Großaspach. Seine Spieler standen teilweise noch unter der Dusche, als Bernhard Trares sich im Mannschaftsbus schon einen abendlichen Snack genehmigte. Enttäuscht war der Trainer des SV Waldhof nach der 0:2 (0:2)-Niederlage beim VfB Stuttgart II am Samstag in Großaspach. In einem Drittliga-Spiel, dass Trares nach der vierten Gelben Karte gesperrt auf der Tribüne verfolgen musste. „Es ist bitter, das von oben zu sehen“, sagte der SVW-Trainer. „Für mich ist das ein schwieriger Moment nach dem Spiel. Ich habe mir schon erhofft, dass wir mindestens einen Punkt mit nach Hause nehmen.“
Das gelang den Mannheimern nicht, weil sie eine weitgehend desolate erste Halbzeit ablieferten. Thomas Kastanaras (12.) und Leonhard Münst (34.) trafen für den VfB, das Waldhof-Aufbäumen nach der Pause brachte nichts Zählbares mehr ein. So stand am Schluss eine Niederlage, die die Lage des SVW in der Tabelle wieder verschärft. Stuttgart II (jetzt 19 Punkte) ist an den Tabellen-14. Waldhof (20) herangerutscht, im Sonntagsspiel in Osnabrück gegen RW Essen könnte der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz sogar noch auf einen Punkt schrumpfen.
Sportchef Anthony Loviso zeigte sich nach dem schwachen Auftritt im Schwäbischen dementsprechend „sehr enttäuscht“. Vor allem die Leistung im ersten Abschnitt wurmte den 33-Jährigen. „Da waren wir überhaupt nicht präsent. So dürfen wir uns nicht präsentieren, das reicht dann einfach nicht.
Waldhofs Trainer Bernhard Trares war gesperrt
Es war alles ein bisschen anders beim SVW. Um 15:53 Uhr betrat der aufgrund seiner vierten Gelben Karte gesperrte Trares die Tribüne und setzte sich auf die Pressetribüne neben den Kommentatoren des übertragenden Senders „MagentaSport“. 30 Minuten vor und 30 Minuten nach dem Spiel hatte der Waldhof-Coach ein Innenraum- und Kommunikationsverbot. Co-Trainer Benjamin Sachs übernahm das Coaching der Mannheimer, die im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen Hannover 96 II einmal wechselten. Linksverteidiger Manuel Braun feierte sein Drittliga-Startelfdebüt, Sascha Voelcke saß zunächst nur auf der Bank. „Manuel war am Anfang verletzt. Er hat danach über Wochen gut trainiert und eine gute Einwechslung gegen Hannover gehabt. Wir wollten da mal switchen und Sascha Voelcke eine Pause geben“, erklärte Trares die Rochade.
Nach einem sonnigen Tag wurde es zur Anstoßzeit um 16.30 Uhr langsam frostig im Stuttgarter Ausweichstadion in Großaspach – und der SVW hatte große Mühe, auf eine ausreichende Betriebstemperatur zu kommen. Von den Spielanteilen war die Partie zwar meist ausgeglichen, aber im Vorwärtsgang zeigte sich wieder das alte Waldhof-Problem in dieser Saison: Die Mannheimer hatten riesige Probleme, sich zwingende Gelegenheiten herauszuspielen.
Ganz anders die U21 des VfB, die nach Balleroberungen viel zielstrebiger und schneller nach vorne spielte. In der sechsten Minute zielte Samuele Di Benedetto aus 16 Metern noch knapp drüber. Doch als Rico Benatelli im Mittelfeld die Kugel herschenkte, stürmten gleich fünf Stuttgarter auf die SVW-Deckung zu. Braun versuchte zu klären, bugsierte den Ball aber unglücklich vor die Füße von Kastanaras, der locker zum 1:0 einschoss (12.).
In der Folge baute der Waldhof weiter ab, ein strukturierter Spielaufbau war nicht zu erkennen. Stattdessen gab es Ballverluste in Serie, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen waren viel zu groß, die Mannheimer Zweikampfführung hatte teilweise mit Profifußball nichts zu tun. Nach einer unübersichtlichen Szene gegen Kennedy Okpala forderte das blau-schwarze Lager Elfmeter, Schiedsrichter Tobias Wittmann ließ weiterspielen (23.). „Ich habe einen Tritt gespürt, und der war nicht von einem eigenen Mitspieler“, sagte Okpala hinterher. Die Fernsehbilder konnten die Szene nicht final aufklären.
Fakten zum Spiel
- VfB Stuttgart II: Seimen - Amaniampong, Groiß, Nothnagel, Meyer (78. Schumann) - M. Boakye (68. Reichardt), Mack, di Benedetto )0.+1 Herwerth), Münst - Simnica, Kastanaras (78. Bujupi).
- SV Waldhof: Bartels - Klünter, Seegert, Matriciani, Braun (46. Voelcke) – Sietan (85. Thalhammer), Rieckmann, Benatelli (74. Shipnoski) - Okpala, Boyd, Abifade (46. Arase).
- Tore: 1:0 Kastanaras (12.) 2:0 Münst (34.).
- Beste Spieler: Kastanaras/Bartels.
- Gelb-Rot: Mack (90.+9).
- Gelbe Karten: Groiß/Braun, Voelcke, Sachs (Trainer), Okpala.
- Schiedsrichter: Tobias Wittmann (Wendelskirchen).
- Zuschauer: 2386.
- Nächstes Spiel: SV Waldhof – Energie Cottbus, Samstag, 7. Dezember, 14 Uhr.
Keeper Jan-Christoph Bartels rettete mit einer Großtat gegen Kastanaras, als er den Abschluss überragend noch um den Pfosten lenkte (26.). Acht Minuten später fiel das 2:0 jedoch, und es war das gleiche Baumuster wie das 1:0. Diesmal verlor Okpala den Ball noch in der Stuttgarter Hälfte, und der VfB schaltete überfallartig um. Leonhard Münst war es letztlich vorbehalten, zum zweiten Treffer des Tages einzuschießen (34.). Trainer Trares oben auf der Tribüne musste einer der schlechtesten Halbzeiten seit seiner Rückkehr im September schweigend erdulden, die 2000 mitgereisten SVW-Fans stimmten Durchhalteparolen an. Hinterher berichtete der Waldhof-Trainer, wie er sich über die beiden Gegentore ärgerte: „Bei den Toren waren wir zu offen gestanden. Da haben wir uns naiv auskontern lassen.“
So lief die zweite Halbzeit beim Fußballspiel SV Waldhof Mannheim gegen VfB Stuttgart II
Zur zweiten Halbzeit kamen Voelcke für den gelbbelasteten Braun und Kelvin Arase auf der linken offensiven Außenbahn für Abifade. Zumindest die Aggressivität und die Körpersprache stimmten jetzt aufseiten des Waldhof- die Stuttgarter gerieten sofort richtig unter Druck. Auf Zuspiel von Okpala besaß Boyd die erste richtige Chance für den SVW, bekam den Ball aber sechs Meter vor dem Tor nicht unter Kontrolle (58.). Nur eine Minute später prüfte der Mittelstürmer mit einem Schuss aufs kurze Eck VfB-Schlussmann Dennis Seimen. Jetzt waren nach dem blutleeren ersten Durchgang wenigstens Emotionen drin – Trares-Vertreter Sachs sah kurioserweise Gelb, nachdem er kurz den Platz betreten hatte (65.). Arase scheiterte nach einem Solo an Seimen (67.).
Auf die bodenlose Leistung in den ersten 45 Minuten zeigte der Waldhof zwar eine halbwegs akzeptable Reaktion, ließ aber weiter den letzten Punch in der Offensive vermissen. Und so verstrich die verbleibende Zeit, die Spielunterbrechungen häuften sich – bis nach acht Minuten Nachspielzeit eine schmerzhafte wie verdiente Auswärtsniederlage aktenkundig war. Interimschef Sachs verlor somit nach zwei Unentschieden zuvor erstmals in seiner Rolle als Verantwortlicher an der Seitenlinie. „Wir müssen uns den Schuh anziehen, dass wir in den direkten Duellen nicht so griffig waren. Vom Kopf her war Stuttgart auch manchmal schneller - und sie waren brutal effektiv“, resümierte Sachs.
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