Fußball

Vom SV Waldhof zur großen Eintracht: Warum Dennis Tiano seinen Job in Frankfurt liebt

Nach sieben Jahren als Torwarttrainer beim SV Waldhof Mannheim wechselte Dennis Tiano zu Eintracht Frankfurt. Im Gespräch erzählt der Pfälzer, warum er bei den Bundesliga-Frauen glücklich geworden ist

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Alexander Müller
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Eintracht-Torwarttrainer Dennis Tiano beim Champions-League-Spiel gegen Benfica Lissabon im Dezember 2023. © Jan Hübner/Imago

Frankfurt. Das Thermometer zeigt nur noch ein paar Grad über Null an diesem kalten Novembermorgen, aber Dennis Tiano empfängt in kurzer Hose. An der Wintersporthalle im Schatten der großen Frankfurter Bundesliga-Arena präsentiert der 39-Jährige erst einmal seinen Arbeitsplatz bei der Eintracht. Moderne Krafträume, piekfeine Rasenplätze, Besprechungszimmer. „Ich bin hier sehr zufrieden, es war die richtige Entscheidung“, sagt Torwarttrainer Tiano, der im Februar 2023 von den Drittliga-Herren des SV Waldhof zu den Frankfurter Bundesliga-Frauen gewechselt war.

Verglichen mit dem rustikalen Charme des Mannheimer Trainingszentrums am Alsenweg wirkt das futuristische Profi-Camp der Eintracht, in dem die Männer und die Frauen gleichermaßen untergebracht sind, wie aus einem Science-Fiction-Film. „Man hat hier nicht nur die Annehmlichkeiten der Infrastruktur, die das Arbeiten leichter machen“, sagt Tiano bei einem Kaffee in der vereinseigenen Kantine.

Tränen beim Abschied: Dennis Tiano (l.) mit Waldhof-Kapitän Marcel Seegert bei seinem letzten Spiel in Oberhausen gegen Dortmund II 2023. © PIX

Bei Waldhof sei er als Torwarttrainer ein „Einzelkämpfer“ gewesen, in Frankfurt unterstütze ihn ein großes Team bei seiner täglichen Arbeit. Mit Herren-Torwarttrainer Jan Zimmermann sei der Austausch „fantastisch“, außerdem gebe es weitere Koordinatoren, Scouts und Athletiktrainer - der ganze Aufwand wohlgemerkt nur für die drei Eintracht-Torhüterinnen Stina Johannes, Hannah Johann und Cara Bösl.

Während Tiano ins Erzählen kommt, setzt sich Dino Toppmöller an einen Nachbartisch. Es gibt ein spätes Frühstück für den Herren-Chefcoach. Solche Kontakte sind die Regel, nicht die Ausnahme, wie Tiano berichtet. „Bei der Eintracht geht es immer noch sehr familiär zu“, sagt der Pfälzer. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es hier in Frankfurt noch 20 Jahre lang weitergeht.“

Das wäre dann erheblich länger als seine Zeit beim SVW. Sieben Jahre lang war Tiano aus Kaiserslautern nach Mannheim gependelt, war trotz seiner Herkunft aus der beim Waldhof-Anhang ungeliebten Stadt des Erzrivalen FCK über die Zeit ein echter Blau-Schwarzer geworden. Nach seinem letzten Spiel, einer 0:4-Niederlage gegen Dortmund II in Oberhausen im Januar 2023, feierten ihn die mitgereisten Ultras - und Tiano schossen die Tränen in die Augen. Diese alte emotionale Verbindung zum SVW ist geblieben.

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„Ich schaue immer noch alle Spiele an. Es ist ja nicht so, dass ich im Groll gegangen bin. Ich erinnere mich immer noch mit Rührung daran zurück, wie mich die Fans verabschiedet haben“, sagt Tiano. Neulich war der Inhaber der UEFA-Pro-Lizenz mal wieder zu Besuch am Alsenweg. Kontaktpflege, nachdem in Bernhard Trares und Benjamin Sachs das Trainer-Duo nach Mannheim zurückgekehrt ist, mit dem Tiano einst harmonisch zusammenarbeitete und gemeinsam 2019 den Aufstieg in die 3. Liga feierte.

„Bartels spielt aktuell überragend“

„Aus der Distanz betrachtet, hat es bei den letzten Trainern nicht so gepasst“, sagt der 39-Jährige. „Bernhard aber passt von seiner Art und Arbeitsweise total gut zum Verein. Er trägt den Waldhof in sich.“ Wäre es nicht eine reizvolle Idee, das alte Aufstiegs-Trainerteam wieder zu komplettieren? Bevor es zu nostalgisch wird, stellt Tiano klar: „Es gibt keinen Kontakt. Mit Florian Beck hat der SV Waldhof außerdem einen sehr guten Torwarttrainer.“

Auf seine alten Schützlinge hat der gebürtige Lauterer aber immer noch ein wachsames Auge. Besonders gefreut hat er sich für Jan-Christoph Bartels, dass dieser sich in der laufenden Saison vom Abstellgleis zurück ins Tor gekämpft hat. „Jan spielt aktuell überragend. So gut wie zurzeit hat er noch nie performt zu seinen Waldhof-Zeiten. Da spielt aber auch Bernhard Trares eine Rolle. Es ist schon wichtig, dass der Torwart das Vertrauen des Cheftrainers spürt. Das hatte Jan nicht immer. In der 3. Liga kann er mindestens spielen, wenn nicht sogar noch eine Liga höher“, sagt Tiano. Von den ständigen personellen Wechseln im Waldhof-Tor in den vergangenen Jahren hält der Pfälzer nichts. „Wenn du dich für eine Nummer eins entscheidest, muss er auch das Vertrauen bekommen.“

Tiano wirkt mit seiner Aufgabe bei der Eintracht zufrieden, ihn drängt es nicht mit Macht zurück in den Herrenbereich. „Ich bin sehr demütig und dankbar, dass ich das hier in Frankfurt machen darf. Ich habe für mich das Gefühl, ganz oben angekommen zu sein“, sagt er. „Man darf ja auch nie vergessen, wo man herkommt. Ich habe keine 50 Champions-League-Spiele und dreimal an der WM teilgenommen. Ich bin ein kleiner Dorfjunge, der in Sembach groß geworden ist.“ Jetzt sei er bei einem wuchtigen Verein wie der Eintracht unter Vertrag, dürfe Spiele in der Bundesliga und Champions League erleben, sei über die Frankfurter Nationaltorhüterin Stina Johannes auch bei großen Turnieren dabei.

Ein Erlebnis hat sich dabei besonders in Tianos Erinnerung gebrannt, das Champions-League-Spiel beim Weltclub FC Barcelona. „Das Gefühl, morgens im beschaulichen Kaiserslautern loszufahren und zu wissen, wenn der Flieger landet, bist du in Barcelona, um Fußball zu spielen . . . Das ist schon Wahnsinn.“

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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