Mannheim. Nach einer brutalen Woche zum Vergessen musste sich der SV Waldhof erst einmal sammeln. Tief saßen am Samstag die Enttäuschung und der Frust beim Fußball-Drittligisten, der bei Alemannia Aachen eine unnötige 2:3 (0:1)-Niederlage kassierte und zum dritten Mal innerhalb von sieben Tagen verlor. „Wir hatten uns nach dieser Woche natürlich erhofft, mehr Punkte auf dem Konto zu haben“, sagte ein ernüchterter Arianit Ferati.
Keine Frage: Die Euphorie nach dem Trainerwechsel von Dominik Glawogger zu Luc Holtz und den anschließenden zwei Siegen ist längst verflogen, die Mannheimer müssen sich stattdessen der schockierenden Realität stellen. Der Partie gegen Rot-Weiss Essen am Samstag (16.30 Uhr) kommt eine besondere Bedeutung zu. Und zwar nicht nur mit Blick auf die Tabelle, sondern auch auf die Gemütslage. Denn momentan müssen die Mannheimer ganz schön viele Rückschläge einstecken. Oder wie es Holtz formulierte: „In letzter Zeit werden wir oft bestraft.“
SV Waldhof kassiert wieder ein spätes Gegentor
Beim 0:1 gegen den VfB Stuttgart II kassierten die Buwe den entscheidenden Gegentreffer in der Nachspielzeit. Es war ein Treffer der Marke Zufall. Und auch in Aachen fiel das 2:3, nachdem die offizielle Spielzeit abgelaufen war. Diesmal verteidigte der SVW aber viel zu passiv und ließ den Aachener Torschützen Lars Gindorf ungestört schießen.
„Es ist äußerst hart, noch einmal so spät zu verlieren. Es fällt schwer, das zu akzeptieren“, sagte Holtz, der mit leiser Stimme sprach und dem die Fassungslosigkeit anzumerken war. Denn genauso gut hätte auch sein Team in der Nachspielzeit das letzte Wort haben können. Keine halbe Minute vor dem finalen Nackenschlag vergab Kushtrim Asallari den Siegtreffer für die Mannheimer.
„Es gibt Phasen im Leben, in denen es gegen einen läuft“, versuchte Ferati, die Aneinanderreihung von Negativerlebnissen irgendwie zu akzeptieren und sich damit abzufinden. Zumal der SVW in Aachen tatsächlich nicht vom Glück verfolgt war. Der stark spielende Masca scheiterte bei einer 2:1-Führung binnen weniger Sekunden zweimal am Aachener Schlussmann Jan Olschowsky (67.) – zumindest sein erster Versuch war aber hinter der Torlinie. Darüber herrschte anschließend große Einigkeit.
Aachen –Waldhof 3:2 (1:0)
SVW: Nijhuis – Klünter, Hoffmann (46. Lohkemper), Karbstein – Yigit (89. Shipnoski), Rieckmann, Sietan, Voelcke – Diakhaby (46. Ferati) – Okpala (76. Asallari), Masca (89. Boyd).
Aachen: Olschowsky – Wegmann (57. Yarbrough), Wiebe, F. Meyer – Heister (77. Elekwa), Gaudino (61. Ademi), Bahn, Scepanik, Castelle (61. Sulejmani), Gindorf – Wriedt (57. Schroers).
Schiedsrichter: Daniel Bartnitzki.
Zuschauer: 20.515.
Tore: 1:0 Castelle (38.), 1:1 Okpala (52.), 1:2 Masca (57.), 2:2 Elekwa (83.), 3:2 Gindorf (90.+1).
Gelbe Karten: Wiebe – Hoffmann, Klünter, Nijhuis, Rieckmann, Masca.
Beste Spieler: Olschowsky, Gindorf – Masca, Okpala.
„Der Ball war drin. Für uns ist das ein bisschen glücklich“, gab Alemannia-Trainer Benedetto Muzzicato zu. Auch Holtz wusste um die Bedeutung dieser Schlüsselszene: „Ein 1:3 hätte uns eine ganz andere Ausgangslage gegeben.“ Vermutlich hätten sich die ebenfalls nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzenden Aachener, die wie der SVW mit zwei Niederlagen in die englische Woche gestartet waren und bis dahin alle Heimspiele verloren hatten, davon nicht mehr erholt. Da es in der 3. Liga aber keine Torlinientechnik und keinen Videobeweis gibt, ließ Schiedsrichter Daniel Bartnitzki weiterspielen. Sehr zum Ärger von Masca, der ohnehin nicht gut auf den Unparteiischen zu sprechen war.
Holtz vermisst „gedankliche Schnelligkeit“
Vor dem Aachener Ausgleich zum 2:2 (83.) fühlte sich der Portugiese von Danilo Wiebe gefoult. „Es gab kleine Entscheidungen, die den Unterschied gemacht haben“, meinte Masca. Allerdings lag der Waldhöfer mit der Bewertung dieses Zweikampfes eher falsch. Mal abgesehen davon, dass der SVW danach noch genug Möglichkeiten hatte, das Tor zu verhindern und den Gegentreffer letztendlich sogar selbst einleitete.
Julian Rieckmann leistete sich am eigenen Strafraum einen Ballverlust, Gindorf legte sofort quer und Emmanuel Elekwa musste nur noch zum 2:2 (83.) einschieben. Der SVW half also kräftig mit. Wie schon beim ersten Aachener Treffer durch Niklas Castelle (38.), als die Waldhöfer zuerst den Ball nicht klar klärten und Malte Karbstein anschließend das Abseits aufhob. Holtz monierte mit Blick auf diesen Treffer, dass seine Mannschaft „wieder einmal gedankliche Schnelligkeit“ habe vermissen lassen.
Nach einer Systemumstellung von einer 3-5-2-Grundordnung auf ein 4-4-2 waren die Mannheimer mit Beginn des zweiten Durchgangs aber besser im Spiel. „Die Taktik hat einen großen Einfluss gehabt“, sagte Masca, der nach Kennedy Okpalas Ausgleich (52.) den SVW per Kopf mit 2:1 in Führung gebracht hatte (57.). Nichts deutete zu diesem Zeitpunkt mehr auf ein Alemannia-Comeback hin. Und doch kam es so. Weil der SVW mithalf.
„Das ist extrem bitter. Wir kommen nach der Pause gut raus und die Aachener wissen die ersten 20 Minuten nicht, wie ihnen geschieht. Wir müssen das Spiel irgendwie über die Bühne bringen“, ärgerte sich Ferati, der eine gute Leistung seines Teams gesehen hatte. Auch Holtz hob hervor, dass die Waldhöfer nach dem Rückstand „sehr ordentlich“ zurückgekommen seien. Und doch steht unterm Strich eben eine Woche zum Vergessen.
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