Mannheim. Der Traum vom Achtelfinale ist für den SV Waldhof beendet. Der Mannheimer Drittligist unterlag am Mittwochabend in der 2. Runde des DFB-Pokals trotz eines aufopferungsvollen Kampfes vor 14 651 Zuschauern nach Verlängerung mit 1:3 (1:1, 1:1) gegen den Bundesligisten 1.FC Union Berlin. Dabei waren die Mannheimer lange Zeit auf Augenhöhe, mussten am Ende aber dem Kräfteverschleiß Tribut zollen. Die frühe Führung durch Alexander Rossipal (4.), glich Kevin Behrens für die Berliner aus (18.). Taiwo Awoniyi traf entscheidend für die „Eisernen“ in der Verlängerung (94.), Behrens zerstörte den Wunsch nach einer „magischen Nacht“, die sich Waldhof-Präsident Bernd Beetz noch vor der Partie erhofft hatte, endgültig (118.).
Unterstützt von einer zündenden Pyro-Show auf der OST-Tribüne begann der Waldhof nach zehn Minuten Verspätung wegen des großen Andrangs mit der Elf, die zuletzt gegen Zwickau 1:1 gespielt hatte. Aufgrund des jüngsten Corona-Bebens hatte Trainer Glöckner auch gar keine großen Alternativen. Neu im Kader war immerhin Innenverteidiger Jesper Verlaat, der seine Quarantäne hinter sich gebracht hatte.
Und den Knalleffekt gab es nicht nur auf den Rängen, sondern auch sofort auf dem Platz: Es waren keine vier Minuten gespielt und es stand schon 1:0 für den Außenseiter. Nach einer Ecke von Marc Schnatterer kam der Ball wieder zum Routinier auf die rechte Seite und dessen scharf vors Tor gezogene Flanke konnte Union-Keeper Frederik Rönnow nur nach vorne in den Fünf-Meter-Raum abwehren. Dort war Verteidiger Rossipal nach der Ecke instinktiv richtig geblieben, stand goldrichtig und erzielte die Mannheimer Führung.
Entsprechend war sofort Pokal-Stimmung im ausverkauften Carl-Benz-Stadion, doch Union Berlin war natürlich erfahren genug, sich so früh noch nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Zwar brachten die Hauptstädter nichts Zwingendes zustande, am Ende genügte aber ein langer Ball auf die rechte Außenbahn, der den Ausgleich einleitete. Anton Donkor verlor das Duell gegen Sheraldo Becker, in der Mitte kam Niklas Sommer nach Beckers Flanke nicht gegen Andreas Voglsammer an und der Ex-Sandhausener Behrens verwandelte dessen Kopfball-Ablage humorlos per Volley zum 1:1 (18.).
SV Waldhof - Union Berlin
Waldhof: J.-C. Bartels - N. Sommer, Seegert (91. Gohlke), Rossipal, Donkor - Russo (79. F. Wagner), Höger - Costly (79. Boyamba), Lebeau (101. Ünlücifci), Schnatterer - Jurcher (62. Martinovic).
Berlin: Rönnow - Jaeckel, Knoche, Baumgartl - Trimmel (102. Wszolek), Prömel, Oczipka (90. Gießelmann) - Haraguchi (72. Teuchert) - S. Becker (72. Awoniyi), Voglsammer (57. Khedira) - K. Behrens.
Schiedsrichter: Benjamin Brand (Gerolzhofen).
Zuschauer: 14 651.
Tore: 1:0 Rossipal (4.), 1:1 K. Behrens (18.), 1:2 Awoniyi (94.), 1:3 K. Behrens (118.).
Gelbe Karten: F. Wagner (1), N. Sommer (1) / S. Becker (1), Jaeckel (1), Gießelmann (1).
Beste Spieler: Rossipal, Lebeau / K. Behrens, Awoniyi.
Im Zusammenspiel der drei Union-Stürmer blitzte das erste Mal so etwas wie ein Klassenunterschied auf, was sich vom Rest des ersten Durchgangs dagegen nicht behaupten ließ. Der Waldhof ließ nichts zu, hatte allerdings auch keine gefährlichen Situationen Richtung gegnerisches Tor mehr. Es war eine Partie auf Augenhöhe, in der die Mannheimer bestens mithielten. „Das Ergebnis geht in Ordnung“, befand der ehemalige Waldhof-Coach Kenan Kocak in der Halbzeitpause beim übertragenden TV-Sender Sky. „Waldhof macht es sehr gut, bei Berlin sieht man, dass sie einige Spiele in den Knochen haben“, meinte Kocak, inzwischen Co-Trainer von Stefan Kuntz bei der türkischen Nationalmannschaft.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs erspielte sich der SV Waldhof dann sogar klare Vorteile. Die erneute Führung hatte zunächst Adrien Lebeau auf dem Fuß, doch aus 15 Metern versprang der Ball noch kurz vor seinem Schuss, die Kugel landete links neben dem Tor (46.). Nur kurz danach bediente der quirlige Franzose den stark aufspielenden Gillian Jurcher in Richtung Strafraum, am Ende wurde der Winkel allerdings zu spitz und Jurchers Versuch landetet neben dem langen Pfosten.
Diese Chancen ausgelassen zu haben rächte sich ungefähr nach 70 Spielminuten, Berlin bekam kräftemäßig nun immer mehr Oberwasser, der Waldhof geriet in den Verteidigungsmodus und der eingewechselte Stürmer Dominik Martinovic musste nach einer Ecke sogar auf der eigenen Linie klären (75.). Der Waldhof drehte danach nochmals auf und wollte die Entscheidung, allerdings wurden da einige Waldhof-Kicker bereits von den ersten Krämpfen geplagt. Am Ende retteten sich die Kurpfälzer dank einer Parade von Jan-Christoph Bartels gegen Taiwo Awoniyi in die Verlängerung (90.+2).
Doch was dem nigerianischen Nationalspieler in der regulären Spielzeit nicht gelang, machte er direkt nach dem Wiederanpfiff besser. Nach einem vor dem Strafraum nicht sauber geklärten Ball, genügte Awoniyi schon wenig Raum für eine Drehung und einen platzierten Schuss - 1:2 (94.). Von diesem Stimmungskiller erholte sich der ramponierte Waldhof nicht mehr.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Erfolg des SV Waldhof akut bedroht