Mannheim. Die Rechenschieber liegen bereit, die Radiofrequenzen sind eingestellt, die möglichen Szenarien alle bekannt. Wenn die 3. Liga am Samstag ab 13.30 Uhr zeitgleich mit allen zehn Partien in den letzten Spieltag der Saison startet, sind zwar viele Entscheidungen bereits gefallen. Doch beim Kampf um den Relegationsplatz zwischen Cottbus, Saarbrücken und Rostock könnte es ebenso um das Torverhältnis gehen, wie im nicht weniger nervenaufreibenden Abstiegskampf. Dort wird der letzte von vier Clubs gesucht, der die Liga Richtung Amateurfußball verlassen muss – und mittendrin in diesem Drama ist weiter der SV Waldhof.
Die Mannheimer gehen als Fünfzehnter (46 Punkte, Tordifferenz -1) vor dem VfB Stuttgart II (46 Punkte, -10) und Borussia Dortmund (43, - 6) zwar mit der besten Ausgangsposition und der größten Wahrscheinlichkeit auf den Klassenerhalt in ihr Spiel bei Tabellenführer und Aufsteiger Arminia Bielefeld, doch darauf will sich beim Waldhof niemand verlassen. „Rechnerisch ist noch vieles möglich, aber wir werden in Bielefeld alles dafür tun, dass nicht gerechnet werden muss, sondern der Waldhof nächstes Jahr einfach weiter 3. Liga spielt“, bringt SVW-Mittelfeldspieler Janne Sietan den Anspruch der Blau-Schwarzen auf den Punkt. Und sollte der Waldhof in Bielefeld mindestens einen Punkt holen, sind alle weiteren Rechenspiele ohnehin unnötig.
„Wir entscheiden situativ, ob wir Informationen weitergeben“
Und dennoch sind die Verantwortlichen rund um die Sportliche Leitung und Trainer Dominik Glawogger natürlich auf alle Eventualitäten auf den anderen Plätzen vorbereitet, die das eigene Spiel beeinflussen könnten. „Da gibt es aber ganz klare Abläufe. Wir haben intern besprochen, wer wann wie mit wem kommuniziert“, erklärt Glawogger zu diesem Thema, das keinesfalls im Vordergrund stehen soll. „An so einem Spieltag ist es sehr entscheidend, dass da wegen so etwas nie Hektik reinkommt. Wir entscheiden dann situativ, ob es notwenig ist, irgendwelche Informationen zu teilen“, beschreibt der SVW-Coach das Vorgehen auf und neben der Bank.
Davor hat Glawogger ohnehin ganz andere Aufgaben zu lösen, schließlich steht ihm in Bielefeld mit Tim Sechelmann, Kennedy Okpala und Julian Rieckmann gleich ein komplettes Startelf-Trio aus dem jüngsten Heimsieg gegen Dynamo Dresden nicht zur Verfügung. Gerade bei Okpala, der mit drei Toren in den vergangenen beiden Spielen maßgeblich zur Wiederauferstehung der Mannheimer beigetragen hat, ein ärgerlicher Umstand. Der 20-Jährige hatte sich nach dem Siegtreffer gegen Dresden den Gelben Karton schließlich für seinen ausgelassenen Jubel eingefangen. Ein Umstand, den ihm Coach Glawogger allerdings nicht ankreiden will.
Verteidiger Lukas Klünter arbeitet noch individuell
„Wenn man als junger Kerl vor so einer überragenden Kulisse so ein Tor erzielt, ist das auch ein Stück weit menschlich“, sieht Glawogger den Kader breit genug aufgestellt, um die gesperrten Profis ersetzen zu können. „Wir sind von Beginn immer wieder etwas dafür kritisiert worden, dass wir über einige Wechsel vielen Spielern das Vertrauen geschenkt haben. Jetzt ist genau der Moment, wo wir davon hoffentlich positiv zehren können, dass wir viele Spieler haben, die im Rhythmus sind“, sagt Glawogger. Für Lukas Klünter könnte die Saison dagegen schon beendet sein. Der Verteidiger stieg nach seiner Verletzung aus dem Cottbus-Spiel am Mittwoch erstmals wieder aufs Fitness-Rad und arbeitete am Donnerstag im Kraftraum.
Abgesehen von der personellen Konstellation dürften die Waldhöfer am Freitag mit jeder Menge Selbstbewusstsein Richtung Bielefeld fahren, um beim Pokalsieger vor mindestens 1700 eigenen Fans den Party-Crasher zu geben. Ein Umstand, der mittlerweile auch bei der Arminia angekommen ist.
SVW-Coach Glawogger stellt eigene Zukunft hintenan
„Sie haben den Glauben wieder gefunden, dass sie auch große Mannschaft schlagen können. Wenn man ihr Restprogramm gesehen hat, hat keiner geglaubt, dass sie noch einen Punkt holen. Jetzt haben sie sechs geholt und wollen natürlich auch neun holen“, sagt Bielefelds Coach Mitch Kniat. „Die Ergebnisse der vergangenen Wochen sollten uns Warnung genug sein“, betonte der Kollege von Waldhof-Trainer Dominik Glawogger. Dieser umschifft Fragen nach seiner Zukunft übrigens weiter so routiniert, wie ein Lotse im Hamburger Hafen. „Das Gute ist, dass ich abends meistens sehr müde bin, wenn ich ins Bett gehe, um mir über das Wochenende hinaus Gedanken zu machen“, sagt der 35-Jährige mit Blick auf das Saisonfinale, das auch seine persönliche Zukunft beeinflussen dürfte.
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