Mannheim. Nach seinem Rücktritt als langjähriger Stadionsprecher des SV Waldhof wendete sich Stephan Christen nun über seinen Facebook-Kanal an die Waldhof-Fans und appellierte an die SVW-Anhänger, die Unterstützung für die Mannschaft nicht einzustellen. „Die Jungs haben damit gar nichts zu tun. Feuert sie an, geht ins Stadion“, sagte Christen in einem dreieinhalbminütigen Video angesichts von Aufrufen zu einem Stimmungsboykott, mit dem sich einige Fans mit Christen solidarisieren wollen.
Ex-Sprecher stellt sich vor Waldhof-Spitze
Die Widmung der Mannschaftsaufstellung für den verstorbenen Neonazi Christian Hehl beim Pokalspiel am Dienstagabend gegen den 1. FC Nürnberg nannte Christen einen „unverzeihlichen Fehler“ und nahm auch die Clubführung aus der Schusslinie. Christen betonte, aus freien Stücken zurückgetreten zu sein. "Es gibt keinen Grund, Geschäftsführer Markus Kompp oder Präsident Bernd Beetz zu jagen und gegen sie zu hetzen. Die haben mich nicht rausgeschmissen", sagte der ehemalige Stadionsprecher.

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Demnach habe er am Mittwoch mit Vertretern der Geschäftsführung und des Aufsichtsrats zusammen gesessen und überlegt, "ob es nicht doch eine Lösung gibt, wie wir noch zusammenarbeiten können". Doch er habe abgelehnt – auch, "um mich und meine Familie zu schützen".
Hehl: Bekannter Rechtsextremist mit NSU-Bezug
Der langjährige Stadionsprecher hatte kurz vor dem Anpfiff dem Neonazi Christian Hehl die Verkündung der Mannheimer Startaufstellung gewidmet. „Das ist hier nur für dich, Christian Rolf Hehli“, hatte Christen gesagt. Der gebürtige Ludwigshafener Hehl war nach Angaben von Gesinnungsgenossen aus der rechten Szene am Sonntag in einer Mannheimer Klinik im Alter von 53 Jahren gestorben.
„Zeitweise Deutschlands bekanntester Skinhead“
- Christian Hehl, geboren am 29. Mai 1969 in Ludwigshafen, ist laut sozialen Medien am Sonntag gestorben. Über die Todesursache ist nichts bekannt.
- Der 53-Jährige war gesundheitlich schwer angeschlagen. Als Angeklagter vor dem Amtsgericht Mannheim gab er 2017 an, an Diabetes sowie chronischen Herz- und Nierenbeschwerden zu leiden.
- Vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des Stuttgarter Landtags rühmte sich Hehl 2018, er sei zeitweise „Deutschlands bekanntester Skinhead“ gewesen.
- Für die NPD saß Hehl von 2014 bis 2019 im Gemeinderat, früher diente er unter anderem dem Bundesvorstand als Leibwächter.
- Ein Foto zeigt Hehl 1996 zusammen mit NSU-Terroristin Beate Zschäpe bei einer Kundgebung in Worms. Persönlich gekannt hatte er nach eigenen Angaben nur ihren Unterstützer Ralf Wohlleben. Von dessen Verteidigerin Nicole Schneiders ließ sich auch Hehl, mehrfach verurteilt unter anderem wegen Landfriedensbruchs und Körperverletzung, 2017 vor Gericht vertreten.
Hehl galt als eine der bekanntesten Figuren der deutschen Neonazi-Szene und musste 2018 unter anderem vor einem Ausschuss des baden-württembergischen Landtags zu den Terrortaten des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) aussagen. Der Rechtsextremist war Fan des SV Waldhof, zuletzt aber auch zeitweise mit einem Stadionverbot belegt.
Die Würdigung Hehls durch Christen hatte im Umfeld des Mannheimer Traditionsvereins für Entsetzen gesorgt, auch aus der Kommunalpolitik kam scharfe Kritik an den Vorkommnissen. Von einem „Tabubruch“ sprach der Mannheimer CDU-Fraktionschef Claudius Kranz, Gerhard Fontagnier von den Grünen äußerte sich „schockiert und wütend“ über den Eklat.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Nach Neonazi-Eklat: Rücktritt des Waldhof-Stadionsprechers war alternativlos