Bielefeld. Als alles mit einem glücklichen Ende über die Bühne gebracht war, gab Marcel Seegert einen ehrlichen Einblick in sein Seelenleben. „Ich bin sehr erleichtert, dass alles gut gegangen ist“, sagte der Kapitän des SV Waldhof nach der 0:1 (0:1)-Niederlage bei Meister Arminia Bielefeld, mit der die Mannheimer die Saison mit drei Punkten Vorsprung auf Absteiger Borussia Dortmund II auf dem ersten Nichtabstiegsplatz beendeten. „Wir haben uns mit den Siegen in den letzten beiden Spielen in eine gute Ausgangslage gebracht. Da können wir uns auf die Schulter klopfen“, sagte Seegert.
Es war für Dominik nicht einfach. Es wurde gesagt, dass ihm die Kenntnis der 3. Liga fehlt und er auf diesem Level noch nicht trainiert hat.
Kurz nach dem Abpfiff gab es Neuigkeiten in der Trainerfrage: Nach dem erreichten Ziel Klassenerhalt plant der SVW eine weitere Zusammenarbeit mit Dominik Glawogger. „Wir sind im Austausch mit Regensburg. Wir gehen in die Gespräche, um da eine Regelung zu finden“, sagte Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber in Bielefeld. Glawogger steht ab dem 1. Juli als U-19-Trainer bei Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg unter Vertrag. Dieses Arbeitsverhältnis müsste zunächst aufgelöst werden, damit Glawogger in Mannheim bleiben kann.
„Es war für Dominik nicht einfach. Es wurde gesagt, dass ihm die Kenntnis der 3. Liga fehlt und er auf diesem Level noch nicht trainiert hat. Aber schlussendlich sind wir drin geblieben. Er war furchtlos, hat die Mannschaft gut eingestellt und einen guten Spirit entwickelt“, sagte Zuber. Glawogger hat mit dem SVW aus sechs Partien acht Punkte geholt. Seine Bilanz ist mit zwei Siegen, zwei Unentschieden und zwei Remis ausgeglichen.
„Es liegt an beiden Vereinen zu schauen, ob es Lösungsmöglichkeiten gibt“
Der Österreicher signalisierte in Bielefeld großes Interesse an einer Weiterbeschäftigung. „Es liegt an den beiden Vereinen, zu schauen, ob es Lösungsmöglichkeiten gibt. Wenn die Chance besteht, sehen wir weiter. Dann muss ich mich auch mit dem Club einigen. Aber im Moment steht der Club und die Mannschaft im Mittelpunkt“, sagte Glawogger.
Die knappe Niederlage beim DFB-Pokalfinalisten, für den Noah Sarenren Bazee in der 57. Minute traf, geriet vor dem Hintergrund des Klassenerhalts in den Hintergrund. Da Borussia Dortmund II nach einer 1:0-Führung noch mit 1:2 beim Relegationsteilnehmer 1. FC Saarbrücken verlor, hätten die Mannheimer theoretisch auch noch höher in Bielefeld verlieren können und wären trotzdem drin geblieben. „Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass wir kein Unentschieden geholt haben. Das hätten wir verdient gehabt. Es war wieder eine sehr stabile und gute Leistung wie in den letzten Wochen“, resümierte Trainer Glawogger.
Drei Gelbsperren - und dann meldet sich auch noch Ferati ab
Der SVW ging personell gebeutelt in das letzte Spiel der Saison. Neben den gelbgesperrten Julian Rieckmann, Kennedy Okpala und Tim Sechelmann meldete sich auch nach Spielmacher Arianit Ferati mit einem Infekt ab. Glawogger versuchte es mit einem 4-4-2-System, Samuel Abifade ersetzte Ferati positionsgetreu, Außenverteidiger Seyhan Yigit half auf der ungewohnten Position im zentralen Mittelfeld aus.
Trotz der vier Umstellungen war der SVW beim Tabellenführer direkt drin in der Partie: Nach nur 17 Sekunden köpfte Felix Lohkemper eine Abifade-Flanke an den Pfosten. Und als Bielefelds Christopher Lannert einen konfusen Rückpass spielte, sprintete Lohkemper dazwischen, bekam den Ball aber nicht mehr zielgerichtet an Arminia-Keeper Jonas Kersken vorbei (10.).
Strittige Szene mit Kersken und Thalhammer
Der DFB-Pokalfinalist benötigte Anlaufzeit, übernahm dann aber die Kontrolle über die Partie. Einen 17-Meter-Schuss von Mael Corboz fälschte SVW-Linksverteidiger Sascha Voelcke beinahe ins eigene Tor ab (23.). Die größte Chance vergab kurz danach Noah Sarenree Bazee, der freistehend vor dem Waldhof-Tor aus kurzer Distanz drüberschoss (27.). Allerdings regten sich die Mannheimer zurecht über die Vorgeschichte dieser Szene auf, als Bielefelds Schlussmann Jonas Kersken nach einer Waldhof-Ecke völlig unnötig Maximilian Thalhammer wegcheckte. Das hätte auch Elfmeter für Mannheim und Gelb für den Torhüter geben können.
Arminia Bielefeld - SV Waldhof 1:0 (0:0)
DSC Arminia Bielefeld: Kersken – Lannert (68. Hagmann) , Schneider, Großer, Oppie – Schreck (59. Kania), Russo (83. Felix), Corboz – Sarenren Bazee (59. Young), Grodowski (83. Kunze), Wörl.
SV Waldhof: Bartels – Matriciani, Hoffmann, Karbstein (90. Braun), Voelcke – Yigit (75. Seegert), Sietan, Abifade (75. Becker), Voelcke – Lohkemper (90. Mendes), Shipnoski (70. Arase).
Tor: 1:0 Sarenren Bazee (56.).
Gelbe Karten: Lannert, Großer – Hoffmann, Seegert.
Beste Spieler: Yigit, Matriciani – Corboz, Sarenren Banzee
Schiedsrichter: Assad Nouhoum (Oberweikertshofen)
Zuschauer: 25.261.
Insgesamt zeigte der SVW eine couragierte, disziplinierte Auswärtsleistung und hatte sich das Remis zur Pause mehr als verdient – allerdings erhöhte die überraschende Dortmunder 1:0-Führung in Saarbrücken und das 1:1 von Stuttgart II gegen Essen auch den Druck auf die Kurpfälzer. Bei einem Rückstand in Bielefeld wäre der Vorsprung auf die Abstiegszone bei dieser Konstellation auf das Torverhältnis zusammengeschmolzen. „Man sieht, dass wir auf Sieg spielen wollen“, sagte der gesperrte Okpala als Halbzeitgast bei „MagentaSport“.
Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs wirkte es nicht so, als wolle die Arminia mit aller Macht die drei Punkte und damit die Drittliga-Meisterschaft perfekt machen. Der Waldhof hielt voll dagegen Abifades Versuch ließ Kersken ein paar Zentimeter durch die Beine rutschen (53.).
Moment der Unachtsamkeit führt zum 0:1
Doch ein Moment der Unachtsamkeit reichte Bielefeld zur Führung: Sam Schreck bediente im Strafraum Louis Oppie, dessen Zwitter aus Hereingabe und Torschuss Sarenren Bazee am langen Pfosten über die Linie beförderte (57.). In diesem Moment betrug das Mannheimer Polster auf den Abstiegsplatz nur noch drei Tore im Vergleich zu Dortmund II. Wie würde der SVW mental auf diesen Nackenschlag reagieren?
Doch die Mannheimer blieben stabil, der Saarbrücker 1:1-Ausgleich gegen Dortmund II beruhigte das Nervenkostüm zusätzlich. Solange Dortmund keinen Sieg einfahren würde, war der Waldhof auf jeden Fall gerettet. SVW-Keeper Jan-Christoph Bartels hielt ganz stark gegen Mael Corboz (71.). Auf der Gegenseite parierte Kersken Lohkempers Schuss aus spitzem Winkel (74.). Henning Matriciani klärte Maximilian Großers Kopfball noch auf der Linie (84.) – dann nahmen die Feierlichkeiten auf beiden Seiten ihren Lauf. Bielefeld stimmte sich als Drittliga-Meister auf das Pokalfinale ein, die 2000 mitgereisten Waldhof-Fans atmeten mit dem Klassenerhalt in der Tasche kollektiv durch. Schon als die Kunde vom Saarbrücker Siegtreffer zum 2:1 gegen Dortmund II die Runde gemacht hatte, hatten die SVW-Anhänger ein „Nie mehr 4. Liga“ angestimmt.
Ende gut, alles gut? „Die Mannschaft hat die Situation in den vergangenen Wochen hervorragend angenommen und sich gegen den Abstieg gestemmt“, sagte Glawogger. Nach einem von Präsident Bernd Beetz spendierten Mannschaftsessen in Düsseldorf begann für die Waldhof-Profis am Samstagabend der Urlaub.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar SV Waldhof rettet sich vor dem Abstieg: Der letzte Warnschuss