Mannheim. Die Ära von Jochen Kientz als Sportlicher Leiter beim SV Waldhof endete offiziell am Mittwoch um 14.41 Uhr. In einer schmucklosen und wenig aussagekräftigen Pressemitteilung gab der Mannheimer Fußball-Drittligist bekannt, was diese Redaktion schon am Dienstagabend exklusiv in Erfahrung gebracht hatte: Die Wege des Kaderplaners und des SVW trennen sich nach knapp vier Jahren mit sofortiger Wirkung. Kientz wird bis Ende seines Vertrags im Juni 2022 freigestellt. Zu den Motiven des Rauswurfs schwieg sich der Verein aus. „Über die Gründe der Freistellung wurde intern Stillschweigen vereinbart. An diese Vereinbarung sieht sich der Aufsichtsrat gebunden“, hieß es nur. Mitgeteilt wurde lediglich, worin Kientz’ Beurlaubung nicht begründet sein soll. „Es sei allerdings betont, dass weder angebliche Zerwürfnisse zwischen dem sportlichen Leiter und dem Geschäftsführer noch eine ,Geburtstagsfeier’ des sportlichen Leiters die Freistellung veranlasst haben“, war zu lesen. Die Entscheidung des Aufsichtsrats der Spielbetriebs-GmbH sei einstimmig gefallen.
Die Pressemitteilung fachte die Spekulationen um die Trennung vom Manager entgegen der Intention des SVW-Kontrollgremiums weiter an. In den vergangenen Tagen hatte sich Kientz vehement dagegen gewehrt, für den gravierenden Corona-Ausbruch mit 17 Spielern und Trainer Patrick Glöckner in Quarantäne verantwortlich gemacht zu werden. Hinter vorgehaltener Hand war im Kientz-Lager von einer Kampagne gegen den Sportchef die Rede, nachdem die atmosphärischen Störungen mit Geschäftsführer Markus Kompp zuletzt eskaliert waren.
Vor dem Anpfiff der Pokal-Partie gegen den 1. FC Union Berlin am Mittwochabend nahm Präsident Bernd Beetz, dessen Sohn Christian Beetz Chef des Aufsichtsrats ist, am Sky-Mikrofon Stellung zum Kientz-Rauswurf. „Es gab einen Vorfall und wir nehmen interne Corporate Governance in dem Gremium sehr ernst“, sagte der starke Mann beim SVW. Corporate Governance ist ein englischer Begriff aus der Wirtschaftswelt, den man grob mit den „Grundsätzen der Unternehmensführung“ übersetzen kann. Auf Nachfrage, ob die Trennung vom Kaderplaner etwas mit dem Corona-Ausbruch zu tun hatte, antwortete Beetz: „Ja, es hatte etwas damit zu tun. Es ist viel kolportiert worden in der Presse, vieles entspricht nicht den Fakten.“
Zum überraschenden Zeitpunkt der Bekanntgabe der Kientz-Entscheidung am Nachmittag vor dem Pokal-Hit gegen Union sagte der 71-Jährige: „Wir wollten keinen Aufschub haben, wir wollen transparent sein.“ Zumindest ein Teil der Wahrheit dürfte aber auch die Tatsache sein, dass das Thema nach dem Bericht dieser Redaktion nicht mehr unter dem Deckel zu halten war.
Kientz arbeitete seit Dezember 2017 als Manager für den ehemaligen Bundesligisten. In seine Amtszeit fällt der Aufstieg in die 3. Liga im Sommer 2019.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Erfolg des SV Waldhof akut bedroht