Mannheim. Es war schon erstaunlich: Nach einer von einigen Fouls unterbrochenen ersten Halbzeit gewannen vor 2643 Zuschauern die Buwe mit 2:0 gegen den belgischen Zweitligisten RW Molenbeek aus Brüssel. Den Treffer erzielte Terrence Boyd (48.). Ein Eigentor von David Sousa Albino (89.) besiegelte die Niederlage im Carl-Benz-Stadion. Der Molenbeeker Piotr Parzysczek sah in einer trotz des Freundschaftsspiel-Charakters teilweise recht raubeinig geführten Begegnung in der 57. Minute wegen einer Tätlichkeit nicht unverdient die Rote Karte. Der Schiedsrichter hatte zuvor doch einiges zugelassen, was nicht zum Fußballspiel gehört.
Das Schreckgespenst "Abstieg" sitzt einigen Fans noch in den Knochen
Und was machen die Fans daraus? Nicht zuletzt wegen des Sieges feierten die Anhänger der Buwe ihre Mannschaft – jedoch nicht überschwänglich. Außerdem nahm keiner der befragten SVW-Fans das Wort „Meisterschaft“ oder „Aufstieg“ in den Mund. Nach der vergangenen Saison saß vielen Zuschauern das Schreckgespenst "Abstieg" in den Knochen. Mutige sahen die Mannschaft am Ende der Saison auf einem gesicherten Platz im Mittelfeld. Andere wiederum hofften zwar auf mehr, wollten das aber nicht schon vorab in der Zeitung lesen.
Rolf Frensel freute sich, überhaupt im Stadion zu sein: „Ich will mir mal den neuen Kader anschauen. Mal sehen, wie die jetzt schon harmonieren. Vielleicht komme ich dann noch zu dem einen oder anderen Heimspiel. Aber zwingend ist das nicht. Ich schaue mir Fußball am liebsten im Fernsehen an. Da habe ich meine Ruhe.“ Vielleicht bezog sich das auf die rund 30 mitgereisten Ultras aus Molenbeek. Die machten mit Trommeln mächtig Lärm. Aber die Waldhöfer hielten dagegen und standen bei einigen Gesängen sogar auf, um den Gegner zu übertönen.
Dominik (16), der zusammen mit seinen Freunden alles mitsang, sodass die Stimme arg in Mitleidenschaft gezogen wurde, meinte: „Ich hoffe, dass die Mannschaft am Ende im oberen Drittel mitspielt. Das heute war ja schon einmal ein guter Anfang. Da komme ich doch wieder gerne zu den Heimspielen ins Carl-Benz-Stadion“. Schon seit zwölf Jahren sei er Fan der Schwarz-Blauen vom Alsenweg. Allerdings meinte er, dass die Wurst und die Getränke doch ganz schön teuer seien.
Michael, seit 1983 Fan des SV Waldhof, hoffte, dass der Verein „am Ende der Saison nichts mit dem Abstieg zu tun hat. Aber das wird sich erst noch zeigen müssen.“ Kevin fügte hinzu: „Ich rechne mit einem Platz unter den ersten zehn Mannschaften. Damit wäre ich schon zufrieden. Alles andere, was besser ist, nehmen wir mit.“
„Der Trainerwechsel hat einigen Spieler gutgetan. Das hat man richtig gemerkt“
Fabian und Laura aus Ladenburg und eingefleischte Fans des SV Waldhof freuten sich erst einmal über ein gewonnenes Heimspiel: „Wir hoffen, dass es mit dem Verein steil bergauf geht, bergab haben wir ja jetzt schon einmal hinter uns“, lachten die zwei und öffneten gerade Lose. Schon so manches hatten sie gewonnen, wie ein Buch oder einen Anhänger, über das sie sich sehr freuten.
Klaus Hammann rechnet mit einem Platz unter den ersten vier am Ende der Saison. „Ich hoffe, dass das klappt. In der letzten Saison haben Spieler mitgespielt, die nicht drittligatauglich waren. Hoffentlich ändert sich das in dieser Saison.“ Erst mit Trainer Marco Antwerpen sei so mancher Spieler wieder aufgeblüht. „Der Trainerwechsel hat einigen Spieler gutgetan. Das hat man richtig gemerkt“, so Hammann. Die letzte Saison sei eine einzige Katastrophe gewesen. Es habe keine Harmonie in der Mannschaft geherrscht. Das sei jetzt schon in dem Spiel gegen die Belgier anders gewesen, fügte er noch hinzu.
Ein echtes Urgestein des SV Waldhof ist Hans Esser. Seit 67 Jahren ist er Mitglied in dem Verein. Sein Name steht auf dem Stuhl, auf dem er sitzt. „Ich bin mit dem Verein durch alle Höhen und Tiefen gegangen. Ich habe den Aufstieg in die Bundesliga erlebt und auch den Abstieg. Jetzt interessieren mich die neuen Spieler. Da will ich sehen, wie die sich in die Mannschaft integrieren“, meinte der Senior.
SV Waldhof stellt Traditionsmannschaft vor
In der Halbzeitpause bildeten sich keine Schlangen an den Wurstständen. Stattdessen regnete es aus Kübeln, was einem wahren Fußballanhänger aber kaum etwas anhaben konnte. Die meisten suchten aber doch Unterschlupf in den Aufgängen zum Stadion. Andrzcy Kobylanski, der selbst einmal den Dress der Blau-Schwarzen trug, war gekommen, „um ein schönes Spiel zu sehen. Wenn das erste Ligaspiel in Ingolstadt gewonnen wird, dann können wir uns alle Hoffnung auf einen Aufstieg machen. Dann ist für Mannheim doch alles möglich. Darauf hoffe ich und würde mich freuen, wenn es eintrifft“, so der Zuschauer, dessen Sohn beim SVW selbst spielt.
Vor dem Anpfiff wurde die neue Traditionsmannschaft vorgestellt. Das Team mit Karl-Heinz Bührer, Daniel Reule und Uwe Zimmermann wurde von Ex-Waldhof-Profi Pierre Rubio-Sanchez initiiert und mit viel Beifall im Stadion begrüßt. Nach dem Spiel gab es einen Auftritt des Künstlerduos Neonlicht. Nach der Vorstellung der neuen Mannschaft beendeten eine Autogrammstunde mit Spielern und Trainern des SV Waldhof die Saisoneröffnung im Carl-Benz-Stadion.
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