Verl/Mannheim. Als eine erbarmungslose Abwehrschlacht zumindest halbwegs überstanden war, sanken Marcel Seegert, Baxter Bahn und Julian Rieckmann im eigenen Strafraum einfach auf den Boden. Das 1:1 (1:0) des SV Waldhof beim SC Verl als hart erkämpften Punkt zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung. Nach einer souveränen ersten Halbzeit und der frühen Führung durch Martin Kobylanski (5.) mussten die Mannheimer im zweiten Durchgang nach der Gelb-Roten Karte für Samuel Abifade (46.) in Unterzahl lange leiden. Verl traf allerdings nur noch zum Ausgleich durch Daniel Mikic (77.), zwei weitere Treffer der Ostwestfalen wurden wegen Abseits und Foulspiels nicht anerkannt.
Im Abstiegskampf der 3. Liga spitzt sich die Lage für den SVW drei Spieltage vor Schluss wieder dramatisch zu. Der Hallesche FC landete einen 1:0-Überraschungssieg beim 1. FC Saarbrücken und liegt jetzt nur noch ein Pünktchen und das um acht Treffer schlechtere Torverhältnis hinter den Mannheimern. „Ich denke, die erste Halbzeit ging sehr gut los. Wir haben uns über das 1:0 gefreut, hätten aber vielleicht zwingender auf das 2:0 gehen müssen. Da waren wir in vielen Situationen ein bisschen zu schüchtern. Wir mussten nach der Gelb-Roten Karte viel leiden“, sagte Waldhof-Trainer Marco Antwerpen und fügte an: „Wir müssen mit dem Punkt leben. Es wird enger für uns. Wir haben in der nächsten Woche wieder ein schweres Auswärtsspiel in Ingolstadt. Bis dahin müssen wir das aufarbeiten und dann besser machen.“
Waldhof-Kapitän Marcel Seegert kehrte nach Gelbsperre zurück
Der Druck auf den SVW war zum Zeitpunkt des Anstoßes um 16.30 Uhr durch den Hallenser Erfolg in Saarbrücken in einem 14-Uhr-Spiel immens gestiegen. Beim Waldhof kehrte Kapitän Marcel Seegert nach seiner Gelbsperre beim 0:2 gegen Essen für Lukas Klünter (Gelbsperre) zurück, Baxter Bahn ersetzte im defensiven Mittelfeld Fridolin Wagner, der unter der Woche mit einem Infekt gekämpft hatte.
Wie würden die Kurpfälzer mit der zugespitzten Ausgangslage im Abstiegskampf umgehen? Völlig unbeeindruckt. Keine fünf Minuten waren gespielt, als Verls Torwart Luca Unbehaun den Ball in die Füße von Samuel Abifade spielte, der auf Boyd weiterleitete. Gegen den SVW-Mittelstürmer konnte Unbehaun noch parieren, den Abpraller setzte Kobylanski im Rückraum aber Volley zum 1:0 für den SVW ins Netz (5.).
Die Verler wirkten auch in der Folge verunsichert, Waldhof dominierte die Partie. Kobylanskis Versuch klärte Barne Pernot einen Meter vor der Linie (20.), Kelvin Arase spitzelte Unbehaun die Kugel durch die Beine, aber nicht Richtung Tor (29.). Der SVW spielte diszipliniert, aggressiv und konzentriert. Wenn man den Mannheimern überhaupt einen kleinen Vorwurf machen wollte – sie spielten gegen einen schwachen und harmlosen Gegner nicht schon vorzeitig entschieden genug auf den beruhigenden zweiten Treffer. „Wir haben das Spiel unter Kontrolle, ohne dass es ein Leckerbissen war. Aber es ist Abstiegskampf, da zählt das nicht. Wir haben defensiv in der ersten Halbzeit gar nichts zugelassen. Dann haben wir uns in der Pause viel vorgenommen und müssen zu zehnt weitermachen“, sagte Laurent Jans.
Abifade fliegt mit Gelb-Rot vom Platz
Denn im zweiten Abschnitt war noch keine Minute gespielt, als der bereits verwarnte Abifade den Verler Torge Paetow am Kopf traf und folgerichtig mit Gelb-Rot vom Platz flog (46.). Eine komplette Halbzeit mussten die Kurpfälzer jetzt in Unterzahl durchhalten. Antwerpen stellte sofort auf ein 4-4-1-System um, bei dem Kobylanski die Abifade-Position auf der linken Außenbahn einnahm. Abifade entschuldigte sich in der Kabine bei der Mannschaft, Vorwürfe machte ihm aber keiner. „Das war einfach unglücklich“, meinte Kobylanski. Und Trainer Antwerpen sagte: „Solche Situationen kommen im Fußball vor.“
Der SVW stand jetzt tief und verlegte sich aufs Kontern, geriet zwar unter Druck – ließ aber mit einer leidenschaftlichen Verteidigungsleistung weiter keine klaren Verler Chancen zu. Richtig gefährlich wurde es erstmals in der 69. Minute, als Waldhof-Torhüter Omer Hanin riesige Probleme mit einer flach getretenen Ochosjki-Ecke hatte, im Nachgang der Szene Lars Lokotsch am langen Pfosten einschoss, dabei aber im Abseits stand. Entlastungsangriffe oder längere eigene Ballbesitzpassagen gab es keine mehr, was den Waldhof-Trainer ärgerte. „Damit war ich komplett unzufrieden“, rügte Antwerpen.
Daten und Fakten zur Partie
- SC Verl: Unbehaun – Knost (59. Guzy), Paetow, Mikic, Ochojski – Pernot (46. Kammerbauer), Nadj, Baack (69. Fein), Y. Otto (69. Mittelstädt)- Lokotsch, Wolfram
- SV Waldhof: Hanin - Jans, Seegert, Karbstein, Bolay - Rieckmann, Bahn – Arase (72. Wagner), Kobylanski (72. Carls 85. Sechelmann), Abifade – Boyd (85. Hawkins 90.+3 Sohm).
- Tore: 0:1 Kobylanski (5.) 1:1 Mikic (77.).
- Beste Spieler: Ochojski/Karbstein, Rieckmann, Seegert.
- Gelb-Rot: Abifade (46.).
- Gelbe Karten: - /Jans.
- Schiedsrichter: Felix Prigan (Deizisau).
- Zuschauer: 2157.
- Nächstes Spiel: FC Ingolstadt – SV Waldhof, Sonntag, 5. Mai, 19.30 Uhr.
Acht Minuten nach dem ersten nicht gegebenen Treffer war der Ball wieder drin – und diesmal zählte das Verler Tor. Nach einer Ochojski-Flanke ging Seegert im Zweikampf zu Boden, Mikic schoss aus kurzer Distanz ein (77.). Es wurde eine echte Zitterpartie für Blau-Schwarz, nichts für schwache Nerven: Kurz nach dem Ausgleichstreffer bekam der eingewechselte Patrick Kammerbauer ein vermeintliches Tor zurückgepfiffen, weil er zuvor Seegert umgestoßen hatte (85.). Die Zeit des Waldhof-Leidens beinhaltete auch noch eine siebenminütige Nachspielzeit, bis das Remis über die Zeit gerettet war. „Wer weiß, wofür dieser Punkt noch gut ist“, sagte Torschütze Kobylanski. Dem SV Waldhof droht im Abstiegskampf jetzt ein Nervenkrimi bis zum letzten Spieltag.
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