederlage, die beste Heimmannschaft mit der zweitbesten Abwehr, auf einem Aufstiegsplatz in die Länderspielpause: Der SV Waldhof ist die Mannschaft der Stunde in der 3. Liga. Wir analysieren den Mannheimer Höhenflug und beantworten die wichtigsten Fragen zur Situation beim SVW.

Wo liegen die Gründe für den Aufschwung am Alsenweg?

Enge Spiele wie gegen Halle (2:1) oder am Sonntag gegen Verl (2:1) werden mittlerweile gewonnen, was für einen Lernprozess im Vergleich zur Vorsaison spricht. Vor allem ist die Defensive wesentlich stressresistenter geworden, neun Gegentore in elf Partien sind ein hervorragender Wert. „Wir stehen wesentlich stabiler“, sagt Sportchef Jochen Kientz und verweist auch auf den intakten Teamgeist: „Wir sind ein verschworener Haufen.“ Trainer Patrick Glöckner hat eine Stammelf gefunden, in der die Abläufe immer besser harmonieren – auch weil der SVW von Verletzungspech bisher verschont blieb. Mit Mittelfeld-Organisator Marco Höger (32), der immer besser in Form kommt, und Offensiv-Wunderwaffe Marc Schnatterer (35) hat das Team die dringend benötigte Infusion von Erfahrung, Mentalität und Qualität dazubekommen. Mit Kapitän Marcel Seegert (27), Höger und Schnatterer verfügen die Mannheimer über eine funktionierende Achse von Führungsspielern.

Wie wichtig ist der Schnatterer-Faktor für das Waldhof-Hoch?

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Mitentscheidend. Die Heidenheimer Ikone zeigt auch mit 35 Jahren noch den absoluten Willen und Biss, erfolgreich sein zu wollen. Das überträgt sich aufs Team. Er ist in Rekordzeit zu einem bei den Kollegen beliebten Meinungsführer in der Kabine aufgestiegen – und zeigt starke Leistungen auf dem Platz. Vier Tore und drei Vorlagen stehen in der Liga bereits zu Buche, gegen Verl untermauerte er mit einem Traum-Freistoßtor im Stile von Cristiano Ronaldo seine außergewöhnlichen Qualitäten als Standardschütze. „Das ist seine große Stärke“, sagte Höger hinterher: „Wenn ein Spiel eng ist, dann können Standards in den Profiligen immer der Dosenöffner sein.“ Und was sagt Schnatterer selbst? Er treibt das Team weiter zu Höchstleistungen an. „Die Tabelle ist schön, das haben wir uns auch verdient. Aber wir dürfen uns darauf nicht ausruhen, sondern müssen nach der Länderspielpause genau da weitermachen.“

Gibt es sonst noch Gewinner der ersten Saisonphase?

Neuzugang Alexander Rossipal hat Anton Donkor als Linksverteidiger verdrängt, legitimiert durch starke Auftritte wie gegen Verl. Der frühere Sandhausener interpretiert seine Rolle ein wenig defensiver, lässt aber genau deshalb auch weniger Lücken in der Viererkette. Torhüter Timo Königsmann hat abgesehen von einem Patzer beim 0:1 bei Viktoria Berlin seinen Status als Nummer 1 untermauern können, das Innenverteidiger-Duo Seegert und Jesper Verlaat hat sich zu einem verlässlichen Bollwerk entwickelt. Etwas Besseres findet man in der 3. Liga zurzeit nicht. Der früher oft wankelmütige Hamza Saghiri profitiert im zentralen Mittelfeld vom Zusammenspiel mit dem erfahrenen Höger, der ideenreiche französische Tempo-Dribbler Adrien Lebeau ist eine Reihe davor eine echte Entdeckung und ein Hoffnungsträger für die Zukunft. Im Angriff erledigen sowohl Dominik Martinovic (4 Tore/2 Vorlagen) als auch Joseph Boyamba (4 Tore) ihren Job bisher sehr gut.

Ist der SV Waldhof schon reif genug für den Aufstieg?

Gegenfrage: Warum denn nicht? In der 3. Liga scheint es in dieser Saison nach den bisherigen Eindrücken keinen klaren Favoriten auf den Aufstieg zu geben, die ersten neun Teams trennen nur wenige Punkte. Wer da verlässlich punktet und sich keine längeren Schwächephasen erlaubt, wird automatisch am Ende oben dabei sein. Die Qualität beim SVW stimmt, so lange keine Schlüsselspieler ausfallen, spricht wenig bis nichts für einen Einbruch. In den Partien gegen Würzburg (1:1), im Derby beim FCK (0:0) und in Berlin (0:1) wäre sogar eine höhere Punkteausbeute drin gewesen. „Es ist kein Zufall, dass wir oben dabei sind. Generell spielen wir schon einen guten Ball. Wir haben eine gute Mannschaft und mit der Wucht der Fans im Rücken ist es sowieso schwer, uns zu schlagen“, sagt Höger.

Der Trainer hält sich indes weiterhin an das intern verabredete Understatement. „Wir sind in der Lage, solche Spiele wie gegen Verl, in denen man einen Schritt machen kann, zu ziehen. Das zeigt die Entwicklung, das zeigt, dass wir eine gute Führung auf dem Platz haben. Aber nach elf Spieltagen ist noch nicht viel passiert, und das Feld ist noch eng beisammen“, meint Glöckner.

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Gibt es noch Schwachstellen im Kader?

Ein weiterer Mittelstürmer von Format stünde den Mannheimern sicher gut zu Gesicht, wenn man die ganz großen Ziele anpeilen will. Wobei: Als gegen Verl Martinovic mit einer Erkältung ausfiel, zeigte Gillian Jurcher eine Leistung, die leise Hoffnung macht, dass der frühere Saarbrücker nach über einem Jahr doch noch den Durchbruch schaffen kann. „Wir kommen in dieser Saison über die Mannschaft, es gibt nicht nur die erste Elf. Auch Jurcher vorne hat super gearbeitet“, sagte Verlaat. Jurcher selbst äußerte sich nach seinem Startelf-Debüt in dieser Saison glücklich, aber zurückhaltend: „Wir haben drei Punkte geholt, die Teamleistung war gut, alles andere sind Einzelschicksale. Der Trainer hat von mir verlangt, alles reinzuhauen. Das habe ich gemacht. Die Minuten heute waren wichtig, denn ohne Spielpraxis ist es immer schwer.“

Wie wird die Pause bis zum 16. Oktober genutzt?

Primär mit Regeneration und ein bisschen Feinschliff im Training. Im Benefizspiel gegen Rassismus am Mittwoch (18 Uhr, Carl-Benz-Stadion) gegen Landesligist Türkspor Mannheim wird Coach Glöckner den Reservisten und U-23-Talenten Spielpraxis verschaffen. „Wir müssen das eine oder andere aufarbeiten, die kranken und verletzten Spieler heranführen“, beschreibt der Fußballlehrer die Agenda in der Länderspielpause. Am kommenden Wochenende bekommen die Profis komplett frei. „Damit die Jungs mal nach Hause fahren und vom Fußball abschalten können“, sagt Glöckner. Routinier Schnatterer ist froh über ein bisschen aktive Erholung. „Ich bin 35 – mir tut die Pause sehr gut“, sagt er mit einem Lächeln. „Ich bin es aus den vergangenen Jahren nicht gewohnt gewesen, zwölf Spiele am Stück durchzuspielen.“ Im Gegensatz zur 1. und 2. Liga pausiert die 3. Liga nicht automatisch, wenn Länderspiele im Terminkalender stehen. An Selbstbewusstsein für die nahenden Aufgaben im Herbst mangelt es nicht, wie Verlaat nach dem Arbeitssieg gegen Verl betonte. „Es ist extrem wichtig, dass wir mit einem guten Gefühl in die Länderspiel-Pause gehen können.“

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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