Fußball

SV Waldhof spielt 1:1 bei Hannover II: Ein Punkt, der zu wenig sein könnte

Das 1:1 bei Hannover 96 II reicht dem SV Waldhof, um auf einem Nichtabstiegsplatz zu bleiben. Zufrieden ist bei den Mannheimern dennoch keiner. Zumal sich Spielmacher Ferati eine folgenschwere Dummheit erlaubt.

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Alexander Müller
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Der eingewechselte Waldhof-Angreifer Kennedy Okpala (r.) und Hannovers Kenneth Schmidt liegen nach dem Abpfiff ausgepumpt auf dem Rasen. © Petrow/PIX-Sportfotos

Hannover. Ein paar Fans applaudierten, andere haderten oder fluchten lautstark. Als die Spieler des SV Waldhof nach dem 1:1 (1:1) bei Fast-Absteiger Hannover 96 II am Ostersonntag vor die Gästekurve traten, war die Stimmungslage gemischt. Genau wie das Ergebnis, das die Mannheimer zwar knapp auf einem Nichtabstiegsrang hält, in der Endabrechnung aber als deutlich zu wenig eingestuft werden könnte.

„Ergebnistechnisch ist der Punkt auf jeden Fall zu wenig. Wir können trotzdem sagen, dass wir als Mannschaft wieder alles auf dem Platz gelassen haben“, sagte Trainer Dominik Glawogger nach seinem zweiten Spiel beim SVW, der weiter punktgleich, aber mit dem um acht Tore besseren Torverhältnis vor dem VfB Stuttgart II (1:1 gegen Verl) auf dem ersten Nichtabstiegsplatz steht. Der Ex-Waldhöfer Valmir Sulejmani glich mit einem furiosen Traum-Freistoß noch vor der Pause (45.+2) die Mannheimer Führung durch Felix Lohkemper (19.) aus. Es war insgesamt das fünfte Waldhof-Spiel in Folge ohne Sieg.

Ausgangslage für SV Waldhof nach Stuttgarts 1:1 gegen Verl klar

Im womöglich vorentscheidenden direkten Duell mit der U21 des VfB am kommenden Sonntag (19.30 Uhr) im Carl-Benz-Stadion wird allerdings Spielmacher Arianit Ferati gesperrt fehlen. Er sah, offenbar frustriert wegen seiner geplanten Auswechslung, in einer kuriosen Szene in der 76. Minute wegen Ballwegschlagens die Gelb-Rote Karte. „Wir haben diese schwierige Situation nach dem Platzverweis richtig gut gemeistert und deshalb können wir mit einem positiven Gefühl hier vom Platz gehen“, sagte Glawogger.

Wie würde der junge Waldhof-Coach auf sein verpatztes Debüt beim 0:3 gegen den TSV 1860 München reagieren? Mit diesmal vier personellen Änderungen. Mittelstürmer Andre Becker kehrte nach seinen Achillessehnenproblemen zurück, auch Ferati, Julian Rieckmann sowie, ein wenig überraschend, Innenverteidiger Niklas Hoffmann (zum ersten Mal seit dem 3. Spieltag von Beginn an) standen neu in der Startelf. Maximilian Thalhammer fehlte wegen seiner zehnten Gelben Karte, Rico Benatelli, Sascha Voelcke und Kapitän Marcel Seegert saßen nur auf der Bank. In der Abwehr setzte der Waldhof-Coach wieder auf eine Dreierkette, links davor spielte Samuel Abifade, rechts wieder Nicklas Shipnoski.

Hannover 96 II - SV Waldhof 1:1 (1:1)

Hannover 96 II: Stahl - Niklaus, Uhlmann, Wallner, K. Schmidt – Westermeier (65. Brandt), Aseko Nkili, Momuluh, Abdullatif (65. Marino) - Sulejmani (71. Busch), Chakroun (88. Kalem).

SV Waldhof: Bartels - Klünter, N. Hoffmann, Sechelmann- Shipnoski (80. Voelcke), Fein (61. Sietan), Rieckmann, Ferati, Abifade (61. Okpala) - Lohkemper (85. Boyd), Becker (46. Matriciani).

Tore: 0:1 Lohkemper (19.) 1:1 Sulejmani (45.+2).

Beste Spieler: Chakroun, Sulejmani/Lohkemper, Bartels.

Gelb-Rot: Ferati (76.).

Gelbe Karten: Stendel (Trainer), Schmidt/Abifade.

Schiedsrichter: Christian Ballweg (Zwingenberg).

Zuschauer: 1478.

Nächstes Spiel: SV WaldhofVfB Stuttgart II, Sonntag, 27. April, 19.30 Uhr.

Die Ausgangslage war seit Samstagabend klar: Der zuvor punktgleiche VfB Stuttgart II hatte trotz Überzahl nur 1:1 gegen den SC Verl gespielt. Ein Remis in Hannover, und der SVW wäre dank des besseren Torverhältnisses wieder auf den ersten Nichtabstiegsplatz gerutscht. Genauso sollte es nach einem wechselhaften Mannheimer Auftritt an der Leine auch kommen.

Die Kurpfälzer präsentierten sich im ersten Abschnitt weitgehend stabil, bekamen aber kurz vor der Pause mit dem Ausgleich die Quittung für eine zunehmend viel zu passive Spielweise. Schon nach 40 Sekunden zielte Rieckmann drüber, auf der Gegenseite kam Hannovers Ben Westermeier nach einer Ecke aus kurzer Distanz zum Abschluss (5.).

Die zu diesem Zeitpunkt nicht unverdiente Waldhof-Führung entsprang einem langen Ball auf Lohkemper, der Gegenspieler Lukas Wallner enteilte und dann mit rechts erstklassig zum 1:0 verwertete (19.). Glawogger feierte an der Seitenlinie emotional sein erstes Tor mit Mannheim.

Ex-Waldhöfer Sulejmani feiert sein Traumtor nicht

Doch mit der Führung im Rücken schlich sich beim SVW ein Verwaltungsmodus ein, die nicht besonders gefährlich wirkende U23 von 96 bekam Oberwasser. Hannovers Husseyn Chakroun näherte sich mit zwei Einzelaktionen an (32., 39.). Als alles nach einer knappen Pausenführung für den Waldhof aussah, foulte Abifade an der Strafraumgrenze unnötigerweise Jeremie Niklaus.

Sulejmani, 2019 einer der gefeierten Aufstiegshelden beim SVW, jagte den Ball in Cristiano-Ronaldo-Manier mit einem echten Vollspann-Hammer zum 1:1 ins Netz (45.+2). „Ich ärgere mich über die Entstehung. Es war nur noch eine Minute zu spielen, das haben wir schlecht verteidigt“, sagte Waldhof-Torschütze Lohkemper hinterher.

Aus Respekt vor seinem Ex-Verein jubelte Sulejmani nicht. „Ich habe die Lücke gesehen und einfach draufgehalten. Ich hatte ein bisschen das Glück auf meiner Seite und der Ball ist im Netz gelandet“, sagte der Stürmer zu seinem Traumtor und schickte im Interview nach dem Spiel schöne Grüße an den SVW. „Ich hatte meine schönste Zeit in Mannheim. Ich wünsche es Waldhof, dass sie in der Liga bleiben.“

Ich ärgere mich über die Entstehung. Es war nur noch eine Minute zu spielen, das haben wir schlecht verteidigt
Felix Lohkemper Spieler SV Waldhof

Der Schreck über den späten Ausgleich war unter den 500 mitgereisten Waldhof-Fans noch nicht ganz verraucht, da überraschte Glawogger mit Beginn der zweiten Hälfte mit einem unkonventionellen Wechsel: Außenverteidiger Henning Matriciani kam für Stürmer Becker auf dem Platz. Der SVW spielte jetzt mit einer Viererkette, Abifade rückte auf die rechte offensive Mittelfeldseite. „Wir hatten in der ersten Halbzeit einfach Probleme, die Seiten gut zu zubekommen, weil der Gegner unsere Schienenspieler hoch gebunden hatte. Dadurch bekamen wir gegen den Ball wenig Zugriff. Becker war nach seiner Verletzung noch nicht bei 100 Prozent“, begründete Glawogger diese Veränderungen mit taktischen Überlegungen.

Platzverweis für den SV Waldhof in der 76. Minute: Glawogger rüffelt Spielmacher Ferati

Mit einem Kopfball von Hoffmann, der auf dem Tornetz landete, ging der zweite Durchgang ganz anständig für die Kurpfälzer los (47.). Doch insgesamt schaffte es der SVW nicht, Dominanz aufzubauen. In einem schwachen Drittliga-Spiel rettete der starke Waldhof-Schlussmann Jan-Christoph Bartels vor dem einschussbereiten Sulejmani (54.). Bis auf eine Ferati-Ecke, die Kenneth Schmidt fast ins eigene Tor beförderte, hatte der SVW offensiv nichts mehr anzubieten (67.). „In der zweiten Halbzeit hat nur noch eine Mannschaft auf Sieg gespielt: das waren wir“, sagte Hannovers Trainer Daniel Stendel.

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In der Schlussphase wurde es in Unterzahl sogar noch einmal richtig brenzlig, überhaupt einen Punkt aus der niedersächsischen Landeshauptstadt mitzunehmen. Ferati sollte eigentlich für Rico Benatelli ausgewechselt werden. Als der 27-Jährige das realisierte, schoss er den Ball ohne Not vom Spielfeld. Der Vierte Offizielle Henry Schröder informierte daraufhin Schiedsrichter Christian Ballweg über das Vergehen.

Ferati sah Gelb-Rot, Benatelli durfte wieder auf der Ersatzbank Platz nehmen (76.). „Emotionen gehören zum Sport dazu. In dem Moment war es ein bisschen unglücklich. Ich wollte ihn auswechseln, weil ich das Gefühl hatte, dass er Gelb-Rot gefährdet ist. Ich habe es zuerst auch gar nicht mitbekommen. Aber es ist bitter für die Mannschaft. Schade, dass er uns mit dieser Aktion ein Stück weit in Bedrängnis gebracht hat“, sagte Glawogger zum Aussetzer seines Spielmachers.

SV Waldhof Torschütze Lohkemper nach Spiel gegen Hannover II „sehr geknickt“

Was folgte, war eine wilde Schlussphase, in der Hannover mehrfach knapp vor dem 2:1 stand. Vor allem in einer Szene in der 79. Minute, als SVW-Verteidiger Hoffmann Monju Momuluhs Versuch artistisch von der Linie kratzte. Es blieb bei einem hart erkämpften Remis beim designierten Absteiger Hannover II, das für den SVW mit Blick auf das harte Restprogramm an den letzten drei Spieltagen, an denen es gegen die Aufstiegskandidaten Cottbus, Dresden und Bielefeld geht, zu wenig gewesen sein könnte. „Ich bin schon sehr geknickt, enttäuscht“, resümierte Lohkemper: „Ich hatte mir heute einen Sieg vorgenommen.“

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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