Fußball

Viel Redebedarf beim SV Waldhof Mannheim nach einer historischen Pleite

Die erste Saisonniederlage in Meppen schmerzt Spieler, Verantwortliche und Fans des Drittligisten SV Waldhof - nicht nur wegen ihrer empfindlichen Höhe

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Thorsten Hof
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Auch die rund 300 mitgereisten Fans des SV Waldhof suchten nach dem 2:6 gegen den SV Meppen das Gespräch mit den SVW-Profis. © Pix

Meppen/Mannheim. Wenn man gewisse Dinge überschläft, stellen sie sich am nächsten Morgen manchmal in einem anderen, milderen Licht dar. Bei der 2:6-Klatsche für den SV Waldhof beim SV Meppen funktionierte dieses Prinzip allerdings nicht besonders gut - zumindest nicht bei Sportgeschäftsführer Tim Schork. „Besser fühlt es sich nicht an und geschlafen habe ich auch nicht viel“, bestätigte der Sportchef des Drittligisten im Gespräch mit dieser Redaktion, dass im Nachgang des Tiefschlags im Emsland ein paar unruhige Stunden anstanden, bevor es am Tag danach tiefer in die Analyse ging. Die Spieler werden nach fünf Spielen in 14 Tagen wie schon länger geplant erst am Mittwoch wieder an den Alsenweg kommen und sich bis dahin mit Pulsuhr und Laufplan eigenverantwortlich um ihre Regeneration kümmern.

Die sportliche Leitung wird sich dagegen nochmals eingehender mit den unschönen Szenen aus der Hänsch-Arena befassen und dem Team dann die Schlüsse daraus präsentieren. Für Schork ist dabei wichtig, die richtigen Worte zu finden. „Es bringt jetzt ja nichts, uns zu zerfleischen“, sagte der 32-Jährige, verhehlt aber nicht seine Enttäuschung - vor allem mit Blick auf die bislang gezeigten Leistungen im eigenen Stadion und den Auftritten in Verl und nun in Meppen, bei denen die Waldhof-Profis ein anderes, weitaus harmloseres bis regungsloses Gesicht zeigten. So vermisste Schork insgesamt etwa „die Entschlossenheit, das Teamwork“, das die Blau-Schwarzen gegen Viktoria Köln, Kiel und im Endeffekt auch Aue stark gemacht und letztlich auch zu Spielfreude geführt hatte - und das, „obwohl alles anfangs alles in unsere Richtung lief.“

Rossipal fällt weiter aus

Die frühe Führung durch Dominik Martinovic gaben die Mannheimer aber leichtfertig her und verloren mit Marco Höger dann auch noch ihren Stabilisator. Ob es für ihn am Samstag gegen Borussia Dortmund II reicht, ist bei den oft langwierigen Bauchmuskelverletzungen ungewiss. Für Alexander Rossipal, bei dem nach dem Aue-Spiel inzwischen eine Zerrung des Innenbands am Knie diagnostiziert wurde, kommt die Partie auf jeden Fall zu früh. Der Linksverteidiger, für den es momentan keinen gleichwertigen Ersatz gibt, fehlt im schlimmsten Fall bis zu drei Wochen.

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Auch ein variabler Defensivspieler steht deshalb noch auf der Einkaufsliste von Sportchef Schork, der aufgrund der aktuellen Misere aber nicht in Aktionismus verfallen will. „Es muss einfach passen“, sagte der 32-Jährige und will die Ausfälle nicht als Ausrede gelten lassen. „Die Jungs, die auf dem Platz standen, haben ja nicht zum ersten Mal gespielt und kennen die Abläufe“, sagte Schork. Doch weder die als Leistungsträger geholten Baxter Bahn und Berkan Taz konnten die erhofften Akzente setzen und auch die in die Startelf hineinrotierten Kräfte wie Marten Winkler, Adrien Lebeau oder Fridolin Wagner verpassten es, für den nötigen Spielfluss zu sorgen.

Eine Situation, die Trainer Christian Neidhart durchaus miteinkalkuliert hatte. „Mit frischen Kräften an diesen Stellen, hast du dann vielleicht nicht diese Festigkeit“, räumte der Coach ein, der sich aber zum Handeln gezwungen sah. „Du kannst in diesen englischen Wochen nicht immer das gleiche Personal durchprügeln“, erklärte der 53-Jährige die Wechsel, die er zur Halbzeit allerdings schon wieder korrigieren musste.

Rotation verfehlt ihre Wirkung

Wagner, Winkler und Lebeau fanden sich schon zur Halbzeit wieder auf der Bank, was offenbar nicht von allen Betroffenen gut aufgenommen wurde. „Da geht dann die Fluppe runter, aber die haben 45 Minuten vorher Zeit, die richtige Antwort zugeben und nicht in der Halbzeit zu meckern, wenn sie runter müssen“, redete der Coach Klartext wie auch unmittelbar nach der Partie.

Dort wurde am Mittelkreis eine erste Analyse in kurze, knappe Worte gefasst, bevor der Trainer seinen Kader energisch in Richtung WaldhofFanblock schickte, wo rund 300 mitgereiste Anhänger warteten.

Dort hätte die Stimmung deutlich angespannter sein können, doch es blieb alles im Rahmen wie Mittelfeld-Mann Stefano Russo später berichtete. „Die Fans haben uns aufgemuntert und gesagt, dass wir zusammen gewinnen und zusammen verlieren - und dass wir uns aufraffen sollen, um gegen Dortmund zu zeigen, dass wir es besser können“, gab der 22-Jährige seine Eindrücke wieder, war aber ebenfalls sichtlich bedient.

„Es ist schwer, zu erklären, warum wir dann nicht mehr unsere Arbeit gemacht haben“, blickte Russo auf die 90 Minuten im Emsland zurück, die mit Blick auf das Ergebnis sicherlich Bestand in der Waldhof-Geschichte haben dürften. Auch Coach Neidhart wurmten die Konter in der Nachspielzeit mächtig, die den Mannheimern noch eine Weile unter die Nase gerieben werden dürften. „Das ärgert mich maßlos, das ist dann einfach viel zu hoch“, hätte sich der Trainer zwar auch mit einer anderen Art Niederlage nur schwer abfinden können, aber die Art und Weise, wie sich der selbst ernannte Aufstiegskandidat in der Nachspielzeit noch zweimal demütigen ließ, stand sicherlich nicht auf der Wunschliste bei Neidharts Rückkehr nach Meppen.

„Vielleicht ist es ja besser, einmal richtig hinzufallen, als regelmäßig zu stolpern“, versuchte sich Sportchef Schork als Schüler der Schmerztherapie, Russo bevorzugte die eingangs erwähnte Schlaf-Methode, die er auf „ein, zwei Nächte“ taxierte. Ob es sich dann am Dienstagmorgen besser anfühlt, muss sich aber erst noch zeigen.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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