Mannheim. Mit Ach und Krach zieht Fußball-Drittligist SV Waldhof Mannheim ins Halbfinale des Badischen Fußballverbandspokal ein. Am Mittwochabend gewinnen sie 4:1 (0:0, 1:1) nach Verlängerung gegen Regionalligist FC-Astoria Walldorf und benötigen dafür eine immense Portion Glück. In der Vorschlussrunde treffen die Waldhöfer auf Verbandsligist 1. FC Bruchsal und haben die große Chance aufs Finale. Der Pokalsieger qualifiziert sich für den DFB-Pokal 2026/27. Im zweiten Halbfinale treffen der SV Sandhausen und der VfR Mannheim aufeinander
Die erste große Erkältungswelle der Saison hat den Profikader des SV Waldhof vor dem Spiel gegen Walldorf voll erwischt. Felix Lohkemper schafft es nicht einmal in den Kader, genauso wenig wie Arianit Ferati und Diego Michel. Umso wichtiger, dass Janne Sietan (nach Gelbsperre) und Adama Diakhaby (nach Kniebeschwerden) wieder dabei und vor allem gesund sind. Beide rutschen direkt in die Startelf, genauso wie Tim Sechelmann für den in Duisburg schwächelnden Malte Karbstein und Nicklas Shipnoski für Lohkemper.
Die vielen Wechsel führen nicht dazu, dass die Waldhöfer schnell zu ihrer spielerischen Linie finden. Ganz im Gegenteil. Die erste Chance gehört Außenseiter Astoria. Yasin Zor taucht nach einem abgefälschten Schuss komplett frei vor Thijmen Nijhuis auf. Riesenglück für den SVW, dass der Angreifer den Ball nicht richtig und das Tor überhaupt nicht trifft (3.). Es ist der erste Schreckmoment für die Buwe, was es aus ihrer Sicht nicht besser macht.
Mannheimer werden zunächst nicht gefährlich
Während Walldorf seelenruhig sein System spielt, auch brenzlige Szenen spielerisch löst, fällt es den Platzherren tierisch schwer, sich selbst in Abschlussszenen zu bringen. So sammeln die Mannheimer zwar Ecke um Ecke, werden dabei aber nicht einmal gefährlich. In der 16. Minute hat Diakhaby Platz, zieht von der Strafraumkante fest und flach ab. Astoria-Torwart Hansen kann das Geschoss nur klatschen lassen, Okpala ist da, scheitert aber nicht nur am glänzend reagierenden Hansen, sondern steht im Abseits und wird zurückgepfiffen.
Wer jetzt denkt, der SVW hat sich befreit: Pustekuchen. Immer wieder haben die Walldorfer einen Fuß dazwischen. Vor allem Innenverteidiger Dennis Egel macht einen Riesenjob wahlweise gegen Okpala, Masca oder Diakhaby. Auf der Gegenseite haben die Gäste ihre besten fünf Minuten, kommen durch Politakis (21. und 23.) zu exzellenten Möglichkeiten. Wenig später rettet Nijhuis gegen den frei auf ihn zustürmenden Zor (32.). Drei Minuten danach wäre Nijhuis wohl machtlos gewesen gegen den Schuss von Politakis, wäre dieser nicht haarscharf am linken Pfosten vorbeigerauscht (35.). Aus dem Fanblock ertönen die ersten Pfiffe.
Mit einem doch deutlich verzogenen Geschoss von Okpala geht es in die Halbzeit. Außer einer gewissen Feldüberlegenheit und dem klar besseren Eckenverhältnis hat der Favorit fast schon erschreckend wenig anzubieten in Sachen Torgefahr – und wechselt deshalb nach der Pause direkt doppelt. Terrence Boyd kommt für den indisponierten Masca, Emmanuel Iwe für den gelbbelasteten Abifade (46.). Die erste Chance hat dann Shipnoski nach Okpala-Pass (49.). Auf der Gegenseite rettet Sietan vor dem einschussbereiten Zor (50.). Ein langer Ball und der SVW schwimmt, ganz ähnlich wie in Duisburg, auch gegen diesen frech aufspielenden Regionalligisten.
Sechelmann holt sich Gelb ab, um den nächsten gefährlichen Konter zu unterbinden (54.). Kendels Schuss wird geblockt, danach muss sich Nijhuis langmachen, um zur Ecke zu klären gegen den starken Schuss von Grimmer (55.). Immer wieder rollen die Walldorfer Konter schier ungebremst auf das Waldhöfer Tor. In der 58. Minute findet einer seinen Weg bis ins Netz. Zor lässt sich seine x-te Einschusschance nicht mehr nehmen, trifft aus zehn Metern in zentraler Position unbedrängt und klug vorbei am machtlosen Nijhuis zum 0:1.
Den ersten Bock in der Astoria-Abwehr nutzt Boyd umgehend für einen satten Schuss, den Hansen zur Ecke klärt (63.). Sietan holt die 13. Ecke raus. Bemerkenswert, mit welcher Seelenruhe die Gäste auch knifflige Szenen verteidigen, ablaufen, spielerisch bereinigen. Mehr als die Hälfte der mittlerweile 14 Waldhof-Ecken faustet Hansen weg. Hoffmann holt sich Gelb ab (75.). Waldhof macht genauso wenig Anstalten, ein Powerplay aufzuziehen, wie Astoria, sich auch nur im Ansatz einschnüren oder gar verunsichern zu lassen.
Iwe hackt nach einem leichten Ballverlust auf dem Rasen herum: Es ist wie verhext mit diesem Spiel. Wenig bis nichts mag den Blau-Schwarzen gelingen. Mendes kassiert Gelb (80.), nachdem Boyd den sterbenden Schwan markiert und den Zweikampf damit kampflos abgibt. Ungewohnte Szenen, die für eine große Portion Verzweiflung sprechen. Auch das sonst gefürchtete Waldhof-Pressing – nicht-existent. Hansen darf gefühlt eine Minute lang den Ball am Fuß halten und niemand läuft ihn an (83.). Das ist dann schon eher ein Armutszeugnis für den Waldhof.
SVW – FC-A 4:1 n.V. (0:0, 1:1)
SVW : Nijhuis – Klünter, Hoffmann, Sechelmann (71., Karbstein), Abifade (46., Iwe) – Sietan (106., Yigit), Rieckmann (71., Mendes) – Shipnoski, Diakhaby – Masca (46., Boyd), Okpala
Walldorf: Hansen – Egel, Goß, Grimmer – Lässig, Riehle (90.+5, Mutz), Politakis (56., Maroudis), Waack, Zor (91., Hauser) – Carl, Kendel (91., Collmann)
Tore: 0:1 Zor (58.), 1:1 Hoffmann (90.+5), 2:1 Goß (110., Eigentor), 3:1 und 4:1 Boyd (117., 120.)
Gelbe Karten: Abifade, Sechelmann, Hoffmann, Mendes, Zuber, Shipnoski – Grimmer, Schön, Collmann, Mutz
Gelb-Rote Karte: Schön (105., wiederholtes Meckern)
Beste Spieler: Sietan, Okpala – Hansen, Egel
Schiedsrichter: Roy Dingler
Zuschauer: 3.913
Aus dem Fanblock schallt es „Wir wollen euch kämpfen sehen“. Passend zum gebrauchten Abend wird Okpalas Hammerschuss in den Torwinkel abgepfiffen wegen Foulspiels (85.). Die Nerven liegen blank. Sportchef Zuber sieht Gelb wegen Meckerns. Zor geht an Sietan vorbei, findet keinen Abnehmer für das zweite Astoria-Tor (90.). Den nächsten Anlauf entschärft Nijhuis. Wo ist die Waldhöfer Schlussoffensive? Letzte Chance ist ein Freistoß von Mendes, Nijhuis geht wie schon in Duisburg mit vor – aber Hoffmann ist es, der den Ball ins lange Eck an den Innenpfosten legt. Von da springt die Kugel ins Netz. 1:1 in allerletzter Sekunde. Waldhof-Wahnsinn (90.+4)! Es geht in die Verlängerung.
Die erste brenzlige Situation kreiert Walldorf. Freistoß direkt an der Sechzehnerkante: Der Vollspannschuss von Marcel Carl wird zur Ecke abgefälscht (98.). Durchatmen für den SVW. Bezeichnend, dass niemand kommt, um Boyd beim Konter zu unterstützen (100.). Es bleibt ein ganz schwaches Waldhofspiel. Walldorf ist jetzt, in der ersten Hälfte der Verlängerung, die spielbestimmende Mannschaft. Ihr Trainer Andreas Schön sieht die Gelb-Rote Karte wegen wiederholten Meckerns. Dann ist Halbzeit.
Klünter marschiert über rechts, ist im Strafraum, legt quer und findet Maik Goß, der zum tragischen Helden wird, die Kugel ins eigene Tor befördert (110.). Es ist die passende Schlusspointe, dass ein Eigentor Walldorfs den Waldhof weiterbringt. Boyd macht mit dem 3:1 und dem 4:1 noch spät den Deckel drauf (117.,120.).
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