Duisburg. Luc Holtz war eher enttäuscht als verärgert. Dabei hätte der Trainer des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim durchaus einen Grund gehabt, sich mal so richtig aufzuregen. Denn bei der 1:2 (0:1)-Niederlage am Freitagabend beim Spitzenreiter MSV Duisburg kassierten die Kurpfälzer einen Abseitstreffer – und hatten vor 22.241 Zuschauern in der Schauinsland-Reisen-Arena nicht zum ersten Mal in der jüngeren Vergangenheit Pech mit einer Schiedsrichterentscheidung.
„Ich frage mich, warum es immer wieder einen Verein trifft“, rätselte Holtz, der das Thema dann aber auch nicht zu groß machen wollte. Natürlich wäre es ein Leichtes gewesen, den irregulären Treffer zum 1:0 für die Meidericher durch Conor Noß (20.) als Erklärung für die Niederlage anzuführen. Doch genau das machte Holtz nicht. Was ihn einerseits ehrt. Andererseits die Sinne schärft. Und noch dazu seinen Spielern jedes Alibi nimmt.
SV Waldhof gegen Duisburg „zu weich“ in den Zweikämpfen
Entsprechend seines unaufgeregten Auftretens schaute der Luxemburger dann auch lieber auf seine Mannschaft, die lange Zeit keinen Zugriff auf das Spiel und den Gegner hatte. Es gab zwar Minuten, in denen der Waldhof optisch überlegen war und auch zu Chancen kam. Allerdings waren diese Phasen eher kürzere Episoden. Zum Beispiel ganz am Ende, als die Mannheimer auf das zweite Duisburger Tor durch Joshua Bitter (69.) mit dem etwas überraschenden Anschlusstreffer von Terrence Boyd antworteten (85) und sogar noch die Chance auf einen Punkt hatten. Das Unentschieden wäre aber eher ein glückliches und kein verdientes Ergebnis gewesen.
„Es ist nicht so, dass wir nicht gekämpft haben. Aber wir waren zu weich in den Zweikämpfen, nicht aggressiv genug“, kritisierte Holtz den lange Zeit zu lieben Auftritt der Waldhöfer, denen genau das passierte, was gemeinhin in den Kreisliga-Sprachgebrauch gehört: Sie ließen sich den Schneid abkaufen.
Okpala platzt schon zur Pause der Kragen
Bei Stürmer Kennedy Okpala führte das schon in der Halbzeitpause zu einer großen Portion Frust: „Dass wir die Zweikämpfe im Zentrum verlieren, kann ich gar nicht verstehen. Wir spielen solch eine gute Runde bis jetzt und machen es uns kaputt durch solch eine Kacke.“
Holtz sah den Willen seiner Profis, „sauberen Fußball“ zu spielen, was auf dem schwer bespielbaren Rasen aber kaum möglich war. Sein Team habe „zu sehr spielen“ wollen und dabei die 100-prozentige Wehrhaftigkeit vermissen lassen, sagte der Trainer. Die Ästhetik stand also ein wenig über der Athletik. Was bekanntlich selten zum Ziel führt. Denn alles beginnt immer mit harter Arbeit. Insbesondere für den Freitagabend galt das.
„Wir haben zu lange gebraucht, um uns auf diese Gegebenheiten einzustellen“, kritisierte Holtz und bedauerte, dass sein Team es verpasst hatte, von Beginn an die „Basics“ in der gleichen Kompromisslosigkeit und Konsequenz wie der Gegner auf den Platz zu bringen.
Mannheim nimmt den Kampf erst spät an
Duisburg habe mit „sehr viel Energie“ gespielt, was nicht sonderlich überraschend kam. „Wir wussten das“, sagte Holtz, der nicht der Meinung war, dass die Duisburger „viel besser“ als seine Mannschaft Fußball gespielt hätten: „Wir hatten auch unsere Möglichkeiten. Aber was die Energie angeht, war Duisburg besser. Im Gesamtpaket hat mir die Power gefehlt – auch gegen den Ball.“ Den Kampf, meinte der Trainer, habe seine Mannschaft erst spät angenommen. Eigentlich zu spät. In der Tat legte der MSV über 90 Minuten eine ausgeprägte Intensität an den Tag, agierte giftiger in den Zweikämpfen und jagte gieriger den zweiten Bällen nach.
Ein Mann wie der gesperrte Janne Sietan hätte den Mannheimern vermutlich gutgetan. Den fehlenden Mittelfeldmann bezeichnete Holtz als „den Scheibenwischer vor unserer Abwehr“. Sietan sorgt also normalerweise für klare Sicht seiner Hintermannschaft, weil er selbst viel abräumt. Diese Widerstandsfähigkeit fehlte dem Waldhof an der Wedau über weite Strecken der Begegnung. Weil die Mannheimer andere Prioritäten setzten. Und zwar welche, die nicht in erster Linie gefordert waren.
„Wir haben uns in der ersten Halbzeit schwergetan. Spielerisch hat es nicht funktioniert“, gab auch Innenverteidiger Niklas Hoffmann zu. Torschütze Boyd monierte: „Die zweiten Bälle hat Duisburg eingesammelt. Und wenn du dann nicht in die Zweikämpfe kommst, macht das ganz viel aus. Ich finde das schade.“
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