Mannheim/Düsseldorf. Nur wenige kennen den neuen Waldhof-Trainer Christian Neidhart so gut wie Martin Wagner (35). Sechs Jahre lang spielte der Mann fürs offensive Mittelfeld als Kapitän beim SV Meppen unter Neidhart. Gemeinsam stiegen beide in der Relegation 2017 in die 3. Liga auf – im Elfmeterschießen gegen den SVW. Zwischen 2011 und 2013 lief Wagner außerdem für den Waldhof auf. Im Interview erklärt der gebürtige Regensburger, mittlerweile Spielertrainer beim NRW-Oberligisten SC Düsseldorf-West, den Menschen und Trainer Christian Neidhart.
Herr Wagner, was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie den Namen Christian Neidhart hören?
Martin Wagner: Erst einmal eine schöne Zeit zusammen. Er hat mich damals zum SV Meppen geholt und wir haben sechs Jahre miteinander gearbeitet. Der Aufstieg 2017 und die zwei Jahre in der 3. Liga haben uns natürlich zusammengeschweißt. Er ist einfach ein überragender Typ und für jede Mannschaft und jeden Club ein Gewinn. Der SV Waldhof kann sich wirklich auf ihn freuen.
Passt er zum SV Waldhof?
Wagner: Ja, er passt perfekt zu einem Arbeiterverein mit vielen Fans. Christian verlangt ehrlichen Fußball, das wollen auch die Fans in Mannheim sehen. Als ich gehört habe, dass er zu Waldhof geht, habe ich ihm sofort geschrieben und hoffe, dass er erfolgreich sein wird. Er ist ein Trainer, den es heutzutage nicht mehr so oft gibt. Er identifiziert sich voll mit den Fans und dem Verein. Das hat man in Meppen gesehen, auch in Essen.
Wie kann man Neidhart als Trainer-Typ einordnen? Eher der Kumpel der Spieler oder eher streng?
Wagner: Ich habe auch in meiner Karriere auch einige Trainer erlebt und wenn man über Christian spricht, muss man sagen: Er hat einfach dieses Händchen für die Spieler und ein Gefühl für die Mannschaft. Er kann gut in ein Team hineinhören. Klar ist es in der Kabine auch mal laut geworden, in ihm steckt aber auch das Kumpelhafte. Wir sind mit ihm durch dick und dünn gegangen.
Der Waldhof geht mit dem Ziel Aufstieg in die Saison. Ist Christian Neidhart jemand, der diesen Druck moderieren und abfedern kann?
Wagner: Auf jeden Fall. Er ist sehr erfahren und weiß ganz genau, welche Knöpfe man bei einer Mannschaft drücken muss. Klar ist der Druck in Mannheim ein anderer als damals bei uns Meppen, aber man hat in Essen gesehen, dass er auch mit solchen Situationen umgehen kann. Natürlich muss man erst einmal sehen, wie die ersten Spiele laufen. Aber ich bin absolut überzeugt davon, dass er es beim Waldhof packen wird.
Zeichnet ihn vor allen Dingen aus, dass er sich alles hart erarbeiten musste? Dass ihm sowohl als Spieler als auch als Trainer nichts in den Schoß gefallen ist?
Wagner: Das würde ich unterschreiben. Er musste sich alles hart erarbeiten, und so geht er auch mit allen Dingen um. Er ist sehr bodenständig und immer mit einer gewissen Demut dabei. Gerade wenn eine Mannschaft von außen Druck bekommt, ist ein Schuss Demut immer gut. Christian weiß, wo er herkommt und gibt das der Mannschaft immer wieder mit. Vielleicht ist das auch ein kleiner Mosaikstein, der Waldhof in der vergangenen Saison gefehlt hat, als von der Qualität der Einzelspieler vielleicht auch schon mehr möglich gewesen wäre. Wenn es gut läuft, kann es mit ihm eine Dynamik gewinnen, die nicht aufzuhalten ist.
Aus Mannheimer Perspektive geht Christian Neidhart als echtes Nordlicht durch. Geboren in Braunschweig, als Spieler fast ausschließlich im Norden unterwegs, als Trainer dann bei Wilhelmshaven, Meppen und Essen. Wird er mit der Mentalität der Menschen in Mannheim klarkommen?
Wagner: Da bin ich mir sicher, das passt wie die Faust aufs Auge. Ich kenne ja beide Seiten. Natürlich sind die Menschen in Mannheim ein bisschen offener und emotionaler. Aber er ist ein sehr offener Typ und bringt automatisch viel Identifikation mit. Vielleicht wird er es in Mannheim als Typ deshalb sogar ein bisschen einfacher haben als im Norden.
Was können denn die Waldhof-Fans für einen Spielstil erwarten?
Wagner: Er will schon dominanten Fußball sehen. Christian steht für einen offensiven, leidenschaftlichen und ehrlichen Stil. Man wird sehen, wie sich die Mannschaft aufstellt. Sicher auch mit dem einen oder anderen Neuzugang. Da können sich die Fans übrigens freuen, denn er ist stark vernetzt und hat ein gutes Händchen für Verstärkungen, die dann durch die Decke gehen.
Es ist natürlich alles ferne Zukunftsmusik, aber aus Ihren Erinnerungen ans Jahr 2017 in Meppen: Kann Christian Neidhart auch das Feierbiest bei einer Aufstiegsparty geben?
Wagner: (lacht) Ich will jetzt nicht aus dem Nähkästchen plaudern, aber da muss sich niemand Sorgen machen. Es war eine sehr schöne Aufstiegsfeier – und da haben alle ihren Beitrag geleistet.
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