Kommentar Nach Neonazi-Eklat: Rücktritt des Waldhof-Stadionsprechers war alternativlos

Dass Waldhof-Stadionsprecher Stephan Christen den verstorbenen Neonazi Christian Hehl vor dem Pokalspiel gegen Nürnberg würdigte, ist ein Skandal, der fassungslos macht. Und der Konsequenzen haben musste: Christens Rücktritt war alternativlos

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Alexander Müller
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Der SV Waldhof hat in den vergangenen Jahren viel dafür getan, um seinen einstigen Ruf als Verein, in dem rechtsextreme Strömungen in der Fankurve zumindest geduldet werden, zu beseitigen. Ein Freundschaftsspiel als Zeichen gegen Rassismus gegen Türkspor Mannheim, die Beteiligung an diversen Aktionen für Toleranz und Menschenrechte. In der Fanszene spielen Rechtsextreme, die bis in die 90er-Jahre im Block sehr präsent waren, praktisch keine Rolle mehr. Am Dienstag kehrten die Geister der Vergangenheit aber zurück ins Carl-Benz-Stadion. Dass Stadionsprecher Stephan Christen den verstorbenen Neonazi (und Waldhof-Fan) Christian Hehl vor fast 18 000 Zuschauern würdigte und ihm die Mannschaftsaufstellung im Pokalspiel gegen Nürnberg widmete, ist ein Skandal, der fassungslos macht. Und der Konsequenzen haben musste: Die Trennung von Christen war die einzig mögliche Konsequenz aus den Geschehnissen.

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Der Hehl-Eklat hat nichts mit übertriebener politischer Korrektheit zu tun. Wer einen Neonazi ehrt, beschmutzt die Werte des Vereins, des Fußballs und unserer liberalen Gesellschaft, die von rechts angegriffen wird. Welch verheerendes Signal hat Christen bitte an die vielen Waldhof-Fans und -Jugendspieler mit Migrationshintergrund gesandt? Eine faschistische und rassistische Gesinnung kann in einer Demokratie nie Privatangelegenheit sein. Der Stadionsprecher durfte nicht im Amt bleiben – auch, um den Imageschaden für den SVW einzudämmen.

Christens Rechtfertigungen, er habe nichts vom politischen Hintergrund Hehls gewusst, bleiben mindestens fragwürdig. Jeder, der lange beim SV Waldhof arbeitet, kannte Hehl und die wirre Gedankenwelt des Neonazis, der gemeinsam mit der NSU-Terroristin Beate Zschäpe demonstriert hat. Der Stadionsprecher hat sich einen unverzeihlichen Alleingang geleistet, nach dem er nicht mehr tragbar war. Der SV Waldhof kann indes nur hoffen, dass der Fauxpas eines Einzelnen nicht die jahrelange Arbeit für Toleranz beschädigt hat.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB