Verl. Am Ende war es kollektives Zittern. Gerrit Gohlke musste in der vierten Minute der Nachspielzeit noch einmal eine brenzlige Situation bereinigen, der Schlusspfiff kam einer Erlösung gleich. Mit einem hart erkämpften 2:1 (2:0)-Erfolg gegen den SC Verl verabschiedet sich der SV Waldhof je nach Ausgang des Montagsspiels zwischen Magdeburg und Türkgücü München als Zweiter oder Dritter der 3. Liga in die zweiwöchige Länderspielpause. Da der aktuelle Spitzenreiter Borussia Dortmund II nicht aufsteigen darf, ruft der Blick auf die Tabelle beim Mannheimer Anhang nachvollziehbare Euphorie aus. Tore von Marc Schnatterer (34.) und Joseph Boyamba (43., Foulelfmeter) sorgten für eine vermeintlich beruhigende 2:0-Halbzeitführung, bevor Verl nach dem Anschlusstreffer von Lukas Petkov (48.) die Partie bis zum Schluss spannend gestalten konnte.
„Wenn du dich oben festklammern willst, musst du auch einmal einen dreckigen Sieg holen“, sagte Boyamba nach dem vierten Erfolg im Carl-Benz-Stadion hintereinander - der SVW ist zurzeit die beste Heimmannschaft der Liga. Die starke Zwischenbilanz darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Waldhöfer gegen stabile Verler in der Schlussphase auf der letzten Rille liefen und den Sieg über die Zeit retten mussten.
„Ich kann nur den Hut ziehen vor der Mannschaft, wie sehr sie gekämpft hat, um drei Punkte gegen einen starken Gegner zu holen. Wenn man die 90 Minuten sieht, ist der Sieg verdient“, sagte Torschütze Schnatterer, der die Partie nach einem komplizierten Beginn mit einem Traum-Freistoß aus 20 Metern in Richtung des Waldhof gelenkt hatte. „In dem Moment, als der Ball den Fuß verlassen hat, habe ich schon gespürt, dass er reingeht. Da hat einfach alles gestimmt“, berichtete der überragende 35-Jährige.
Große Löcher ohne Höger
Zu Beginn legten die Gäste aus Ostwestfalen einige Schwächen im Mannheimer Abwehrverbund offen, in dem Kapitän Marcel Seegert gelbgesperrt fehlte. Auch Mittelstürmer Dominik Martinovic fiel mit einer Erkältung aus, für ihn feierte Gillian Jurcher sein Startelf-Debüt in dieser Saison. Bei Pascal Steinwenders Kopfball wäre Timo Königsmann im SVW-Tor machtlos gewesen (18.), im Spielaufbau geriet der Mannheimer Vortrag zu hektisch und fehlerbehaftet. „Wir haben in Ballbesitz nicht gut gespielt, es war generell ein sehr unruhiges Spiel“, kritisierte Mannheims Trainer Patrick Glöckner, der erst nach Schnatterers Traumtor (34.) ein wenig entspannter wirkte.
Glöckners Laune besserte sich weiter, als Boyamba im Zweikampf mit Nico Ochojski clever einen Elfmeter herausholte. „Das war ein klassischer Gehfehler. Er hat ihm in die Hacken getreten. Das war glücklich für uns“, urteilte Seegert als Halbzeit-Gast bei „MagentaSport“. Boyamba trat selbst an und vollendete sicher mit links ins rechte Eck zum 2:0 (43.).
Statt eines lockeren Sonntagnachmittags erlebte der SVW aber noch ein richtiges Zitterspiel. Jurchers Versuch nach einem Fehler des Verler Torwarts wurde geblockt, und im Gegenzug kombinierten sich die Ostwestfalen viel zu einfach durch die Mannheimer Reihen - in der Mitte stand Petkov und traf kurz nach der Pause zum 1:2 (48.). Die folgende Waldhof-Drangperiode verpuffte wirkungslos, und als nach gut einer Stunde Mittelfeld-Organisator Marco Höger als Vorsichtsmaßnahme wegen leichter muskulärer Probleme vom Platz ging, häuften sich die Schwierigkeiten wieder.
Das Zentrum stand viel zu offen, Petkov (74.) und der eingewechselte Patrick Schikowski (76.) vergaben gute Gelegenheiten zum Ausgleich. „Wenn der Gegner mit einem Tor dran ist, drückt er natürlich“, sagte Glöckner, fand aber auch: „Insgesamt haben wir das gut wegverteidigt.“
Entlastung war in der Schlussviertelstunde allerdings auch Mangelware. Der nach Jurchers Auswechslung wie in Braunschweig als Not-Stürmer aufgestellte Marcel Costly wirkte platt, auch von Anton Donkor kamen keine nennenswerten Impulse. So taumelten die Mannheimer wie ein angezählter Boxer dem Schlusspfiff entgegen, aber sie sicherten sich die drei Punkte. Eine Qualität, die man benötigt, wenn man hohe Ziele anpeilt. Das sah auch Coach Glöckner so. „Wir sind in der Lage, solche Spiele, in denen man einen Schritt machen kann, zu ziehen“, resümierte er.
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