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Frust beim SV Waldhof Mannheim nach Spiel gegen SV Verl: Tor "geklaut"

Der SV Waldhof Mannheim ärgert sich über einen Schiedsrichter-Fehler beim 1:1 vom Sonntagnachmittag in Verl. Und das aus gutem Grund

Von 
Marc Stevermüer
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Zu früh gefreut: Terrence Boyd trifft, doch sein Treffer wird fälschlicherweise aberkannt © Pix

Mannheim/Verl. Der SC Verl gehört gewiss nicht zu den großen deutschen Fußballclubs. Aber das Stadion des Drittligisten ist nun mal ein echtes Schmuckkästchen, auf das alle stolz sein können. Die Mini-Arena mit ihren 5207 Plätzen steht mitten in einem Wohngebiet, irgendwo in der ostwestfälischen Provinz.

Der rechteckige Bau mit schicker VIP-Tribüne auf der Osttribüne fällt neben den ganzen Einfamilienhäusern mit den gepflegten Gärten nicht einmal sonderlich auf. Das Stadion ist klein. Sogar so klein, dass sich die Umkleidekabinen für die Mannschaften nicht in der Arena befinden, sondern in einem separaten Gebäude. Und um dorthin zu gelangen, müssen die Spieler erst an der Stehplatztribüne der Heimfans vorbei und dann einen Innenhof durchqueren.

Schiedsrichter erkennt Waldhof-Treffer in Verl nicht an

Nach dem 1:1 des SV Waldhof in Verl standen in genau diesem Innenhof einige Mannheimer Profis. Sie zeigten in diesem Moment leibhaftig, dass der Fußball ein permanenter Ausschlag von Emotionen ist. Weil die SVW-Kicker nicht glauben konnten, was sie da auf einem Smartphone sahen. Gespannt blickten die Waldhöfer auf eine Videosequenz. Allen voran Terrence Boyd. Und das aus gutem Grund: Nach seiner Einwechslung hatte der Angreifer den vermeintlichen Siegtreffer erzielt (87.). Doch Schiedsrichter Felix Wagner gab das Tor bei seinem ersten Drittligaeinsatz nicht, sondern sah zuvor ein angebliches Foulspiel von Niklas Hoffmann am Verler Torwart Philipp Schulze. Eine Fehlentscheidung.

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„Was wir für ein Unglück haben. Es tut mir leid, er ist selbst schuld“, fluchte Boyd beim ersten Blick auf die Bilder leicht entsetzt. Ohne dabei allerdings genau zu erklären, wer denn mit „er“ gemeint ist. Man konnte es sich jedoch denken. Der Waldhof-Stürmer dürfte den Verler Schlussmann im Sinn gehabt haben, der durch den Strafraum irrte und in Hoffmann hineinlief. Und nicht umgekehrt.

Der SV Waldhof fühlt sich gegen Verl erneut benachteiligt

„Der sieht einen Geist“, rief Boyd dann noch leicht sarkastisch hinterher, als er die Zeitlupe sah. Das Entsetzen in seinem Gesicht wich jetzt einer gewissen Form von Fassungslosigkeit. Wenngleich auch hier offenblieb, wer in diesem Fall „der“ ist. Es liegt nahe, dass Schiedsrichter Wagner gemeint war. Denn von einem Mannheimer wurde der SC-Keeper auf keinen Fall gefoult. Und auch von keinem anderen.

Die These vom Geist war verständlich, weshalb Boyd entsprechend frustriert in Richtung Kabine stapfte - ohne jedoch wütend zu werden. Im Gegenteil: Der Stürmer wirkte trotz aller Enttäuschung eher aufgeräumt als aufgebracht und nahm diese boshafte Pointe des Schicksals hin. Was für ihn spricht. Denn der SVW fühlte sich erneut benachteiligt.

Dem SV Waldhof zwei Punkte geklaut?

Anthony Loviso zählte „die dritte oder vierte Fehlentscheidung gegen uns“ in der noch kurzen Saison. „Da ist ja gar nichts gewesen“, schimpfte der Technische Leiter Sport der Mannheimer mit Blick auf Hoffmanns angebliches Foul. Und in der Tat gab es zu dieser Szene keine zwei Meinungen. Genauso hätte er sagen können, dass die Vereinsfarben des SVW blau und schwarz sind. Da hätte ebenfalls niemand widersprochen. Was mit Blick auf Boyds Treffer auch nicht SC-Trainer Alexander Ende tat: „Da hatten wir Glück.“ Und der Waldhof Pech.



Loviso sprach von „zwei Punkten“, die man „geklaut“ bekommen habe. Eine verständliche Sichtweise, zu der aber ebenso eine differenziertere Betrachtung gehört. Denn auch wenn am Ende „nur“ ein Zähler heraussprang, stimmte lange Zeit trotzdem die Leistung. Nachdem Felix Lohkemper den Waldhof in Führung gebracht hatte (15.), sah es gerade in der zweiten Halbzeit nicht zwingend nach einem Verler Ausgleich aus. Und doch fiel noch das 1:1 durch Chilohem Onuoha (80.), ehe Boyd das späte Mannheimer Glück verwehrt blieb.

Ordentliche Leistung des SVW - aber wieder ein Gegentor

„Ich bin mit der gesamten Leistung meiner Mannschaft zufrieden“, sagte Trainer Marco Antwerpen, der sein Team mit einer Dreierkette verteidigen ließ. In der ersten Halbzeit schlichen sich in dieser Formation einige Ungenauigkeiten ein. Die spielstarken Verler kamen zu ein paar guten Möglichkeiten. Und trotzdem wirkte der Waldhof durchaus stabil, er fühlte sich mit zunehmender Spieldauer vor allem immer wohler in diesem System. Dass es trotzdem nur zu einem 1:1 reichte, ist deswegen ärgerlich. Doch der ordentliche Auftritt beendete zumindest einmal den Abwärtstrend und sorgt für Ruhe, weil aus dem Fehlstart nicht noch die erste große Krise wurde.

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Loviso freute sich deshalb bei allem Ärger auch über eine „deutliche Steigerung gegenüber der zweiten Halbzeit gegen Viktoria Köln“. Ohne damit allerdings komplett zufrieden zu sein. Denn unabhängig von Boyds nicht gegebenem Tor und der überwiegenden Spielkontrolle nach dem Seitenwechsel verlangte er auch nach einer weiteren Steigerung: „Wir müssen ein bisschen mehr zeigen.“ Im Endeffekt fiel der späte Ausgleich deutlich zu einfach, was zu zwei Diskussionsebenen führte.

Waldhof-Sportchef Loviso betont "gewissen Anspruch"

Auf der einen ging es ums rein Fachliche. Und im Prinzip war das Ergebnis dieser Debatte klar. Boyds Treffer hätte zählen müssen. Die zweite Diskussion musste hingegen grundsätzlicher geführt werden. Denn wieder einmal schluckte der SVW ein Tor, das sich nicht andeutete. Wohl auch deswegen sprach Loviso davon, dass man „noch ein bisschen Arbeit“ vor sich habe.

Seine Worte klangen gewiss nicht sorgenvoll, sie waren eher im Sinne einer Aufforderung gemeint. Vielleicht auch als Mahnung, als leidenschaftlicher Appell. Und als Erinnerung. Der 33-Jährige verwies auf die „gewissen Ansprüche“, die der SV Waldhof habe. Und dazu passt die bisherige Punktausbeute eben nicht.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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