Fußball

SV Waldhof legt vollen Fokus aufs Verteidigen

Nach drei Niederlagen in Serie mit teils haarsträubenden Gegentoren arbeitet der Fußball-Drittligist verstärkt an der Defensive.

Von 
Rüdiger Ofenloch
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Gerhard Zuber, Geschäftsführer Sport des SV Waldhof, weiß genau, wo man nach den jüngsten Niederlagen ansetzen muss. © PIX-Sportfotos

Mannheim. In der Turnhalle haben die Schüler der Alfred-Delp-Schule den Sportunterricht gerade beendet und sich umgezogen. Jetzt geht es schön ordentlich in Zweierreihen zurück Richtung Schulgebäude. Dass der Weg mitten durch das Trainingsgelände des SV Waldhof Mannheim führt, ist für die Kinder ein Erlebnis – und für die Fußball-Profis eine nette Ablenkung. „Hallo, Boyd!“, ruft ein Junge dem Waldhof-Stürmer zu. Der ist aber schon auf dem Platz und bekommt den Gruß nicht mit.

Waldhof legt das Hauptaugenmerk auf Abwehrarbeit

Fokus auf die Defensive – so lautet die Parole der Trainingswoche beim Fußball-Drittligisten. Nach der englischen Woche mit drei Niederlagen und sieben Gegentoren ist das genauso logisch wie notwendig. Was nicht heißt, dass Stürmer Boyd freihat. Ganz im Gegenteil. Cheftrainer Luc Holtz lässt Zehn gegen Sieben plus Torwart spielen. Das Ziel: Die Abwehr soll immer wieder vor dasselbe Problem gestellt werden, und zwar in Unterzahl zu verteidigen. Boyd ist dabei der Zielspieler im Zentrum, den es bestenfalls auszuschalten gilt. Eine Großchance, die er dennoch bekommt, lässt er unglücklich liegen. Die zweite wird superstark im letzten Moment noch abgewehrt.

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Von
Marc Stevermüer
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Dafür gibt es Applaus von den Mitspielern. Der Trainer schaut sich das in Ruhe an. Wenn ihm etwas nicht gefällt, hält er das Trainingsspiel an, nimmt Korrekturen im Einzelgespräch vor. Spätestens nach dieser Einheit weiß jeder im Kader, worauf es jetzt ankommt. „Wir müssen wieder dahin kommen, wo wir eigentlich schon waren: eine starke Abwehr stellen als Basis für alles Weitere“, sagt Kapitän Lukas Klünter hinterher und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

In der engen Dritten Liga entscheiden Kleinigkeiten

„Mit neuer Energie“ wollen „Klü“ und seine Kameraden in die Trainingswoche starten und hinterlassen einen guten Eindruck. „Ich sehe die Jungs ja jeden Tag bei der Arbeit und kann sagen, dass sie sich wirklich reinhängen“, teilt Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber die Trainingsimpressionen. Aus seinem Büro in den Geschäftsstellenräumen kann er direkt auf den Trainingsplatz schauen. Durch das Fenster sind die Kommandos deutlich zu hören. Und auch die Flüche, wenn etwas nicht nach Plan läuft.

„Wir haben einfach nicht gut verteidigt“, fasst Zuber die Analyse des Aachen-Spiels zusammen, das der SV Waldhof ziemlich unnötig nach 2:1-Führung 2:3 verlor. „Wir haben ab sofort zwei Ziele: die Spiele zu elft beenden und besser verteidigen“, so der Sportchef weiter. Drei Platzverweise in den ersten sieben Spielen sind deutlich zu viel – und kosten erst Kraft, dann Punkte: „In der Dritten Liga ist alles so eng beisammen, da entscheiden Kleinigkeiten. Und da kannst du es dir nicht erlauben, immer wieder in Unterzahl zu spielen.“

Waldhofs Kapitän Lukas Klünter will mit seinem Team wieder „eine starke Abwehr stellen“. © PIX-Sportfotos

Auch hier liegt der Schlüssel in der Defensive: Der vorerst letzte Platzverweis von Tim Sechelmann beim 0:1 gegen den VfB Stuttgart II ging auf schlechtes Umschaltspiel seiner Vorderleute zurück. In Aachen sah es dann teilweise noch schlimmer aus. „Wie wir uns da angestellt haben im Spiel gegen den Ball, das war phasenweise schon hanebüchen“, sagt Zuber unumwunden und macht klar, dass alle im Trainerstab und in der Mannschaft wissen, worauf es jetzt ankommt.

Spiel gegen Rot-Weiß Essen gilt als richtungsweisender Gradmesser

Die Schlagwörter lauten Stabilität und Balance. „Dass die Jungs vorne kicken können, haben sie gezeigt. Mit Ball klappt es schon richtig gut“, so die Einschätzung des 50-Jährigen. Beim Blick auf die Defizite haben er und das Trainerteam eher individuelle als kollektive Schwächen ausgemacht. Dinge, an denen man arbeiten kann – und arbeiten muss. Denn wie Gerhard Zuber richtig sieht: Die Dritte Liga verzeiht keine Fehler, zu hoch das Niveau, zu groß die Qualität quer durch alle Clubs und Mannschaften.

Dass der kommende Gegner gar überdurchschnittliche Klasse mit nach Mannheim bringt, macht die Aufgabe nicht leichter. Am Samstag, 27. September, 16.30 Uhr stellt sich Rot-Weiß Essen im Carl-Benz-Stadion vor. RWE ist mit zwölf Punkten aus sieben Spielen in etwa so gestartet, wie sich der Waldhof das gewünscht hätte, und schnuppert auf Platz vier an den anvisierten Aufstiegsplätzen. „Da kommt ein echter Gradmesser auf uns zu, danach wissen wir, wo wir auch im Verhältnis zu den Topteams stehen“, sagt Gerhard Zuber mit Blick auf Ambitionen, Kaderstärke und Formkurve der Essener.

Sein eigenes Team sieht er nicht weit weg von dem, was man sich beim SV Waldhof erhofft. „Wir sind auf einem guten Weg. Was uns noch abgeht, sind Cleverness und Souveränität. Wir haben gezeigt, dass wir attraktiv angreifen können. Jetzt müssen wir noch lernen, schmutzig zu verteidigen.“

Taktische Umstellung bringt deutlich mehr Stabilität

Nach dem Blackout-Spiel gegen Cottbus hatte Coach Holtz seine erst offensive Formation auf Stabilität umgerüstet, mit einer Dreierkette aus Innenverteidigern, zwei Schienenspielern und einer Doppel-Sechs im Zentrum. Ein System, das gefestigter wirkte, innerhalb dessen sich dann aber doch zu viele individuelle Fehler einschlichen.

Wie man diesen beikommen kann? „Zunächst einmal gilt es, jetzt nicht in Aktionismus zu verfallen und alles schlecht zu reden. Ich nehme wahr, dass die Jungs die Köpfe oben haben. Alle wissen, woran wir zu arbeiten haben. Jetzt brauchen wir auch einfach ein bisschen Geduld.“ Eine Tugend, die im Profisport immer seltener wird.

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