Einhausen. Jüngst erregten die Pläne der europäischen Großvereine hinsichtlich einer – vorläufig wieder eingefrorenen – Super League die Gemüter der Fans. Das Vorhaben der Fußball-Konzerne, ebenso wie das von den Verbänden gelebte „Weiter so“ unterstrich einmal mehr die Entfremdung des Profigeschäfts mit den immer schneller rotierenden Geldwalzen von der Basis.
Waldhofs Trainer-Legende Klaus Schlappner wandte sich jüngst mit einem Brief an diese Redaktion, in dem er seine Sorgen um den Fußball von heute zum Ausdruck brachte. „Es dreht sich nur noch um die Millionäre, die insgesamt nur zwei Prozent der Aktiven ausmachen. Der Breitensport hat die größere Bedeutung, aber die Amateurvereine werden gar nicht mehr berücksichtigt“, betont Schlappner. „Wo sind die Schlagzeilen pro dieser Vereine, bei denen sich vom Kind bis zum Senior seit Generationen die Grundlage für die Millionäre entwickelt? Vereinsvorsitzende kämpfen um jeden Euro, Ehrenamtliche werden immer weniger, das Interesse der Jugend stagniert.“
Amateur-Clubs beteiligen
Gerade für diese Gruppe sei das Angebot Fußball wichtig, um Abläufe für das Sozialleben zu lernen, um Fairplay, Regeln und Freundschaften hin zu Ehrgeiz und Leistungswillen auszubilden. Der 80-Jährige bemängelt zudem das Ausbildungssystem beim Nachwuchs. „Es gibt genügend Jugendliche, die bis zu den Auswahlmannschaften und Profi-Clubs spielen können. Das Geschäftemachen stört das Freizeitangebot der Amateurvereine aber erheblich und wirkt negativ auf die Verantwortlichen der unteren Klassen.“
Es ist genau der Weg, den Schlappner in den 1980er Jahren mit seinem „Wunder Waldhof“ beschritt, als er mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs in die Bundesliga stürmte. Schlappner sieht es auch heute noch als Verpflichtung der Bundesliga-Clubs an, den eigenen Jugendlichen eine Chance zu geben und nimmt die Trainer in die Pflicht: „Der beste Transfer ist der aus der Jugend. Dann werden auch die jüngsten Millionen-Transfers begrenzt. Von diesen gehören 20 Prozent den Amateurvereinen zugeteilt.“
Schlappner empfindet es als sinnbildlich und kritikwürdig, dass in den Proficlubs teilweise nur zwei bis vier deutsche Spieler eingesetzt werden und in der Torschützenliste der erste in Deutschland ausgebildete Stürmer erst auf Platz sieben oder acht auftaucht.
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