Belek. Manchmal gehen Verpflichtungen im Profi-Fußball schnell - und manchmal sogar so schnell, dass improvisiert werden muss. So wurde das Bild von Justin Butler für die offizielle Pressemitteilung des SV Waldhof beispielsweise erst am Stuttgarter Flughafen vor der Abreise nach Belek aufgenommen und auch bei der Kleiderwahl ging Tempo vor Vollständigkeit. Über seinen grauen Kapuzenpulli zog sich der Neuzugang der Mannheimer am Sonntagmittag noch schnell eine schwarze Winterjacke mit Vereinsemblem und fertig war das Bild.
„Mittlerweile habe ich aber alles zusammen“, grinst der 20-jährige Angreifer einen Tag später im Trainingslager. Nur bei der Nummer muss für den Leih-Spieler aus Ingolstadt noch nachjustiert werden. Statt der 14, mit der das Sturm-Talent momentan noch über den türkischen Rasen der Hotelanlage in Belek fegt, soll es künftig die 31 sein.
Drittliga-Debüt gegen den SVW
Mit dieser Zahl verbindet Butler schließlich einen großen Schritt in seiner noch jungen Karriere. „Die hatte ich in meinem ersten Profi-Jahr beim FC Ingolstadt “, erinnert sich der gelernte Angreifer gerne an sein Drittliga-Debüt im Juni 2020 - und da kommt wieder der SV Waldhof ins Spiel. Beim 2:0-Heimsieg gegen die Mannheimer wurde der damals 19-jährige Youngster kurz vor Schluss eingewechselt und erlebte ein Jahr später nach 14 Einsätzen und einem Tor auch den Aufstieg der Bayern in Liga zwei mit.
Eine Klasse höher lief es allerdings nicht nur für die „Schanzer“ alles andere als gewünscht. Ingolstadt ist zur Halbzeit abgeschlagen Letzter und nach einem Mittelfußbruch gleich zu Beginn der Saison kam auch Justin Butler bislang nur zu fünf Kurzeinsätzen. Jetzt soll er beim Waldhof Spielpraxis sammeln, bevor es im Sommer wieder zum FCI geht. Eine Kaufoption für den SVW ist nicht vorgesehen.
Dass er in Mannheim mit Dominik Martinovic einen der besten Torschützen und Scorer der 3. Liga vor sich hat, ist dem gebürtigen Augsburger bewusst. „Das wird natürlich nicht ganz so einfach und war mir klar“, weiß Butler um die Herausforderung, doch der Sohn eines US-Amerikaners und einer Deutschen nimmt sie an. „Ich werde mein Bestes geben und hart an mir arbeiten, damit ich auf meine Zeit komme“, hat Butler sichtlich Lust auf die Zwischenstation in Mannheim, zu der ihm auch sein mittlerweile nach Braunschweig abgewanderter Ex-Teamkollege Jan-Hendrik Marx geraten hat. Und der muss es schließlich wissen: Marx war von 2019 bis 2021 beim SVW am Ball.
Freuen können sich die Mannheimer auf einen bestens ausgebildeten Angreifer, der vom FC Augsburg zum FC Bayern München ging, dort bis zu den U-19-Junioren spielte und auch schon in der Regionalliga-Mannschaft ran durfte. „Das war schon etwas Großes, von dem ich nie dachte, dass es passiert“, erinnert sich Butler gerne an diese prägende Station zurück. Stürmer-Training mit Miroslav Klose, der heutige Hoffenheim-Coach Sebastian Hoeneß oder Nachwuchs-Chef Hermann Gerland - sie alle kreuzten Butlers bisherigen Weg und hinterließen Eindrücke. „Da konnte man schon einiges mitnehmen“, erinnert sich der 1,85 Meter große Athlet, der dem Waldhof nun neue Optionen im Angriff geben soll.
Stolze elf Zentimeter mehr bringt sogar sein zehn Jahre älterer Bruder Brian, der sich als Zweitliga-Basketballer einen Namen gemacht hat, an die Messlatte. Ob er da mit ein etwas Neid nach oben schaut? „Nein“, lacht Butler. „Zu groß ist auch nicht gut“, sagt der Neue beim SVW und Größe ist schließlich nicht alles. „Beim Kopfballspiel habe ich nämlich noch Luft nach oben“, räumt der 20-Jährige selbstkritisch ein und hofft, sich demnächst wieder für die Auswahl-Teams der USA empfehlen zu können. Die U-20-WM verpasste er zuletzt wegen der Corona-bedingten Absage des Turniers.
Weitere Transfers wahrscheinlich
Trainer Patrick Glöckner ist ebenfalls zufrieden mit dem Transfer, der nach dem ersten gegenseitigen Kennenlernen am vergangenen Donnerstag dann an Neujahr fix gemacht wurde. „Wir wollten noch einen großen Stoßstürmer mit einer guten Präsenz. Das bringt er alles mit und erfüllt auch die U-23-Regel“, sagt Glöckner, der darauf hofft, dass Butler sein Talent auch unter Beweis stellen kann. „Mit seiner Art und Weise, Fußball zu spielen, bringt er genau das mit, was uns manchmal gefehlt hat“, sagt der Coach, schließt einen weiteren Griff in die offensive Transferkiste deshalb aber keinesfalls aus. „Wir haben weiter alle Augen und Ohren offen“, betont der 45-Jährige. Und wie schnell es manchmal im Profi-Geschäft gehen kann, hat ja gerade die Verpflichtung von Justin Butler gezeigt.
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