Der 9. April 2025 wird in die Geschichte des SV Waldhof eingehen. So oder so. Entweder als Wendepunkt zum Besseren, der den Traditionsverein nach Jahren der Stagnation und des Abschwungs wieder aufs richtige Gleis Richtung Erfolg setzt. Oder aber als der Tag, der den Beginn des Untergangs markiert. Das vorläufige Ende von Profifußball in Mannheim nach sechs Jahren in der 3. Liga.
Präsident Bernd Beetz hat dem Verein mitten in der entscheidenden Saisonphase im Abstiegskampf einen radikalen Neustart verordnet. Ein Waldhof-Beben, dessen Erschütterungen nachwirken werden. Trainer Bernhard Trares musste nach dem desolaten Auftritt beim 0:2 gegen Unterhaching überraschend gehen. Und als neue sportliche Führung präsentierte der SVW in dem erfahrenen Manager Gerhard Zuber (Geschäftsführer) sowie Mathias Schober (Sportdirektor) ein sicher nicht kostengünstiges Duo, das indirekt von den ungebrochen großen Ambitionen der Familie Beetz kündet: Es soll offensichtlich wieder an die Spitze der 3. Liga gehen, mit der Perspektive auf den Zweitliga-Aufstieg.
Bevor diese ehrgeizigen Pläne aber überhaupt in Angriff genommen werden können, muss der SV Waldhof erst einmal in sechs noch verbleibenden Partien der laufenden Saison den Kopf aus der Schlinge ziehen. Das 0:2 gegen den designierten Absteiger Unterhaching am Dienstag war zwar ein schwerer Rückschlag für die Mannheimer im Kampf um den Klassenerhalt, generell aber konnte man Trainer Trares wenig vorwerfen.
Er übernahm nach dem 5. Spieltag eine komplett verunsicherte Mannschaft als Tabellenletzter und schaffte es in vielen Spielen, dass das Team funktionierte, nahe an sein Leistungslimit kam und regelmäßig punktete. Seine Beurlaubung mitten in einer englischen Woche wirkt übereilt, von Aktionismus getrieben. Ob es unter einem anderen Coach im Schlussspurt bessere Chancen auf den Klassenerhalt geben wird, darf man bezweifeln.
Das Duo Zuber/Schober kündet von großen Ambitionen
Das abrupte Ende der zweiten Amtszeit des populären Aufstiegstrainers von 2019 und die Entscheidung, anstelle des gebürtigen Mannheimers Anthony Loviso das Duo Zuber/Schober von außen als sportliche Leitung zu installieren, bedeuten letztendlich auch den Sargnagel auf die letzten Reste der Fußball-Romantik beim SV Waldhof. Präsident Bernd Beetz und sein Sohn, Aufsichtsratschef Christian Beetz, ersetzen die heimelige blau-schwarze Wohlfühl-Atmosphäre durch eine Form der „Hire-and-fire“-Mentalität aus dem amerikanischen Wirtschaftsleben. Das ist ihr gutes Recht, aber dann werden sie sich auch an den Ergebnissen beurteilen lassen müssen.
Wenn knallhart nur noch nach Leistung entschieden wird, muss auch Christian Beetz künftig unter verschärfter Beobachtung stehen. Der Chef des Aufsichtsrats der Spielbetriebs-GmbH trifft im Hintergrund die wichtigen sportlichen Entscheidungen, obwohl er eigentlich das operative Geschäft nur kontrollieren soll. Dann muss er auch die Verantwortung für den Absturz der vergangenen Jahre übernehmen, der seine Gründe in etlichen gravierenden Fehleinschätzungen an der GmbH-Spitze hat. Bisher waren beim SV Waldhof in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch immer andere Schuld.
Die Beurlaubung von Trares wirkt von Aktionismus getrieben
Es bleibt zu hoffen, dass der neue Sport-Geschäftsführer Gerhard Zuber mit seiner Reputation in der Lage ist, die Eingriffe ins sportliche Tagesgeschäft besser abzuwehren als es seine jungen Vorgänger Loviso und Tim Schork vermochten. Denn nur die Vereine im Profifußball sind dauerhaft erfolgreich, in denen die Experten mit ihrem Fachwissen auch autonom die Entscheidungen treffen können. Nicht die Clubs, die nach Gutsherrenart geführt werden. Mit einer funktionierenden professionellen Struktur wäre der SV Waldhof gar nicht erst in die prekäre Lage geraten, in der er im April 2025 steckt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Radikaler Neustart: Was das Waldhof-Beben von Mittwoch für Konsequenzen hat
Waldhof-Präsident Bernd Beetz setzt alles auf eine Karte. An einem denkwürdigen Tag werden Trainer Trares gefeuert und ein neues sportliches Führungsduo installiert. Kann dieses Risiko aufgehen?